Gegen den 18-Jährigen wird wegen dringenden Tatverdachts ermittelt. Was den jungen Mann so stark belastet, dass er schließlich dem Haftrichter vorgeführt wurde, bleibt noch immer geheim.

Neu Wulmstorf. Im Fall der getöteten elf Jahre alten Aya aus Neu Wulmstorf kommen immer mehr Details ans Licht. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Stade steht jedoch offensichtlich auf tönernen Füßen. Festgenommen wurde, so das offizielle Statement, ein 18-Jähriger aus dem „familiären Umfeld“. Dabei soll es sich um den Bruder des kleinen Mädchens handeln. Dieser hatte zu dem Vorwurf keine Angaben gemacht und wird, so sickerte es aus Kreisen der Ermittlungsbehörden durch, auch in naher Zukunft keine Aussage machen.

Aya war am Freitag verschwunden. Wer genau das Mädchen vermisst gemeldet hatte, wollten die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, heißt es offiziell von der zuständigen Staatsanwaltschaft. In der Nacht zu Sonnabend war das kleine Mädchen tot im Gartenschuppen auf dem Grundstück des Elternhauses an der Theodor-Heuss-Straße gefunden. Der Vater ist Ingenieur, die Mutter Ärztin.

Seit Sonnabendmorgen ermittelt eine 24-köpfige Mordkommission. Sie stellte auch den dringenden Tatverdacht gegen den 18-Jährigen her. Was den jungen Mann so stark belastet, dass er schließlich dem Haftrichter vorgeführt wurde, blieb jedoch ebenfalls geheim. In den vergangenen Tagen befragten die Ermittler nicht nur intensiv die Familie, auch bei zahlreichen Anwohnern war die Polizei. Dennoch ist es offenbar nicht gelungen, den letzten Tag im Leben der Elfjährigen zu rekonstruieren.

Vor Ort zeugen nur noch wenige Spuren von dem Verbrechen. Die Rollläden des Reihenhauses, in dem Aya mit ihrer Familie lebte, sind heruntergelassen. Vor dem Schloss an der Haustür klebt ein gelbes Siegel der Kriminalpolizei, auf den Treppenstufen liegt einsam ein Strauß Tulpen. In den Köpfen vieler Nachbarn ist der Vorfall deutlich präsenter, doch nur wenige wollen sich zu dem Fall äußern. Zu verstörend ist der Tod des Mädchens, zu viele Kamerateams und Journalisten waren in den vergangenen Stunden auf der Jagd nach Antworten.

Nur eine Nachbarin öffnet die Tür. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das Mädchen tot ist“, sagt sie und kämpft sichtlich mit den Tränen. Sie erzählt von Ayas Familie. Die sei immer sehr freundlich gewesen. Besonders positiv aufgefallen ist der Nachbarin, dass vor allem Ahmed, der älteste Sohn, sich liebevoll um seine jüngeren Schwestern kümmerte. Die Jüngste ist gerade mal drei Jahre alt. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass Ahmed das getan haben soll“, sagt die Nachbarin erschüttert.

Auch im nahe gelegenen Einkaufszentrum an der Neu Wulmstorfer Bahnhofsstraße ist das schreckliche Verbrechen ein Thema. Natürlich. „Wer immer es gewesen ist, der Täter gehört ins Gefängnis“, meint ein älterer Herr beim Bäcker klar. „Ein Kind umzubringen, das ist das Schlimmste, was es gibt“, sagt er.