Die Ortschaften könnten aufgrund neuer Wohnbaugebiete und Gewerbe ein völlig anderes Gesicht erhalten. Seevetal will innerhalb der kommenden zehn Jahre ein Bevölkerungsplus von sechs Prozent erreichen.
Hittfeld. Man könnte es als Quadratur des Kreises bezeichnen, was in Seevetal umgesetzt werden soll. Die rund 42.000 Einwohner zählende Gemeinde will wie berichtet innerhalb der kommenden zehn Jahre ein moderates Bevölkerungsplus von sechs Prozent erreichen. Zugleich will sie sicherstellen, dass die einzelnen Ortsteile nicht zusammenwachsen und der dörfliche Charakter der Gemeinde erhalten bleibt. Am Beispiel Hittfeld und Emmelndorf lässt sich das Dilemma hinter diesen Zielen besonders gut darstellen, vor allem das Gebiet beiderseits der Landesstraße 213 könnte in Zukunft ein völlig anderes Gesicht erhalten.
Zum einen wären da die zwei umstrittenen, jeweils zwölf Hektar großen Wohnbaugebiete am Schwarzen Weg und am angrenzenden Küstergarten, die in der aktuellen Debatte um eine mögliche Änderung des Flächennutzungsplans wieder aufgetaucht sind. Zum anderen ist auch bei den Gewerbeflächen eine Menge in Bewegung geraten, was zu einer nachhaltigen Veränderung des Ortsbildes führen wird. So ist Uli Overmeyer, Betreiber des Bioladens auf dem Hof Meyer-Sahling, derzeit dabei, auf insgesamt 3,2 Hektar einen kompletten Bioladen-Neubau inklusive Gemüseanbaufläche an der Emmelndorfer Straße zu errichten.
Wenige Meter Luftlinie gen Norden liegt eine weitere Fläche an der Landesstraße 213, die Begehrlichkeiten geweckt hat. Aus Sicht von Carsten Matthies, Geschäftsführer des Gartencenters Matthies, böte das Areal neben "Waba Jeans und Mode" eine gute Alternative zum jetzigen Standort an der Straße "An der Reitbahn". Plant das nach eigenen Worten "größte Gartencenter im Hamburger Süden" also den baldigen Umzug? Matthies hält sich bedeckt, räumt aber ein, dass er das Grundstück bereits gekauft habe.
Wachsen oder nicht wachsen, und wenn ja, wo - in allen sechs Ortsräten der Gemeinde Seevetal ist die mögliche Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans intensiv diskutiert worden, und auch der Ortsrat Hittfeld wollte nach Lösungen suchen. "Einige sagen, wir brauchen gar nichts machen", sagt Ortsbürgermeister Norbert Fraederich (CDU) mit Blick auf die Baugebiete Schwarzer Weg und Küstergarten. Andere wiederum, und dazu zählt er sich selbst ebenfalls, fänden, dass man eine Durchmischung brauche. "Wir möchten es grundsätzlich weiterentwickeln." Was die gewerbliche Entwicklung angeht, sieht Fraederich die Pläne des Biohofs von Uli Overmeyer positiv. Bei jeglicher weiterer Gewerbeansiedlung in diesem Bereich gebe es im Ortsrat allerdings Bauchschmerzen. Eine Rolle spielt dabei vor allem das drohende und eigentlich nicht gewünschte Verschwinden der klaren Ortschaftsgrenzen.
Um zumindest beim Biohof hinsichtlich der Nutzungsart auf der sicheren Seite zu sein, hat die Gemeinde mit Uli Overmeyer einen Vertrag abgeschlossen. Er regelt, dass in den kommenden Jahren auf dem Areal lediglich ein Biobetrieb genehmigt ist. Dem 44 Jahre alten studierten Landwirt, der den Betrieb mit seiner Frau Kerstin führt, ist das recht, denn er plant langfristig. "Wir wollten gerne in Seevetal bleiben und sind froh, dass uns die Politik so sehr entgegen gekommen ist", sagt er. Ende des Jahres soll der 3,5 Millionen Euro teure Neubau fertig sein. Neben dem 500 Quadratmeter großen Bioladen, in dem Overmeyer vor allem selbst angebaute Produkte wie Tomaten oder Gurken anbieten will, sollen eine Scheune, Ställe, Streuobstwiesen und ein Parkplatz mit etwa 50 Stellflächen entstehen.
Dass sein Biohof für die Bewohner des westlichen Teils der Ortschaft Emmelndorf eines Tages das fehlende Nahversorgungszentrum teilweise ersetzen könnte, hält Overmeyer für durchaus realistisch. Theoretisch wäre der Hof auch von dem Neubaugebiet am Schwarzen Weg aus gut zu erreichen - sofern es tatsächlich kommen sollte.
Einer, der maßgeblich dagegen kämpft, ist Willy Klingenberg. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Hittfelder Ortsrat kann zwar das Argument des Bevölkerungswachstums grundsätzlich nachvollziehen. Er ist jedoch davon überzeugt, dass Seevetal auch "im Bestand" wachsen kann. Damit meint er, dass Baulücken gefüllt werden könnten und es in Zukunft genügend Möglichkeiten gebe, leer stehende Häuser zu kaufen. Das Gebiet Schwarzer Weg/Küstergarten sollte seiner Meinung nach zur Naherholungsfläche werden, um den Ort qualitativ aufzuwerten.