Die Sozialdemokraten sind für eine Ansiedlung des Verbrauchermarkts auf dem ehemaligen Gelände von Möbel-Meyn und schlägt die Erstellung eines Gutachtens vor. Die CDU fürchtet um die Einzelhändler.
Neu Wulmstorf Viermal hatte Geschäftsführer Christian Lahrtz schon mit einem Vortrag für sein Vorhaben geworben. Und doch sind sich die Politiker in Neu Wulmstorf immer noch nicht einig, ob eine Ansiedlung des Famila-Verbrauchermarktes auf dem ehemaligen Möbel-Meyn-Gelände ein Gewinn für die Nahversorgung der Gemeinde wäre. Lediglich mit vier zu drei Stimmen empfahlen die Mitglieder des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses in ihrer Sitzung die Aufstellung einer B-Plan-Änderung.
Für die Sozialdemokraten ist die Sache klar: „Famila ist eine Chance für die Gemeinde im Non-Food-Bereich. Wir bekommen damit etwas, was die Menschen vor Ort gefühlt vermissen“, sagte Ausschussvorsitzender Thomas Grambow. Die Bahnhofstraße bleibe hingegen mit ihren Arztpraxen, Apotheken und der guten Busanbindung weiter ein beliebter Anlaufpunkt. Um das auch fachlich zu belegen, forderte Jürgen Waszkewitz die Aufstellung eines Gutachtens. „Dann hätten wir eine solide Basis für unsere Entscheidung“, sagte der Sozialdemokrat.
Malte Kanebley hingegen sieht dafür keine Notwendigkeit. Und auch nicht für eine vorschnelle Entscheidung. „Der Standort wird auch in Zukunft ein guter Standort bleiben. Die Ansiedlung des Famila-Marktes ist für Neu Wulmstorf keine einmalige Chance“, sagte der Christdemokrat.
Sollte das Unternehmen an seinem Ziel festhalten, zehn Millionen Umsatz pro Jahr erzielen zu wollen, dann werde die Marge für andere Wettbewerber deutlich geringer. „Politik ist nicht dafür da, regulierend in den Wettbewerb einzugreifen. Wohl aber dazu, Strukturen zu schaffen. Und wenn die Geschäfte in der Bahnhofstraße in ihrer Existenz bedroht werden, dann haben wir ein strukturelles Problem“, sagte Kanebley. Die CDU-Fraktion werde einem Aufstellungsbeschluss deshalb nicht zustimmen. Sein Fraktionskollege Matthias Weigmann wies zudem darauf hin, dass Politik verlässlich sein müsse. Die diskutierte Fläche sei als Sondergebiet ausgewiesen. Lediglich Möbelmarkt, Bau- und Heimwerkermarkt könnten sich dort ansiedeln. „Wir haben damit entschieden, dass kein Lebensmittelhandel an die Matthias-Claudius-Straße kommt.“
Auch Joachim Franke (Grüne) sprach sich klar gegen den Famila-Markt aus. Das, was von dem Unternehmen im Non-Food-Bereich angeboten werde, sei auch in der Bahnhofstraße zu finden. Und die Kaufkraft, die die Gemeinde laut Studie pro Jahr an andere Versorgungszentren verliere – immerhin fast 40 Millionen Euro – investierten die Verbraucher nicht in Lebensmittel, sondern in Elektronik und hochwertige Bekleidung. Sollten die heimischen Geschäfte unter der Ansiedlung leiden, stünden de facto auch nicht mehr Arbeitsplätze zur Verfügung.
Die Mehrheit sprach sich dafür aus, einen städtebaulichen Vertrag mit Famila zu erarbeiten. Außerdem beauftragte sie die Verwaltung, einen Änderungsentwurf zu erstellen und dem Ausschuss wieder zur Beratung vorzulegen. Damit würden auch die Auswirkungen auf den Einzelhandel untersucht, sagte Thomas Saunus.