Betreiber Peter Schattenfroh erwartet bis Ende der Woche Entscheidungen für den in Not geratenen Betrieb. Er sucht händeringend Investoren, die eine Eröffnung in diese Saison überhaupt ermöglichen.
Harburg. Wer derzeit zur WHG, der Wasserski Hamburg GmbH, fährt, steht in der Straße Am Neuländer Baggerteich 3 vor verschlossenen Türen. Betreiber Peter Schattenfroh, 45, bittet auf der Internetseite um Geduld. Er hofft, die Anlage bis 1. Mai öffnen zu können. Tatsächlich sucht er händeringend Investoren, die eine Eröffnung in diese Saison überhaupt ermöglichen.
Auf Anfrage teilte er dem Hamburger Abendblatt gestern mit, dass er noch mit Kaufinteressenten verhandle und bis Ende dieser Woche auf eine Entscheidung warte. Wie berichtet befindet sich Schattenfrohs zweite Wasserski-Liftanlage in Pinneberg bereits seit Mitte März in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Ein gleiches Schicksal möchte Schattenfroh seinem Harburger Betrieb nach Möglichkeit ersparen. Er hatte ihn vor zehn Jahren zu Pfingsten eröffnet. Nach wie vor ist es die erste und einzige Wasserskianlage auf Hamburger Gebiet. Während der Betrieb in Harburg wegen der noch ungelösten Wirtschaftslage geschlossen ist, hat der Pinneberger Betrieb im Verlauf des vorläufigen Insolvenzverfahrens geöffnet.
Zu den Stammgästen des Harburger Betriebs zählt die Familie Bott-Warneburg aus Finkenwerder. Johanna Bott-Warneburg sagt: "Wir sind richtig traurig. Meine beiden Töchter Lara und Elena und auch mein Mann Stephan sind in Harburg immer gern Wakeboard gefahren. Sie haben auch teure Jahreskarten. Was wird nun damit, wenn der Betrieb nicht weiter geht? Harburg hat ein ganz besonderes Flair. Das bietet weit und breit keine andere Anlage. Und Harburg hat im Laufe der zehn Jahre viele Spitzensportler hervorgebracht. Und ebenso sind in Harburg viele junge Leute anzutreffen aber auch Ältere. Und es ist schön, das soziale Verhalten mitzuerleben, wie sich alle gegenseitig helfen oder auch nur kleine Tipps geben. Harburg war zuletzt am 3. März geöffnet. Wir erfahren Öffnungszeiten und Terminangebote zumeist über Facebook." Die Familie hat schon die Anlagen in Pinneberg, Norderstedt, Neustadt an der Oste oder bei Gifhorn getestet. Ihre Wertschätzung spricht allein für Harburg. "Im gesamten Süden gibt es nichts Vergleichbares. Der Süden braucht Harburg", sagt Johanna Bott-Warneburg.
Harburgs Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, Jörg Heinrich Penner, sagt: "Der Bezirk hat großes Interesse, dass ein wichtiger, kommerzieller Freizeitbetrieb wie die Wasserskianlage existieren kann. Ich meine, dass sich Herr Schattenfroh bislang nicht mit der Verwaltung in Verbindung gesetzt hat. Wenn wir ihn unterstützen können, würden wir es tun. Unsere Wirtschaftsförderung wird sich mit ihm in Verbindung setzen." Reinhard Wolf, der Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur bei der Handelskammer Hamburg sagt: "Ein vielfältiges Sportangebot ist wichtig für eine attraktive Metropole. Die Wasserskianlage in Harburg ist sowohl von der Sportart her als auch von ihrer Lage im Süden ein wichtiger Baustein dieses Angebots; ihr Verschwinden wäre ein großer Verlust für Harburg aber auch für ganz Hamburg."
Jochen Winand, Vorsitzender des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden und Vorstand der für Wirtschaftsentwicklung eingerichteten Süderelbe AG, teilt dazu mit: "Die Wasserskianlage ist mit ihren rund 50.000 Besuchern jährlich zweifelsohne eine Bereicherung des Freizeitangebots in Hamburg. Es wäre schade, wenn der Betrieb in Neuland eingestellt werden müsste. Aber es ist betriebswirtschaftlich auch nicht zu rechtfertigen, wenn die Finanzen nicht stimmen, eine öffentliche Unterstützung einzubringen. Das alles ist eine rein unternehmerische Angelegenheit."
Winand verweist auf die öffentliche Darstellung des Bezirks Harburgs und seiner vielfältigen Angebote. Das von Citymanagement, Wirtschaftsverein, Technischer Universität, der Bezirksverwaltung und Museumsdirektor Rainer Maria Weiß ins Leben gerufene "Stadtmarketing Harburg" soll Harburg künftig als Marke präsentieren. Vorstellung werde am 29. April sein. Und ein Freizeitangebot wie die Wasserskianlage sei in der gemeinsamen Werbung schon eine starke Nummer. Winand: "In unserer Vision Harburg 2020/50 haben wir das Standortbranding als wichtiges Thema vorgetragen. Ein weiterer Schritt für eine bessere Vermarktung wäre eine Harburg Agentur."
Peter Schattenfroh hat mit Unterstützung von Gesellschaftern und Banken in den Bau der Anlage in Harburg und der 2007 eröffneten Anlage in Pinneberg jeweils gut eine Million Euro investiert. Ein Großteil des Geldes sei schon zurückgezahlt. Große Einnahmeverluste habe der lange Winter dem Unternehmen beschert. Eines garantiert er: "Die Anlage in Harburg wird auf gar keinen Fall sterben."