Kreisumweltausschuss diskutiert über möglichen Anlagenstandort in Toppenstedt. Verhunzen Rotoren die Landschaft?
Winsen. Kommen bald Windräder mitten ins Landschaftsschutzgebiet „Garlstorfer Wald“? Darum sorgt sich die Toppenstedter Bürgerinitiative „Gegenwind“, und es sieht so aus, als sorge sie sich zu Recht. Der Kreis-Umweltausschuss hat am Mittwoch mit sieben zu sechs Stimmen empfohlen, die Entlassung des potenziellen Toppenstedter Windkraftstandortes aus dem Landschaftsschutz zu prüfen.
Vorangegangen war eine kontroverse Debatte, ob die Beeinträchtigung von Natur und Landschaft durch Windräder für eine klimafreundliche Stromproduktion zu rechtfertigen sei oder nicht (wir berichteten). Der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, Detlef Gumz, warnte eindringlich davor, den Landschaftsschutz aufzuheben. „Unverbaute Landschaft ist ein Wert, den es zu erhalten gilt. Windkraft an dieser Stelle steht dem entgegen. Das sind technische Anlagen, die in Bewegung sind, und die zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen“, erläuterte er. „Man muss sich darüber im Klaren sein, was man aufgibt.“ Er empfahl dem Ausschuss, die Flächen im Landschaftsschutz zu belassen.
Der Landkreis Harburg überarbeitet zurzeit sein Regionales Raumordnungsprogramm (RROP). Darin sind auch potenzielle Windkraftstandorte vermerkt. In Toppenstedt könnten auf 53 Hektar fünf Anlagen Platz finden, die Aufhebung des Landschaftsschutzes vorausgesetzt. Viel Auswahl hat der Landkreis bei den Windkraftstandorten nicht, da es sehr viele Ausschlusskriterien wie Bebauung, Verkehrswege oder Naturschutz gibt.
Die SPD sprach sich klar gegen eine Aufhebung des Landschaftsschutzes aus und beantragte, den Standort aus dem RROP zu streichen. „Wenn wir in einem zentralen Bereich so große Flächen herausnehmen, legen wir Hand ans Schutzgebiet“, sagte Matthias Westermann. Auch Klaus Hamann, als Vertreter der Umweltverbände beratendes Ausschussmitglied, nannte dies „fatal“.
Harald Stemmler (Wählergemeinschaft), in einer Gruppe mit der CDU, hielt dagegen: „Wir müssen auch den Aspekt der Energiewende beleuchten. Wir hatten uns verständigt, möglichst wenige Flächen von vornherein auszuschließen. Wir wollen daher das Prüfverfahren anschieben – das heißt ja nicht, dass es automatisch zur Entlassung führt.“ „Dann stehen Sie in einem Jahr vor derselben Fragestellung wie heute, denn an der Sachlage ändert sich nichts“, entgegnete Gumz.
Zwiespältig sah es Elisabeth Bischoff (Grüne): „Mich erfreut der Anblick einer Windkraftanlage. Klimaschutz hat für uns Grüne Priorität und Windkraft ist ein tolles Mittel. Aber hier würde ein anderer Wert, die unverbaute Landschaft, geopfert. Ich würde mich daher gegen die Herausnahme aus dem Landschaftsschutz entscheiden.“ Auch Willy Klingenberg (Freie Wähler) sah nicht „die Notwendigkeit, ein so hochwertiges Gebiet zu verhunzen“.
Stemmler beantragte, das Prüfverfahren zur Herausnahme der Fläche aus dem Landschaftsschutz einzuleiten. Dafür stimmte die CDU-WG-Gruppe – und der Ausschussvorsitzende Volkmar Block (Grüne). In der CDU-Fraktion fehlte Willy Isermann, der einen Vertreter schickte. Denn Isermann hätte nicht abstimmen dürfen, da ihm Flächen in dem betreffenden Gebiet gehören. Der SPD-Antrag hatte sich daraufhin erledigt. Ohnehin wäre dafür der Planungsausschuss zuständig.
Die Bürgerinitiative zeigte sich enttäuscht. Auch darüber, dass ein Grünen-Abgeordneter für den Antrag gestimmt hatte. „Die Verwaltung hat doch eindeutig davor gewarnt, den Landschaftsschutz aufzuheben. Wir hoffen, dass wir jetzt den Kreistag überzeugen können“, sagte Oliver Grett von „Gegenwind“. Zunächst wird das Thema am 24. Februar im Kreisausschuss nichtöffentlich behandelt.