Seit sieben Jahren hilft die DRK-Kita Stubbenhof in Neuwiedenthal bedürftigen Kindern, verteilt warmes Mittagessen. Jetzt bittet die Einrichtung selbst um Spenden, fürchtet um ihren Fortbestand.

Neuwiedenthal. Es ist die existenzielle Not, die die Kinder am Wochenende zum sogenannten Kinderteller in die Kita Stubbenhof treibt. Zu Hause sind die Kühlschränke leer. Und wenn der Hunger dann größer ist als die Scham, finden sie in der Kita einen gefüllten Teller. Und wenn sie möchten, finden sie auch einen der ehrenamtlichen Helfer zum Reden. Seit sieben Jahren gibt es in der DRK-Kita, die offiziell unter dem Namen Dr. Ernst Hinze-Haus firmiert, im Quartier aber schlicht Kita Stubbenhof genannt wird, am Wochenende den Kinderteller, die Suppenküche für die Kids aus dem Quartier. Das Projekt finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Jetzt benötigen die Helfer selbst Unterstützung.

„Wir brauchen dringend Spenden, damit wir dieses Projekt weiter führen können", sagt Susanne Franke. Franke ist stellvertretende Leiterin der Kita und erklärt das Prinzip des Projekts Kinderteller. Jeden Sonnabend und Sonntag werden in der Kita Stubbenhof die Tische gedeckt. In der Regel helfen ein bis zwei ehrenamtliche Helfer einer Küchenkraft. Während in der Woche das Essen für die Kids frisch gekocht wird, wird es an den Wochenenden angeliefert und in der Kita-Küche im Dampfgarer heiß gemacht. Zwischen 12 und 13 Uhr kommen die Kinder im Alter zwischen zwei und 16 Jahren. Die ehrenamtlichen Helfer haben die Tische dekoriert, um den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie willkommen sind. „Wir fragen die Kinder weder nach ihren Namen, noch nach ihrem Alter. Niemand fragt sie, warum sie kommen, um sie nicht in die Verlegenheit zu bringen. Oder erklären zu müssen, dass ihre Eltern ihnen am Wochenende keine warme Mahlzeit bieten können. Aber der Grund ist natürlich jedem klar. Sie haben schlichtweg Hunger und werden von ihren Eltern, die nicht das Geld dafür haben, zu Hause zu kochen, zu uns geschickt.“ Susanne Franke weiter: „Die ganz Kleinen kommen mit ihren größeren Geschwistern.“

Es sei die existenziellste Form der Sozialarbeit im Viertel, sagt die Kita-Leiterin. „Für dieses Projekt brauchen wir keine Evaluation oder Ähnliches. Bei diesem Projekt steht auf der einen Seite der Suppentopf, auf der anderen Seite ein hungriges Kind“, sagt Franke. Vor sieben Jahren wurde das Projekt auf die Beine gestellt. Initiiert haben es mehrere Institutionen im Quartier, weil in den Kitas und Schulen in Neuwiedenthal insbesondere montags immer wieder die Erfahrung gemacht wurde, dass die Kinder morgens sehr hungrig waren und mittags in den Mensen mehr als gewöhnlich gegessen haben, weil sie am Wochenende zu Hause nichts bekamen. Diese Versorgungslücke galt es zu schließen. Dafür, wie klamm es bei manchen Kinder zu Hause ist, gibt Susanne Franke ein Beispiel: „In der vergangenen Woche hatten wir einen Laternenumzug für die Kids organisiert. Anschließend gab es Erbsensuppe für 50 Cent den Teller. Selbst diese 50 Cent konnten sich viele Eltern an dem Abend nicht leisten. In Neuwiedenthal leben überdurchschnittlich viele Arbeitslose, viele Hartz IV-Empfänger. Bei solchen Gelegenheiten macht sich das bemerkbar.“

Derzeit kommen an den Wochenenden 30 bis 40 Kinder am Tag in die Kita Stubbenhof, um eine warme Mahlzeit zu bekommen. In Spitzenzeiten sind es laut Franke auch schon mal 60 bis 70. Die Personalkosten für die Küchenkräfte, die an diesen Tagen die Kinder mit Essen versorgen, trägt das Deutsche Rote Kreuz. Der Kreisverband Harburg ist Träger der Kita Stubbenhof. Das DRK generiert auch die Spenden für diese Suppenküche. Mindestens 1,50 Euro kostet eine Mahlzeit pro Kind. „Wir bemühen uns auch, dass jedes Kind ein Stück Obst oder Knabbergemüse dazu bekommt“, sagt Franke. Damit kein Kind am Wochenende die Kita hungrig verlassen muss, rechnen die Akteure des Projekts mit 300 bis 400 Euro Kosten pro Wochenende. Und diese Kosten – aufs Jahr gerechnet kommen zwischen 16.000 und 18.000 Euro zusammen, müssen über Spenden abgedeckt werden. Und die braucht die Kita dringend, damit die Kids aus Neuwiedenthal weiter zum Kinderteller kommen können. Weitere Infos gibt Susanne Franke von der Kita Stubbenhof unter der Telefonnummer 797 90 24.