Arbeitslosenquote im Bezirk Harburg steigt auf 9,3 Prozent. Wie die Arbeitsagentur 2014 neue Fachkräfte für Verkauf und Logistik qualifizieren will. Ausbildungsmesse in der Jugendberufsagentur im Mai.

Harburg. Die Arbeitsagentur Hamburg wird Anfang April ein neues Ausbildungsprojekt starten. „Wir suchen für Hamburg jeweils 100 Bewerber über 25 Jahre, die sich für Berufe im den Bereichen Verkauf und Lagerei interessieren“, sagte die Chefin der Agentur in Harburg, Ines Rosowski, der Regionalredaktion Harburg des Abendblatts.

Für diese Menschen, die sich eine mehrjährige Ausbildung nicht zutrauen oder sie finanziell nicht überbrücken können, sollen die Inhalte der Berufe in zwei bis sechsmonatige Module aufgeteilt werden. Damit bleiben das Pensum und der Zeitaufwand überschaubar.

„Harburg wird von dem Programm überproportional profitieren, weil es unter den Arbeitslosen einen hohen Anteil von Menschen ohne Berufsausbildung gibt“, sagt Rosowski. Interessierte werden angesprochen oder können sich direkt bei der Agentur melden.

Gerade im Lager- und Logistikbereich werden derzeit Berufskraftfahrer, Disponenten, Lagerhelfer und Fachlageristen dringend gesucht. Bei einem ähnlichen Projekt in München konnten nach den Prüfungen alle Teilnehmer auf Arbeitsplätze vermittelt werden.

Das Projekt gehört zu den Schwerpunktthemen der Agentur für 2014. Sie konzentriert sich weiter darauf, Menschen ohne Job zu einem Berufsabschluss zu führen, weil sie sonst kaum mehr zu vermitteln sind. Im Dezember stieg die Arbeitslosigkeit aber nicht nur auf Grund fehlender Fachkräfte, sondern auch saisonbedingt an.

So stocken im Winter Bauprojekte und besteht in der Gastronomie und bei Hotels ein geringerer Personalbedarf. Die Arbeitslosenquote im Bezirk Harburg lag bei 9,3 Prozent, nachdem es im November noch 9,1 Prozent und im Dezember 2012 nur 8,8 Prozent waren. Damit waren im letzten Monat des Jahres 7427 Menschen ohne Job, 110 mehr als einen Monat zuvor.

Zum Vergleich: In Hamburg blieb die Quote trotz eines Zuwachses um 629 Personen konstant bei 7,3 Prozent. Mit 9,9 Prozent liegt die Quote nur im Bezirk Mitte noch höher als in Harburg.

Für den Bezirk lässt sich zudem an den Jahreszahlen die gegenüber 2012 schwächere wirtschaftliche Lage auf dem Arbeitsmarkt ablesen. Zwar meldeten sich mit 21.470 Menschen 329 weniger arbeitslos als 2012, aber es konnten auch 823 Bewerber weniger eine neue Beschäftigung aufnehmen.

Dazu war die Zahl der über die zwölf Monate eingegangenen offenen Stellen mit 2967 um 656 geringer als noch 2012. „Wenn die Konjunktur wie erwartet anzieht, könnte sich dies von Mai oder Juni an auf dem Arbeitsmarkt auswirken“, sagt Rosowski. Dann wäre 2014 wieder eine Quote von weniger als neun Prozent für Harburg möglich.

Insgesamt stehen allein im Bezirk in diesem Jahr 3,7 Millionen Euro für die Weiterbildung von Arbeitslosen und Menschen bereit, die sich im Job auf einen Abschluss vorbereiten. Einbezogen darin sind Kurse für Prüfungen vor der Handelskammer. Sie sind für Menschen vorgesehen, die bereits deutlich länger als die Ausbildungszeit in ihrem Beruf arbeiten, aber bisher noch keine Prüfung abgelegt haben.

Unterstützt werden auch Gründer. Die Agentur in Harburg rechnet damit, dass 2014 rund 65 aus dem Bezirk gefördert werden können. Die Mittel dafür könnten bei Bedarf jedoch aufgestockt werden, verspricht Rosowski. Für sie ist die Strategie für das Jahr klar. „Wir haben drei Schwerpunkte: Qualifikation, Qualifikation, Qualifikation.“

Dazu dient zudem die Ausbildungsmesse, die Anfang Mai zum zweiten Mal in der Jugendberufsagentur an der Neuen Straße in Harburg sowie für den Bereich Weiterbildung auf dem Rathausplatz geplant ist. Chancen gibt es derzeit in vielen Berufen. So werden derzeit Handwerker für alle Bereiche gesucht, vor allem aber Elektroniker, Mechatroniker und Tischler vor allem für Luftfahrtfirmen.

Der Handel würde gern Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk einstellen und im verarbeitenden Gewerbe gibt es derzeit nicht genug Techniker, Ingenieure und Chemiker. Knapp sind zudem examinierte Altenpfleger und Altenpflegehelfer sowie Krankenpfleger und Helfer. Servicekräfte und Helfer in der Küche werden für die Saison von Hotels und Gaststätten gesucht.

Für die steigenden Zahl von Asylbewerbern soll nun für Hamburg eine Stelle in der Agentur eingerichtet werden. Sie wurde bereits intern ausgeschrieben. „Uns geht es darum, dass Berufsabschlüsse und Examen von Akademikern rasch anerkannt werden. Zudem wollen wir helfen, wenn Nachschulungen oder Deutschkurse notwendig sind“, sagt Rosowski.

So könnten Zuwanderer künftig die Lücken bei Fachleuten ausfüllen, die Unternehmen derzeit lange suchen müssen oder sogar gar nicht finden.

Die neue Bundesregierung will nun bei der Integration helfen. So ist im Koalitionsvertrag zwischen den Parteien SPD und CDU vorgesehen, dass Asylbewerber künftig schneller eine Tätigkeit aufnehmen können. Bisher gilt noch eine Frist von neun Monaten. Rosowski: „Sie soll künftig auf drei Monaten verkürzt werden.“