Das „Hospiz für den Hamburger Süden“ hat seinen Betrieb im vergangenen Dezember aufgenommen. Geplant war, einige Zeit lang nur die Hälfte der zwölf Zimmer zu belegen, damit die Arbeitsabläufe sich einfahren konnten, aber bereits seit zwei Monaten ist das Haus voll belegt
Langenbek/Hittfeld. Auch so kann ein Tagespraktikum aussehen: Alessia sitzt in einem Strandkorb und wird von der Sonne beschienen, während sie sich mit Vitor dos Santos über Fußball unterhält. Die 15-jährige ist zum „Zukunftstag“ am Blättnerring, um in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern. Der 45-jährige ist zum Sterben hier. Alessias Praktikumsplatz ist das „Hospiz für den Hamburger Süden“.
„Im Fach Werte und Normen haben wir uns mit dem Thema Krankheit und Tod befasst", sagt die Schülerin. „Dabei haben wir auch über Hospize im Allgemeinen und besonders über das Harburger Hospiz gesprochen. So kam ich auf die Idee, hier mein Praktikum zu machen. Das Sterben gehört zum Leben, wie alles andere auch.“
Alessias Schule, das Gymnasium Hittfeld, engagiert sich auch außehalb des Zukunftstages für das Hospiz. So sammelte das Gymnasium bei diversen Versanstaltungen in den letzten Monaten Spenden für das Haus ein. Bereits am Mittwoch hatte eine Delegation der Schule dem Hospiz die Erlöse der Sammlung überreicht. 2500 Euro waren zusammengekommen. Diese wird das Haus für den allgemeinen medizinischen Bedarf und auf Wunch der Schüler auch für Duftöle verwenden. Die Öle sollen helfen, den Gästen des Hospizes die letzten Tage zu verschönern.
Zusammen mit den beiden anderen Zukunftstagspraktikanten Luca und Nicole konnte Alessia auch eine Anwendung der Duftöle miterleben. Ein Hospizgast erhielt eine Aromamassage und hatte keine Einwände, dass die Jugendlichen dabei anwesend waren.
Ansonsten verlief das Schnupperpraktikum der Drei nicht anders, als woanders auch: Morgens gab es eine Einweisung in den Betriebsablauf, dann halfen die Schüler bei den Frühstücksvorbereitungen und bei der Versorgung der Hospizgäste und bereiteten das Mittagessen mit vor. Nachmittags hatten sie Zeit, den Gästen Gesellschaft zu leisten, denen danach war.
Das „Hospiz für den Hamburger Süden" hat seinen Betrieb im letzten Dezember aufgenommen. Geplant war, einige Zeit lang nur die Hälfte der zwölf Zimmer zu belegen, damit die Arbeitsabläufe sich einfahren konnten, aber bereits seit zwei Monaten das Haus voll belegt. „Schwierigkeiten hatten wir aber trotzdem keine“, sagt Pflegedienstleiterin Marion Basler. „Alle Kooperationen mit den örtlichen Ärzten und Apotheken haben sofort funktioniert.“
Auch die internen Abläufe klappten schnell. Das liegt unter anderem daran , dass Pflegedienstleiterin basler bereits Erfahrung in einem anderen Hospiz und auf Palliativstationen gesammlet hatte und auchdie anderen Leitubgskräfte die Zeit vor der Eröffnung genutzt hatten, um sich intensiv vorzubereiten. Seit Dezember musste sich das Haus bereits von 31 Gästen verabschieden. Im Durchschnitt verweilen die Gäste 28 Tage. 20 angestellte Mitarbeiter und mindestens noch einmal soviel ehrenamtliche Helfer sorgen dafür, dass die Gästen ihre letzten Tage genießen können. Dabei haben die Hospiz-Kräfte schon soviel Erfahrung gesammelt, dass sie sie jetzt bereits beim Zukunftstag weitergeben konnten.
Vitor dos Santos freut das Engagement der Jugendlichen. „Als ich jung war, wollte ich von Krankheit, Alter und Tod nichts wissen“, erinnert er sich. „Ich habe um Alte und Kranke einen Bogen gemacht. Deshald finde ich es ganz toll, dass diese drei hierher gekommen sind.“
Mit Alessia sprach er viel über sein Heimatland Portugal. Er stammt aus Viseu, das liegt in den nordportugiesischen Bergen und ist in Portugal für seine Steinbrüche bekannt. Aber auch vom schicken Lissabon berichtete er der Schülerin. „Ich weiß jetzt, dass man mindestens eine Woche braucht, um sich ganz Lissabon anzusehen“, sagt Alessia.
Außer Alessia, Nicole und Luca waren an diesem Tag noch viele andere, viel kleinere Schüler zu Besuch: Die Klasse 2b der Grundschule Scheeßeler Kehre hatte Osterdekoration gebastelt und spontan dem Hospiz gespendet. Die drei Tagespraktikanten halfen unter anderem, die gespendeten Pappeier an die Fenster zu kleben. Außer solchen Spenden und ehrenamtlicher Hilfe sind dem Hospiz auch Geldspenden stets willkommen. Jedes Jahr braucht das Haus knapp 300.000 Euro von Wohltätern, um den Betrieb zu finanzieren, denn die Kassen zahlen nicht alles.
Auf der Terrasse haben Alessia und Vitor dos Santos das Thema Fußball für sich entdeckt. Dos Santos ist Fan von Ronaldo. Alessia ist Abwehrspielerin beim TuS Fleestedt und hat wenig Sympathie für flinke Stürmer. Darüber lässt sich lange reden. Die Sonne scheint ja.