Allen Unkenrufen der Linken zum Trotz sind Stadtteilschulen im Ringen um die Gunst von Schülern nicht chancenlos
Harburg . Im Kampf um die Vorschüler und Erstklässler fürs kommende Schuljahr 2014/2015 sieht sich die Hamburger Schulbehörde als Vertreterin der mehr als 200 staatlichen Schulen und 60 Gymnasien ebenso als Siegerin, wie der Katholische Schulverband mit seinen 21 Schulen. Doch wer feiert sich zu Recht und wie stellt sich die Situation speziell in Harburg dar? Das Abendblatt präsentiert die Zahlen.
Mit Stichtag 10. Februar waren an den staatlichen Grundschulen bereits 13.556 Jungen und Mädchen angemeldet worden, ein Plus von 700 oder 5,4 Prozent im Vergleich zu 2013. „Offensichtlich wollen sich mehr Schüler als im Vorjahr für staatliche und weniger für private Schulen entscheiden“, so Schulsenator Ties Rabe.
Die katholischen Schulen vermelden unterdessen an ihren 17 Grundschulstandorten 1157 Erstklässler, ein Plus von 39 oder 3,5 Prozent in Relation zum Vorjahr. „Die erneut positiven Anmeldezahlen verdeutlichen den Wunsch vieler Eltern nach einer klaren Alternative zum staatlichen Schulsystem“, wertete Schuldezernent Erhard Porten die aktuellen Zahlen.
Der Blick allein auf die Erstklässler kann ihn kaum zu diesem Fazit bewogen haben. Etwas anders sieht die Lage aus, bezieht man auch die Zahl der angemeldeten Vorschüler in die Betrachtung mit ein. Denn hier verzeichnen staatlichen Schulen bislang nur noch 7832 Anmeldungen und damit ein Minus von 413 oder 5 Prozent im Vergleich zu 2013. Während die katholischen Schulen 672 Anmeldungen registriert haben und damit ein Plus von 28 oder 4,3 Prozent.
In Harburg gibt es vor allem drei Grundschulen, die sich regen Zulaufs erfreuen: Die Schule In der Alten Forst (Eißendorf) sowie die beiden Heimfelder Schulen Grumbrechtstraße und am Kiefernberg. Das betrifft zwar nicht die Vorschulklassen in denen ganz Harburg mit 710 Anmeldungen ein Minus von 60 oder 9,2 Prozent verzeichnet. Dafür aber umso mehr die Zahl der Erstklässler, wo der gesamte Bezirk 1247 Anmeldungen vermeldet, ein Plus von 91 oder 7,8 Prozent.
Die meisten Harburger ABCSchützen wurden in der Alten Forst angemeldet (135) gefolgt von Grumbrechtstraße (102) und Kiefernberg (101). Die Alte Forst hat neben der Grundschule Neugraben mit je 18 Erstklässlern mehr als 2013 auch den größten Anteil am Harburger Plus. Hier übrigens wirkt sich die folgenreiche Entscheidung des Katholischen Schulverbands, den Stadtteilschulzweig der Katholischen Schule Neugraben abzuwickeln, ganz eindeutig zugunsten der staatlichen Schulen aus.
Wirklich kurios wird’s aber, wenn Porten eine deutliche Stärkung des Stadtteilschulstandortes Harburg konstatiert. Dort hätten sich statt 45 jetzt 73 Schüler angemeldet, ein fettes Plus von 62 Prozent im Vergleich zu 2013. Das allerdings ist kaum verwunderlich, nachdem der Verband in Neugraben gar keine fünften Klassen mehr bildet.
Rätselhaft bleibt auch, warum die Fraktion Die Linke die (vorläufigen Ergebnisse) der jüngsten Anmelderunde als deutlichen Beleg dafür sieht, Stadtteilschulen (STS) seien im Vergleich zu Gymnasien klar im Hintertreffen. „Wir können nun wirklich nicht von zwei gleichberechtigten Säulen bei den weiterführenden Schulen sprechen“, hatte Sabine Boeddinghaus kommentiert.
Die dem Abenblatt vorliegenden Zahlen geben solch ein Fazit nicht her. Nicht nur, dass die Goethe-Schule Harburg (GSH) und die Schule Maretstraße mit einem Plus von je 41 Anmeldungen gegenüber 2013 die zweithöchsten Steigerungsraten aller Hamburger Stadtteilschulen überhaupt aufweisen. Mit vorerst 224 Anmeldungen liegt die GSH derzeit auch auf Rang zwei aller Hamburger STS hinter der Julius-Leber- Schule in Schnelsen (232).
Überhaupt sind die sechs Harburger Stadtteilschulen bestens nachgefragt. Insgesamt vereinen sie 604 Anmeldungen auf sich, ein Plus von 113 oder 23 Prozent im Vergleich zu 2013. Die fünf Gymnasien im Bezirk verzeichnen derweil insgesamt 577 Anmeldungen, ein Plus von 98 oder 20,4 Prozent. Den größten Zulauf hat das Gymnasium Süderelbe mit 162 Anmeldungen, gefolgt vom Heimfelder Ebert-Gymnasium mit 128. Das höchste Anmeldeplus vermeldet das Gymnasium Süderelbe mit 37, gefolgt vom Heimfelder Heisenberg- Gymnasium (34) und dem Rönneburger Humboldt-Gymnasium (32). Natürlich gibt es auch Verlierer. So registrierte die Lessing-Stadtteilschule 25 Anmeldungen weniger als 2013, die STS Ehestorfer Weg 4. Das Kant-Gymnasium muss sogar 22 Anmeldungen weniger verkraften als noch im Vorjahr.
So gesehen geht der Vorwurf der Linken ins Leere, die Stadtteilschulen würden unter dem von der Schulbehörde herausgegebenen „ungerechten Abiturranking“ leiden. Und die These, dass „eine große Zahl von Eltern“ ihr Kind nicht in die Stadtteilschulen schickt, weil dort „die Umsetzung der Inklusion „unter schwierigen Rahmenbedingungen und schlechter Ressourcenausstattung stattfindet“, lässt sich derzeit auch nicht erhärten.