Eine Ausstellung bei Airbus zeigt, wie neue Materialien und Konstruktionen das Fliegen komfortabler und umweltfreundlicher machen können. Eine Werksführung zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit ist angeschlossen.

Finkenwerder. Fliegen ist ein Massenphänomen geworden. Doch gerade diese Normalität ist es, die die Luftfahrt vor neue Herausforderungen stellt. Auf der einen Seite steht die Anforderung, Treibstoff und damit sowohl CO2 als auch Kosten einzusparen, auf der anderen Seite der Wunsch der Passagiere nach mehr Komfort. Eine neue öffentliche Ausstellung bei Airbus in Finkenwerder zeigt, wie diese Anforderungen in Einklang gebracht werden und welche Materialien, Konstruktionen und Treibstoffe dabei zum Einsatz kommen können. Das Abendblatt hat die Ausstellung vorab besucht.

„Die Ausstellung wurde vor zwei Jahren entwickelt und bisher nur intern gezeigt“, erläutert Airbus-Mitarbeiter Axel Becker. „Für uns war die Herausforderung, sie so zu gestalten, dass sie für Experten und interessierte Laien gleichermaßen interessant ist.“ Der Ausstellungsraum, von den Airbus-Mitarbeitern liebevoll „Schnecke“ genannt, führt auf einem Rundkurs zum „Concept Plane“, einer Flugzeugstudie von Airbus, die die Erkenntnisse zu künftigen Materialien und Konstruktionsformen vereint. Die Stationen der Ausstellung können per Knopfdruck, per Touchscreen oder am Modell erfasst werden.

Zum Beispiel an einem Aluminium-Bauteil: Die konventionelle Variante ist aus einem Block gefräst, die neue ist mit Lasertechnik im 3D-Druckverfahren hergestellt. Sie ist genauso stabil, wiegt aber nur die Hälfte. Und auf das Gewicht kommt es beim Treibstoffverbrauch an. „Die Herstellung nach dem neuen Verfahren ist noch etwas teurer, auf lange Sicht wird es sich aber rechnen“, erläutert Airbus-Mitarbeiter Tobias Mayer.

Ein anderes Thema sind transparente Materialien. Sie können in der Kabine für mehr Komfort sorgen, indem sie den Lichteinfall erhöhen oder wie ein leichter Vorhang vor dem Fenster wirken. „Das kann Menschen helfen, die sich im Flugzeug nicht wohlfühlen, weil es ihnen eng und dunkel vorkommt“, sagt Mayer. Ohnehin hat die Dreiklassigkeit mit First, Business und Economy ausgedient, glaubt Axel Becker. „Die Aufteilung wird flexibler, es gibt Zwischenstufen zwischen Economy und Business, die Fluggesellschaften wollen verschiede Zonen etwa für Familien oder zum Arbeiten anbieten.“ Die Airlines stellten die Vorgaben hinsichtlich der Kabine, während die Anforderungen an die Flugzeugkonstruktion die Airbus-Ingenieure definierten.

Auch diese Überlegungen finden sich in der Ausstellung: Wo ist die größte Schnittmenge zwischen Effizienz und Komfort? Wo kann Gewicht eingespart werden? Fliegen Flugzeuge künftig mit Biokerosin aus Algen? Kann man ein Flugzeug recyceln? Was können wir von der Natur lernen? Das Modell des „Concept Plane" liefert Antworten: eine filigrane Konstruktion aus einer Netzstruktur, die an ein Vogelskelett angelehnt ist, mit transparenter Außenhülle.

Die Triebwerke liegen am Rumpfende und reduzieren den Geräuschpegel in der Kabine. An den Proportionen hat sich gegenüber heutigen Flugzeugtypen wenig geändert. Einer effizienten „Nur-Flügel-Konstruktion“, die aussieht wie ein Lenkdrachen, räumt Axel Becker kaum Chancen ein: „Da spielen die Flughäfen nicht mit, so eine Form passt nicht in deren Logistik.“ Auch ein komplett transparentes Flugzeug dürfte nicht jedem Passagier behagen.

Damit Flugzeuge umweltfreundlicher werden, muss sich auch in der Verkehrslenkung etwas ändern – was nützt das sparsamste Flugzeug, wenn es Warteschleifen fliegen muss, weil der Flughafen überlastet ist? Auch hier stellt Airbus Überlegungen an: „Flugzeuge müssen direkt miteinander kommunizieren und nicht nur über den Tower am Boden“, sagt Becker.

Die zweistündige Führung „The Future By Airbus“ findet bis Ende Juni jeden Sonnabend statt und umfasst den Besuch der Ausstellung und eine Tour über das Werksgelände zum Schwerpunktthema Umwelt. Kosten: 25 Euro, ermäßigt 22 Euro, Mindestalter 14 Jahre. Buchung unter www.airbus-werksfuehrung.de/FuturebyAirbus.