Für 550.000 Euro soll das gotische Gewölbe in eine stadtgeschichtliche Dependance des Helms-Museums umgewandelt werden. Privater Investor hat mietfreie Nutzung für 20 Jahre zugesagt.
Harburg. Das Helms-Museum hat jetzt seine Pläne konkretisiert, wie und wo die stadtgeschichtlich bedeutsamen Grabungsfunde präsentiert werden sollen. Laut Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss habe man jetzt einen „authentischen Ort“ gefunden, der dafür wie kaum ein zweiter geeignet sei: das gotische Kellergewölbe des Harburger Schlosses auf der Schlossinsel im Binnenhafen.
„Zweifellos war das Schloss die historische Keimzelle Harburgs“, so Weiss. Dass dem Museum gerade dort jetzt Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, um wichtige Exponate einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sei ein großer Glücksfall. Ermöglicht hat ihn der neue Besitzer des Schlosses, Norbert Heymann.
Der private Investor, der die Reste des im 19. Jahrhundert in eine Werftanlage integrierten Schlosses 2012 erworben hatte, ist dem Vernehmen nach bereit, dem Museum das Kellergewölbe auf 20 Jahre kosten- und mietfrei zur Verfügung zu stellen. „Nur so lässt sich solch ein Ausstellungsprojekt überhaupt seriös finanzieren“, sagt Weiss.
Archäologische Schätze langfristig in einem attraktiven Rahmen zu zeigen, ist von jeher mit vielerlei Schwierigkeiten behaftet. Zum einen gilt es, die Funde vor dem Verfall durch natürliche Einflüsse zu schützen, aber auch vor mutwilliger Zerstörung durch Vandalismus.
Gläserne Abdeckungen wie im Fall des Domplatzes am Speersort in der Hamburger City haben sich nur bedingt als tauglich erwiesen. „Bullaugen im Boden laufen gern mal durch Kondenswasser von innen an, sodass nichts mehr zu erkennen ist“, erklärt Weiss.
Dieses Problem wird es in Hamburgs ältestem, nicht kirchlich genutztem „sakralem“ Oktogon aus dem 15 Jahrhundert nicht geben. „Das Kellergewölbe des Harburger Schlosses bietet vielfältige Möglichkeiten, unsere archäologischen Schätze in einer eigenen Dependance des Museums zu präsentieren“, sagt Dr. Melanie Leonhard, Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte im Helms-Museum.
Bei seinen Recherchen hat das Museumsteam rund ein Dutzend Ausstellungskonzepte analysiert, deren Umsetzung zwischen 50.000 und 1,5 Millionen Euro gekostet haben. Die Ideen, die sie für den Harburger Schlosskeller herausgefiltert und visualisiert haben, lassen bereits erahnen, dass er sich bei entsprechender Umsetzung schnell zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickeln kann.
„Denkbar ist zum Beispiel, Ausgrabungen im Gewölbe durch eine abdeckende Glasplatte zu zeigen. Doch auch alte Planzeichnungen bieten sich für den Fußboden an“, so Melanie Leonhard. Je nach Auflagen des Denkmalschutzes könnten alte Stiche und andere historische Darstellungen entweder direkt auf die Grundmauern oder auf schützende Leinwände projiziert werden. „Und transparente Vitrinen sollen weitere wertvolle Einzelstücke aufnehmen“, sagt Melanie Leonhard.
Um die laufenden Kosten von geschätzten 11.500 Euro per annum niedrig zu halten, soll die Ausstellung zunächst einmal nur sonnabends und sonntags, jeweils von 11 bis 16 Uhr, zugänglich sein. „Um sie schnell bekannt zu machen, planen wir unter anderem eine Einbindung in die Harburger Stadtführungen“, sagt Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss.
Bereits jetzt liegt ein detailliertes Finanzierungskonzept für das Projekt vor. So sind für die konkreten Planungen 25.000 Euro veranschlagt. Die Sanierung des Kellergewölbes soll rund 250.000 Euro kosten, Elektroinstallation, eine neue Heizungsanlage und Sanitäranlagen schlagen mit 50.000 Euro zu Buche.
110.000 Euro müssen für den Trockenbau, zum Beispiel die Einrichtung eines Kassenbereichs und die Schaffung eines Notausgangs, aufgewendet werden. Für Ausstellungsplanung und Ausstellungsbau sind insgesamt 115.000 Euro vorgesehen. Die Gesamtkosten würden sich demnach auf rund 550.000 Euro belaufen.
Ein Großteil könnte durch Finanzmittel aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) der Hamburger Behörde für Stadtteilentwicklung und Umwelt (BSU) bereitgestellt werden. Zuvor sollen indes Gutachter über Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit befinden.
Gibt es keine gravierenden Einwände seitens der kontrollierenden Finanzspezialisten könnte schon im Mai dieses Jahres mit den notwendigen Arbeiten begonnen werden. Und wenn alles läuft, wie geplant, sollen bereits im Oktober 2015 die ersten Besucher durchs Kellergewölbe pilgern. Um Harburgs Siedlungsgeschichte an seinem Ursprungsort hautnah zu erleben.