Der Muslimisch-christliche Dialogkreis im Bezirk Harburg will die Verständigung zwischen den Weltreligionen fördern. Anlass war im Jahr 2012 die hitzige Debatte um die Idee, ein islamisches Kaufhaus zu eröffnen.
Harburg. Bisher unbeachtet von der Öffentlichkeit kommen Muslime und Christen aus verschiedenen Kirchen- und Moscheegemeinden im Bezirk Harburg zu gemeinsamen Gesprächen zusammen, um die Verständigung untereinander zu fördern. Der Bezirk Harburg hatte dazu vor eineinhalb Jahren ein zwangloses, informelles Gremium geschaffen, den Muslimisch-christlichen Dialogkreis.
Anlass war die hitzige Debatte Anfang 2012 um den Plan einer tunesischstämmigen Unternehmerin, am Krummholzberg in der Harburger Innenstadt ein Geschäftszentrum zu eröffnen, in dem nur Muslime hätten einkaufen dürfen. Das Projekt scheiterte, der Eigentümer des Gebäudes ließ den Mietvertrag annullieren.
Seitdem sprechen Muslime und Christen in Harburg miteinander, besuchen sich gegenseitig in den beteiligten Moschee- und Kirchengemeinden. Das erste Treffen in diesem Jahr am Montagabend in der Evangelisch-Lutherischen Trinitatisgemeinde an der Bremer Straße war aber mäßig besucht.
Nur vier evangelisch-lutherische Christen, die Koordinatorin des Bezirksamtes, Sarah Heinlin, und Hava Bozkurt von der Islamischen Gemeinde in der Knoopstraße fanden sich ein, um über die Rolle des Ehrenamtes in muslimischen und christlichen Gemeinden zu sprechen.
Offenbar gelingt es muslimischen Gemeinden leichter, junge Menschen zu gewinnen, sich in ihrer Gemeinde zu engagieren. Die Jugendgruppen seien voll, sagt Hava Bozkurt. Die Jungen und Mädchen stünden in den Startlöchern und wären in fünf bis zehn Jahren soweit, den interreligiösen Dialog zu führen. Das sei in allen islamischen Gemeinden so, fügt Hava Bozkurt hinzu.
Sie gehört der mittlerweile zweiten Generation türkischer Einwanderer in Deutschland an, spricht hervorragend Deutsch und arbeitet als Kindergartenleiterin. Zurzeit sei es diese zweite Generation, alle berufstätig, die die islamischen Gemeinden mit viel Engagement aufrecht hielten, sagt Hava Bozkurt.
In den christlichen Kirchengemeinden dagegen stammen die freiwilligen Helfer in der Mehrheit aus der Generation der Menschen ab 60 und älter. Männer und Frauen im Alter von 30 bis 50 sähen sich meist nur für zeitlich befristete Aufgaben in der Lage, zusätzlich zu Beruf und Familie Aufgaben zu übernehmen, sagt Projektpastorin Angelika Schmidt vom Kirchenkreis Hamburg-Ost.
Birgit Duškowá, Pastorin an St. Johannis, hat den Eindruck, dass in Harburg die Muslime mehrheitlich sozial besser aufgestellt seien als die deutsche Bevölkerung. In Harburg herrsche eine besonders hohe Fluktuation in der Einwohnerschaft. „Die Muslime halten den Stadtteil zusammen“, so die Pastorin.
Theologische Debatten habe der Muslimisch-christliche Dialogkreis bisher nicht ausgetragen, sagt Sarah Heinlin. Das nächste Treffen ist voraussichtlich am 31. März. Gastgeber soll die Islamische Gemeinde in der Knoopstraße sein. Thema des Abends: das Pilgern.