Rechtsradikale wehren sich gegen die Wohncontainer für Asylbewerber in Tostedt. Samtgemeindebürgermeister macht im Rathaus von seinem Hausrecht Gebrauch. Mehr als 30 Polizisten im Einsatz.
Tostedt. Der Abend war für Menschen gedacht, die in Tostedt künftig eng mit den Asylbewerbern zusammen leben werden. Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann und der Landkreis hatten am Montagabend die Nachbarn der geplanten Flüchtlings-Unterkünfte Wellerstraße/Elsterbogen und Helferichheim ins Rathaus geladen.
Doch unter die Teilnehmer hatten sich auch zehn ungebetene Gäste gemischt. Es handelte sich um „Angehörige des rechten Spektrums“, wie die Polizei am Dienstag meldete. Hausherr Bostelmann reagierte. Er wies die Rechtsradikalen aus der geschlossenen Veranstaltung, die um 19 Uhr begonnen hatte. Da ohnehin Polizeibeamte vor Ort waren, verließen die Störer den Raum, wenn auch „widerwillig“.
Insgesamt schätzt die Polizei die Gruppe aus der rechten Szene, die sich am Montagabend in Tostedt getroffen hatte, auf 35 Angehörige. Einige von ihnen warteten auch vor der Tür des Rathauses. Sie hätten ohne weitere Störungen den Ort verlassen. Immerhin hatte die Polizei aber auch mehr als 30 Beamte aus dem Landkreis zusammengezogen.
„Wir sind über diese Gruppen im Film“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Harburg. „Als wir gegen 21.30 Uhr aus dem Haus kamen, habe ich aber keinen mehr gesehen“, so Bostelmann. Er sehe die Lage trotz der Aktion insgesamt „entspannt“, so Bostelmann. „Die Polizei weiß, mit wem sie es vor Ort zu tun hat.“
In Tostedt sollen an den beiden ausgesuchten Standorten insgesamt 116 Flüchtlinge untergebracht werden. Geplant sind Unterkünfte in Containern, mit deren Aufbau der Kreis in Abstimmung mit der Gemeinde wohl Ende Februar/Anfang März beginnen wird. Die ersten Menschen könnten danach im April in die Räume einziehen. Vor Ort werden sie von jeweils einem Heimleiter und einem Sozialarbeiter betreut.
Schon in der nächsten Woche soll es ein weiteres Treffen mit Bostelmann und Vertretern von Vereinen, Verbänden und Gruppierungen geben, die sich um eine Willkommenskultur für die Flüchtlinge bemühen wollen. „Wir wollen auch versuchen, dass die Asylbewerber Sport treiben oder die deutsche Sprache lernen können“, sagte der Samtgemeindebürgermeister.
Hilfe dabei kann vom Landkreis kommen. Der Kreistag hatte kurz vor Weihnachten beschlossen, die Mittel für die Sprachförderung von 75.000 auf 120.000 Euro jährlich aufzustocken. Dazu entwirft der Herbergsverein in Winsen ein Modell, wie künftig Asylbewerber vier Stunden täglich gemeinnützig arbeiten können.
Wie angespannt die Lage in Tostedt ist, ist derzeit offen. Klar ist jedoch: Im Internet grassiert eine Petition, die dazu aufruft, sich gegen die Unterbringung von Flüchtlingen zu wehren. Dafür wird als Schrifttyp „Fraktur“ benutzt, der auch im Dritten Reich verwendet wurde.
Angeblich hätten schon mehr als 200 Menschen unterzeichnet, heißt es dazu. „Wir ziehen diese Zahl aber stark in Zweifel, vor allem, dass es sich bei den Unterzeichnern um Tostedter Bürger handeln soll. Außerdem sind die einzelnen Unterschriften nirgendwo sichtbar“, sagte Samtgemeindebürgermeister Bostelmann.