Endlich startet die Wasserskianlage in die neue Saison. Betreiber ist trotz Insolvenzverfahren optimistisch. Wassersportfreunde scheinen nur darauf gewartet zu haben, dass es endlich wieder losgeht.
Harburg. Bei herrlichen 21 Grad Lufttemperatur und 18 Grad Wassertemperatur hat am Sonnabend die neue Saison des Harburger Wasserskilifts am Neuländer See begonnen. Es ist ein besonderes Jahr für die einzige Wasserskianlage auf Hamburger Stadtgebiet: Der Betrieb läuft in vorläufiger Insolvenz mit Erlaubnis des Insolvenzverwalters Ulrich Rosenkranz weiter. Die Wassersportfreunde scheinen nur darauf gewartet zu haben, dass es endlich wieder losgeht: Bereits eine halbe Stunde nach Start um 12 Uhr versammelten sich etwa 25 Wakeboarder und Wasserskiläufer am Lift.
Torben Klatte, 25, aus Harburg und sein 28 Jahre alter Freund Jan Hoffmann, ein Student aus Bergedorf, sind glücklich, endlich wieder auf ihrer Heimsportstätte Wakeboard fahren zu können. Die Saison am Neuländer See beginnt in diesem Jahr stark verspätet, weil die Betreiberfirma Wasserski Hamburg GmbH in wirtschaftliche Not geraten ist. Torben Klatte und Jan Hoffmann waren deshalb auf Wasserskilifts in ganz Norddeutschland ausgewichen, sind nach Norderstedt, Garbsen und sogar Salzgitter gefahren. Nicht immer waren sie zufrieden: Woanders seien die Lifts oft kleiner. Das bedeute für die Wassersportler, dass sie nur kleinere Runden auf dem See drehen können.
Torben Klatte und Jan Hoffmann fahren in Harburg normalerweise an fünf Tagen in der Woche Wakeboard. Am Standort Harburg schätzt Torben Klatte das hohe Niveau der übrigen Sportler. "Hier sind viele Profifahrer", sagt der Medizintechniker, "die sind entspannt und geben gerne Tipps, wenn du eine Frage zu einer Sprungtechnik hast."
Die 16 Jahre alte Schülerin Tessa Maass aus Finkenwerder kann es gar nicht mehr abwarten, endlich wieder Neuländer Wasser unter die Füße zu kriegen. "Ich habe jeden Tag bis 16 Uhr Schule, da kann ich nicht auf andere Wasserskianlagen ausweichen", sagt sie. Das möchte sie auch nicht wirklich: "In Harburg treffe ich immer irgendwelche Leute, die ich kenne." Auf ihrem Wakeboard stehend wartet sie am Lift. Noch steht eine Gruppe von etwa einem Dutzend lautstarker Niederländer vor ihr am Lift - offenbar Anfänger.
Der erste Niederländer landet am Start sofort mit dem Bauch auf dem Wasser. Trainer Mathias Loschke hat den "fliegenden Holländer" erwartet, denn sie hatten bisher seinen Tipps nur halbherzig zugehört. "Beim Start die Arme lang lassen und nach oben gucken", erklärt er den jetzt doch konzentriert zuhörenden Holländern. "Wenn ihr nicht nach oben schaut, sondern auf die Skier, landet ihr wieder auf der Fresse", warnt er. Und tatsächlich, die anderen Holländer wirken zwar noch etwas verkrampft, aber bleiben mit den Skiern auf dem Wasser.
Der freundliche Trainer mit der klaren Ansprache ist gut drauf. Ein paar Gäste möchten in die Wasserski-Technik eingewiesen werden. "Kommt sofort zu mir", sagt Mathias Loschke, "aber bitte in einer Polonaise, denn das ist ein lustiger Kursus."
Am Neuländer See sind Zuschauer besonders nah dran am Sportgeschehen. "Hier sitzt man wie auf einem Schiffsdeck direkt an der Sportstätte", sagt Peter Schattenfroh, Chef der Wasserski Hamburg. Das sei so besonders an dem Standort Harburg. Wenn Gäste zum ersten Mal den See sähen, ließen sie den Unterkiefer fallen. "Leute fragen mich dann erstaunt, ob sie an der Cote d'Azur seien", gerät Peter Schattenfroh ins Schwärmen.
Zur Saisoneröffnung haben Lee Hambley, 27, und Claire Proctor, 31, direkt am Wasser an einem Tisch Platz genommen. Die beiden Engländer, die seit Jahren in Hamburg arbeiten, trinken Hamburger Fritz-Limonade und schauen dem Treiben auf dem See zu. Lee Hambley fährt selbst Wakeboard. Für Anfänger sei die Wasserskianlage in Harburg besser geeignet als bei dem Schwesterbetrieb in Pinneberg, sagt er. Der Kurs in Harburg habe weniger enge Kurven. Als Besucher schätzt er die entspannte Atmosphäre bei den Wassersportlern. Die Leute seien nett. Das sei nicht bei allen Sportarten so. Lee Hambley ist in Hannover geboren und stammt aus Manchester. Mit Fußball, verrät er noch, habe er nichts im Sinn. Er mag lieber Rugby.
Mehr als 70 Wasserskianlagen gibt es in ganz Deutschland. In keinem anderen Land in Europa seien es mehr, sagt Wassersportler Torben Klatte. Betreiber Peter Schattenfroh zeigt sich überzeugt, dass der Wasserskilift in Harburg trotz der Insolvenz seiner Firma weiter existieren werde. Wenn sein Unternehmen das Wunder nicht schaffe, sich selbst zu sanieren, sagt er, werde der Insolvenzverwalter ein Bieterverfahren einleiten. "Der Standort in Harburg ist so attraktiv, dass sich auf jeden Fall ein Investor finden wird", sagt er. Die Harburger Wasserskianlage öffnet in dieser Saison Montag bis Freitag von 15 bis 20.30 Uhr, am Wochenende von 12 bis 20.30 Uhr.