CDU-Abgeordnete sind sich nicht einig über den Überlassungsvertrag zwischen der Gemeinde und dem Freilichtmuseum. Mitarbeiter machen sich bereits auf die Suche nach einem Stellmachermeister.

Langenrehm. Holzspäne türmen sich unter dem Sägewerk. Schablonen hängen in Reih und Glied an der Wand. Drehbank, Hobel, Stichsäge, Handbohrer – alles noch da. Es ist, als wäre in der Werkstatt der Stellmacherei in Langenrehm, in der Kutschen, Wagen und Schubkarren aus Holz gebaut wurden, die Zeit stehen geblieben.

Andere Stellmacher orientierten sich um, als der Traktor die Landwirtschaft eroberte und die Arbeitspferde ausgedient hatten. Die meisten verabschiedeten sich vom Werkstoff Holz, nachdem der Markt für Holzschiebkarren und Wagenräder in den 1950er- und 1960er-Jahren zusammenbrach. Sie stiegen um auf die Verarbeitung von Metall oder Kunststoff und verwandelten ihre Betriebe in Kfz-Werkstätten.

Nicht so Heinz Peters aus Langenrehm. Er hielt an seinem Handwerk fest. Bis zu seinem Tod 2008 fertigte er noch vereinzelt Schubkarren aus Holz und hinterließ so eine intakte Werkstatt, teilweise im Originalzustand der 30er-Jahre. Vereinzelt sind da sogar noch einige Werkzeuge aus dem 19. Jahrhundert zu finden. „Für uns als Museum ist das ein Glücksfall“, sagt Nils Kagel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freilichtmuseum.

Den gilt es jetzt zu bewahren. Deshalb hat der Gemeinderat mehrheitlich zugestimmt, dass die Gemeinde Rosengarten als Eigentümerin der Werkstatt und des Wohnhauses in Langenrehm mit dem Freilichtmuseum am Kiekeberg einen Überlassungsvertrag abschließt.

In zwei Jahren soll die Stellmacherei als Außenstelle des Freilichtmuseum für Besucher geöffnet werden. Damit bietet sich dem Freilichtmuseum die einmalige Chance, die Stellmacherei als Zentrum für historischen Holzwagenbau zu betreiben, um den traditionellen Handwerksberuf am Leben zu halten.

Erste Arbeiten am Wohnhaus sind bereits abgeschlossen. Das Dach wurde erneuert, und eine Spezialfirma aus Scheeßel hat die Schädlinge im 172 Jahre alten Gebäude bekämpft. Als nächstes sollen das Hauptgebäude und die Stellmacherei denkmalgerecht restauriert werden.

Wenn alles gut läuft, soll aus der Außenstelle ein Ausbildungsbetrieb werden. Die Mitarbeiter des Freilichtmuseums machen sich bereits auf die Suche nach einem Stellmachermeister, der den Nachwuchs ausbildet.

Museumsdirektor Professor Rolf Wiese wünscht sich, dass in dem alten Betrieb wie früher wieder Holzerzeugnisse gebaut und zum Beispiel Kutschen für den Reitsport in der Region repariert werden. „Als Museum haben wir ja die Aufgabe, die ländliche Kultur zu erhalten“, sagt Wiese. Problematisch wird das nur, wenn davon fast nichts mehr übrig ist.

Die Sanierung des gesamten Ensembles wird voraussichtlich 600.000 Euro kosten, von dem etwa die Hälfte aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen finanziert wird. Doch nicht allen Politikern im Gemeinderat Rosengarten ist der eingeschlagene Weg recht.

Die CDU-Ratsmitglieder Axel Krones und Jürgen Grützmacher stimmten gegen den Überlassungsvertrag. Sie hatten auch schon ein Problem mit dem Kauf des Ensembles. Für 200.000 Euro hatte die Gemeinde Wohnhaus, Werkstatt und Nebengebäude wie Sägegatter und Holzlagerschuppen vor vier Jahren erworben.

„Es ist nicht die Aufgabe einer Gemeinde, Steuergelder einzusetzen, um alte Gebäude zu kaufen“, kritisiert Axel Krones. Genauso wenig erklärten sich Krones und Grützmacher mit dem jetzt verabschiedeten Überlassungsvertrag zwischen Gemeinde und Freilichtmuseum einverstanden und stimmten dagegen.

Axel Krones bezeichnet den Vertrag als pflaumenweich. Er und sein Parteikollege Jürgen Grützmacher glauben ohnehin nicht daran, dass eine aufpolierte Stellmacherei zahlreiche Besucher anziehen wird.

Zudem sind ihrer Meinung nach viele Details im Vertrag nicht geklärt. Die Vereinbarung definiere weder die Nutzung nach Ende der 25-jährigen Laufzeit noch wer für die Unterhaltung der Stellmacherei aufkomme, so die Christdemokraten.

Krones befürchtet, dass sich der Förderverein verkalkuliert und am Ende die Gemeinde Rosengarten für noch ausstehende hohe Investitionen aufkommen muss. „Das Risiko tendiert gegen Null. Ich sehe keine Gefahr“, beschwichtigte Bürgermeister Dietmar Stadie. Am Ende kam der Gemeinderat der Bitte von Krones und Grützmacher auf Vertragsnachbesserung nicht nach.

Museumsdirektor Rolf Wiese versicherte gegenüber dem Hamburger Abendblatt, dass der Förderverein das wirtschaftliche Risiko übernehme und der museale Zweck der Stellmacherei bindend sei.