Personalberatung Lüüd arbeitet vom Harburg Elbcampus aus. Partner der Handwerkskammer ist die Arbeitsagentur, eine Krankenkasse und die Stiftung Berufliche Bildung. Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Harburg sinkt leicht.
Rolf Zamponi
Harburg. Malermeister Andree Antosch ist voll des Lobs. „Die Personalberater von Lüüd haben mir nicht nur eine auf meine Bedürfnisse zugeschnittene Stellenbeschreibung aufgesetzt, sondern auch Bewerber geschickt, von denen ich jetzt einen einstellen konnte“, sagt der Firmenchef aus St. Pauli.
Lüüd-Mitarbeiterin Gülsevim Sari habe persönlich Kontakt zu ihm aufgenommen. „Das schafft Vertrauen“, sagt Antosch, der einen Betrieb mit 20 Angestellten führt. Er würde sich bei neuem Personalbedarf wieder an Lüüd wenden. „Das ist eine tolle Geschichte.“
Die Geschichte begann im März 2013, als Lüüd (übersetzt: Leute) im Harburger Elbcampus, dem Kompetenzzentrum der Hamburger Handwerkskammer, gegründet wurde. Denn der Fachkräftemangel betrifft die Handwerksbetriebe in der Hansestadt stärker als andere Branchen.
„So werden zwar oftmals Jugendliche ausgebildet, wandern dann aber in die Industrie ab, weil diese Arbeitgeber häufig höhere Löhne zahlen können“, sagt Lüüd-Projektleiterin Mareile Deterts.
Wie groß die Not ist, lässt sich daran ablesen, dass es derzeit im Durchschnitt 167 Tage dauert, bis etwa eine Stelle im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik besetzt werden kann. In Harburg sind hier allein 49 Stellen offen, hamburgweit sind es sogar fast 1200. Folge: Die Arbeitslosigkeit ist auch im März nur langsam gesunken.
So lag die Zahl der Menschen ohne Job im Hamburger Bezirk Harburg mit 8034 nur leicht unter den 8045 im Februar. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich von 10,1 auf 10,0 Prozent. Die Zahl der offenen Stellen lag mit insgesamt 1085 leicht über den 1042 von Februar. Im Vergleich zum März im Vorjahr ergibt sich insgesamt eine schlechtere Situation: Damals lag die Quote bei 7486 Arbeitslosen noch bei 7,6 Prozent.
Mit dem Frühling soll sich Lage verbessern, weil der Bedarf in Gastronomie, Bau sowie Landschaftsbau anzieht. „Der Auswahlprozess bei Jobsuchenden sowie bei den Firmen dauert derzeit wieder länger. Für uns zu lang“, sagt Ines Rosowski, die Chefin der Arbeitsagentur Harburg. „Wir würden es begrüßen, wenn Arbeitgeber mehr die Möglichkeit von Praktika nutzen würden, um Bewerbern möglicherweise eine zweite Chance zu geben.“
Eine andere Antwort auf die Fachkräftemisere ist Lüüd. Ihre sieben Mitarbeiter konzentrieren sich vom Elbcampus aus darauf, geeignetes Personal für Handwerkfirmen in ganz Hamburg zu finden, die oftmals selbst keine eigene Personalabteilung haben. Zudem geht es darum, wie gute Leute auch in den Firmen gehalten werden können sowie wie die Personalentwicklung und die Weiterbildung für die Zukunft aussehen sollen und wie die Menschen an ihren Arbeitsplätzen gesund bleiben können.
Um alle diese Aufgabe meistern zu können, arbeitet die Handwerkskammer nicht nur mit der Arbeitsagentur, sondern auch mit der Stiftung Berufliche Bildung und der Krankenkasse IKK classic zusammen, die sich als Innungskrankenkasse mit Schwerpunkt im Handwerk engagiert. Unter der Führung der Kammer, bei der Deterts angestellt ist, haben auch die anderen Partner je einen Mitarbeiter für Lüüd abgestellt. Insgesamt zählt die Beratung dazu als Pilotprojekt zur Fachkräfte-Strategie der Hansestadt.
Durch die Zusammenarbeit können die Berater auf ein großes Reservoir an Arbeitssuchenden zurückgreifen, wobei die Agentur noch über finanzielle Förderungen beraten kann. Notwenige Weiterbildungen werden an Bildungsträger vergeben. „Wir legen dabei Wert darauf, dass dies neutral geschieht. So hat noch keiner unserer Kunden bisher eine Weiterbildung bei der Stiftung angefangen“, sagt Deterts.
Gesucht werden von Handwerksfirmen derzeit vor allem Installateure im Elektro- und Telekommunikationsbereich, Sanitärtechniker und Fachleute für die Metallbranche. 260 Mal haben die Lüüd-Berater aus Harburg bisher mit verschiedenen Firmen gesprochen. Weil die Initiative vom Bundes-Arbeitsministerium gefördert wird, sind alle Beratungen kostenlos.
Für den Aufbau eines kostenfreien Gesundheitsmanagements für Firmen durch die ikk, müssen jedoch mindestens 20 Prozent der Beschäftigten Mitglied der Kasse sein. Klar ist: Die Mitarbeiter von Lüdd sind als Dienstleister Pioniere für das Handwerk. „Eine solche Partnerschaft mehrerer Personalvermittler gibt es bisher nur im Süden Hamburgs. Agentur-Chefin Rosowski. weiß: „Sie ist bundesweit einmalig.“