116 Asylbewerber sollen in den nächsten Wochen in Tostedt ein neues Zuhause finden. Sie kommen vor allem aus Syrien und Somalia. Die Tostedt haben sich zusammen gesetzt, um ihnen bei der Integration zu helfen.
Tostedt 116 Asylbewerber sollen ab Mitte April ein neues Zuhause in Tostedt finden. Damit sich die Menschen aus Krisengebieten wie Sudan oder Syrien schnell in der Gemeinde einleben, machen sich zahlreiche Tostedter Bürger schon heute Gedanken darüber, wie ein gutes Miteinander dauerhaft gelingen kann. Unterstützung bekommen sie vom Landkreis Harburg sowie der Politik und den Gemeindevertretern vor Ort. Die hatten zu einem Informationsgespräch ins Rathaus geladen.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Anzahl der Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, von 77.000 auf 150.000 nahezu verdoppelt. Entsprechend wächst auch die Anzahl der Flüchtlinge, die der Landkreis Harburg auf seinem Gebiet unterbringen muss. Die meisten der bislang eingetroffenen 450 Personen kamen dabei aus Krisengebieten wie Somalia, Sudan, Syrien und Afghanistan. „Somalia hat seit 2012 eine neue Regierung. Es gibt keine funktionierende Staatsgewalt. Das Land und die Menschen sind geprägt von Bürgerkriegen und einer Dürreperiode. 70 Prozent der Bevölkerung hat keinen Zugang zu frischem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Und in den anderen genannten Ländern ist die Situation keineswegs besser“, sagte Reiner Kaminski, Sozialdezernent des Landkreises Harburg.
Vor diesem Hintergrund sei es durchaus nachvollziehbar, dass Menschen sich auf den Weg machten, um woanders ein besseres Leben führen zu können. Diejenigen, die dafür mutig und stark genug seien, und schließlich im Landkreis Harburg ankämen, hätten außerdem oft eine jahrelange Flucht hinter sich. „Deshalb sollten wir jetzt alles dafür tun, dass sie gut und geschützt bei uns untergebracht werden“, sagte Kaminski.
Damit das auch kurzfristig gelinge, lässt die Kreisverwaltung nun in vielen Gemeinden in der Region Wohncontainer aufstellen. Zwei davon sollen bis Ende März auf dem Gelände Wellerstraße/Elsterbogen und am Helferichheim in Tostedt montiert werden. Weil es sich dabei um soziale Einrichtungen handelt, sei der Landkreis in der Lage, auf fünf Jahre befristete Baugenehmigungen zu erteilen.
Der Standort in Tostedt sei auch deshalb für eine Unterbringung geeignet, weil er den Asylbewerbern eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr biete und ihnen die Selbstversorgung ermögliche. „Die Ausstattung der Container ist außerdem um Lichtjahre besser als in den 90er Jahren, als wir viel mehr Flüchtlinge in Tostedt unterbringen mussten“, fügte Ordnungsamtsleiter Dieter Hellberg hinzu. „Und auch damals haben wir es in Tostedt mit bürgerschaftlicher Gemeinschaftsarbeit geschafft, die Menschen zu integrieren.“ Wichtig sei es, den Flüchtlingen das Gefühl zu geben, dass sie in Tostedt willkommen sind, sagte Pastor Gerald Meier.
Ulli Graß vom „Forum für Zivilcourage“ fügte an, dass auch ein politisches Signal nach außen in dieser Hinsicht wichtig sei. „Wir sollten klar machen, dass die Tostedter sich auf die Asylbewerber freuen“, so Graß. Weitgreifende und ausgefeilte Konzepte seien dabei zunächst zweitrangig.
Kreispressesprecher Johannes Freudewald betonte, dass es sich bei den ankommenden Menschen oft um schwer traumatisierte Menschen handele, die lange brauchten, um überhaupt Vertrauen zu fassen. „Die benötigen nicht vom ersten Tag an ein Rundum-Sorglos-Paket mit vielen Angeboten. Sowas muss sich entwickeln.“ Bewährt hätten sich in anderen Städten wie Buchholz und Winsen bereits öffentliche Treffpunkte und Orte der Begegnungen, wo Einwohner und Asylbewerber locker miteinander ins Gespräch kommen können.
Die Anwesenden verständigten sich darauf, zunächst Ausschau nach geeigneten ehrenamtlichen Helfern zu halten, die Lust haben, konstruktiv die Tostedter Willkommenskultur mitzugestalten. Die örtlichen Sportvereine und andere Institutionen signalisierten ebenfalls, dass sie sich mit eigenen Angeboten in die Arbeit einbringen werden. Dabei stehen allen Tostedtern sowohl Ute Köchel von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe im Landkreis Harburg unter der Telefonnummer 04171/693662 sowie Ewald Wehkamp von der Gemeinde Tostedt unter der Telefonnummer 04182/298-254 mit Rat und Tat zur Seite.