Wenn am Sonntag 22.000 Radsportler durch die Metropolregion flitzen, lockt das Ereignis Hunderttausende an die Strecke. Wer kein Radrennen sehen möchte oder Wichtiges plant, sollte seine Wege gut planen.
Harburg/Winsen. In Harburg besonders betroffen sind die Anwohner der Quartiere, die an der von 8.00 Uhr bis 13.30 Uhr gesperrten Winsener Straße liegen. Zu beiden Seiten der Strecke kommt man nur schwer auf Ausweichrouten, zumal die Straße Am Frankenberg derzeit gesperrt ist und auch auf der Hohen Straße noch gebaut wird. Auch die Einwohner von Neugraben, Fischbek und Neuwiedenthal trifft die Streckenführung Bis 12.00 Uhr kann die Waltershofer Straße nicht gequert werden und auch die B73 in Richtung Harburg und der Ehestorfer Heuweg sind tabu. Um in die Hamburger Innenstadt zu gelangen, müssen Autofahrer über Neu Wulmstorf und die B3 nach Rade zur A1 oder aber über Francop, Neuenfelde und Finkenwerder nach Waltershof auf die A7 ausweichen.
Im Landkreis besonders betroffen sind Buchholz und Holm-Seppensen. Buchholz wird durch die Strecke in zwei Teile gespalten, in Holm-Seppensen sorgt die Sperrung der Kreisstraße 28 für erhebliche Schwierigkeiten. Die Martin-Luther-Kirchengemeinde lässt deswegen sogar ihren für Sonntag geplanten Open-Air-Gottesdienst am Badeteich abgesagt.
„Wir empfehlen allen Betroffenen, auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen“, sagt Ulrike Sweden, Pressesprecherin der Hamburger Polizei. Das hilft den Neugrabenern, nicht jedoch den Anwohnern der Winsener Straße. „Die Buslinien in diesem Bereich fallen komplett aus, bis die Straße wieder frei ist“, sagt HVV-Sprecher Rainer Vohl, „Es gibt keine andere Möglichkeit, diese Busse zu führen, als die Winsener Straße. Auch im Landkreis gibt es Bus-Einschränkungen: Die Ringlinie 3 des Heide-Shuttle fährt bis 14.00 Uhr nicht. „Alle S- und U-Bahnen in Hamburg fahren jedoch“, sagt Vohl.
Das kann Sonja Heyen nicht trösten. Die Grafikdesignerin lebt in der Reihenhaussiedlung rund um den Celler Weg. Dieses Quartier ist bis zum frühen Nachmittag komplett abgeschnitten, da es nur über die Winsener Straße erreicht werden kann. Lediglich ein paar Fußwege führen hinaus. Zum Bahnhof sind es drei Kilometer zu laufen. Gerade hat Sonja Heyen ein freundliches Schreiben der Cyclassics in ihrem Briefkasten gefunden. Die Veranstalter entschuldigen sich für die Umstände und hoffen, möglichst viele Anwohner als Publikum an der Strecke begrüßen zu dürfen.
„Im ersten Augenblick kamen klaustrophobische Gefühle auf“, sagt sie. „Aber ich sehe das jetzt gelassen. man kann es ja doch nicht ändern.“ In weiser Voraussicht hatte sie schon die Geburtstagsfeier ihrer Tochter von Sonntag auf Sonnabend vorverlegt. Deshalb ärgert es sie ein wenig, dass die Veranstalter ihr erst jetzt schreiben. „Hätte ich das nicht schon geahnt, müsste ich den Geburtstag ganz absagen.“
Bei den früheren Rennen konnten die Anwohner des Celler Wegs zwischen den einzelnen Fahrerfeldern zu die Strecke in Richtung Am Frankenberg queren. Das geht in diesem Jahr nicht, da Am Frankenberg wegen Bauarbeiten gesperrt ist. „Das stört hier einige, aber nicht alle“, sagt Sonja Heyen. „Viele freuen sich, so nah an der Strecke zu wohnen und wollen gucken gehen. Eine meiner Nachbarinnen freut sich sogar darauf, mal einen halben Tag lang keinen Verkehr von der Winsener Straße zu hören.“