Nicht nur in der Nachbarschaft, auch in Amerika und Japan weiß man längst, dass im Agrarium am Kiekeberg alles über Landwirtschaft zu erfahren ist. 5,7 Millionen Euro wurden in die interaktive Erlebniswelt investiert.

Ehestorf Unglaublich aber wahr: Sogar in Japan und Amerika weiß man mittlerweile, dass es im beschaulichen Ehestorf Deutschlands erste Ausstellungswelt zur Lebensmittelproduktion in Landwirtschaft und Ernährungswissenschaft gibt. Seit das Agrarium als Teil des Freilichtmuseums am Kiekeberg vor gut einem Jahr eröffnet wurde, strömten neben Besuchern aus dem Landkreis Harburg und der gesamten Bundesrepublik auch Besucher aus dem Ausland in die interaktive Erlebniswelt. „Erst kürzlich hatten wir wieder eine japanische Gruppe hier“, sagt Geschäftsführer Marc von Itter.

Von dem 5,7 Millionen Euro teuren Erlebniscenter, dessen Kosten zum großen Teil durch eine EU-Förderung gedeckt wurden, hatte der Kiekeberg-Vorstand sich 40.000 zusätzliche Besucher pro Jahr versprochen. Eine Erwartung, die trotz starker Konkurrenz durch die Internationale Gartenschau in Wilhelmsburg sowie die Internationale Bauausstellung erfüllt wurde. Kamen im Jahr 2011 noch 190.000 Besucher ins das Freilichtmuseum, waren es im vergangenen Jahr 230.000. „Es ist schwer zu erfassen, wie viele Besucher nur wegen des Agrariums gekommen sind“, so von Itter. „Aber wir führen den Anstieg auf jeden Fall darauf zurück.“ Entsprechende Rückschlüsse würden auch Besucherumfragen zulassen. „Das Agrarium wird als Bereicherung empfunden und die Art der Vermittlung kommt bei den Besucher äußerst positiv an“, sagt von Itter.

Zudem habe das Agrarium erheblich dazu beigetragen, dass das Freilichtmuseum auch im Winter öfter besucht wird. „Das ist aus unserer Sicht sehr wichtig“, so von Itter weiter, „denn wir sind nicht nur eine Sommerdestination.“ Verfügte das Freilichtmuseum zuvor nur über 2000 überdachte Quadratmeter Ausstellungsfläche, sind durch das Agrarium weitere 3300 Quadratmeter hinzugekommen.

Das Konzept der Ausstellung ist dabei einzigartig in Deutschland. Jedes Stockwerk widmet sich einem Themenkomplex. Im Obergeschoss geht es um Ernährungswirtschaft, im Erdgeschoss um Antriebskräfte und im Untergeschoss um Landwirtschaft. Zu den spektakulärsten Ausstellungsstücken gehören unter anderem 30 Traktoren, von denen der älteste aus dem Jahr 1914 stammt, und eine 19 Tonnen schwere Fowler Dampfpfluglokomotive. „Wir verfügen über eine der besten landtechnischen Sammlungen in Deutschland“, so von Itter.

Ebenfalls Teil des Agrariums ist ein Entdeckergarten, der einige Wochen nach der Eröffnung des Agrariums neben dem Parkplatz angelegt wurde. Dort stehen 300 Obstbäume, darunter viele historische Sorten, die mittlerweile deutlich gewachsen sind und dieses Jahr erstmals in Blüte standen. „Dort kann man sich problemlos eine Stunde in Texttafeln vertiefen ohne überhaupt Eintritt gezahlt zu haben“, verrät von Itter. „Während man in unserem Freilichtmuseum vorher gut einen halben Tag verbringen konnte, gibt es dank des Agrariums mittlerweile so viel zu sehen, dass man auch einen ganzen Tag bleiben kann.“ Nebenbei lockte das Agrarium viele Besucher mit seinem umfangreichen Rahmenprogramm. So wurden seit der Eröffnung drei Sonderausstellungen durchgeführt. Die aktuelle Ausstellung „Urban Gardening“, die sich dem Gärtnern in der Stadt widmet, ist noch bis zum 12. Januar 2014 zu sehen. Im angegliederten Café „Koffietied“, das über eine eigene Röstemaschine aus dem Jahr 1932 verfügt, können Besucher neuerdings an Kaffeeschulungen teilnehmen.

Großen Zuspruch fanden aber vor allem die museumspädagogischen Angebote des Agrariums. Im ersten Jahr standen davon 300 auf dem Programm, darunter Führungen, Kurse aber auch 88 Kindergeburtstage. „Viele davon fanden in der Lehrküche statt“, so von Itter. Hier kochen und backen die Kinder gemeinsam mit Landfrauen .

Für die Zukunft plant von Itter Angebote dieser Art auszuweiten. Er wolle Diskussionsforen zu ernährungsrelevanten Themen anbieten, bei denen Besucher sich mit Firmen oder Experten austauschen und Fragen stellen können. „Am liebsten hätte ich hier mal eine Diskussionsveranstaltung mit Foodwatch“, sagt er.

„Das ist ein Verein, der sich mit der Qualität von Lebensmitteln auseinander setzt.“. Aber auch Exkursionen zu Firmen im Landkreis, bei denen die Teilnehmer einen Blick hinter die Kulissen der Lebensmittelproduktion werfen, sollen vermehrt angeboten werden. Da das Interesse für gesunde Lebensmittel wächst, ist von Itter optimistisch, so in Zukunft noch mehr Besucher anlocken zu können.

Das Agrarium hat dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen neun Euro. Für Besucher unter 18 Jahren ist der Eintritt frei.