Anonyme Geldgeber ermöglichen den Kauf der historischen Aufnahmehalle A1. Der Umzug des Filmmuseums rückt damit in greifbare Nähe.
Bendestorf. Eine sensationelle Nachricht lässt die Pläne für ein Filmmuseum auf dem historischen Studiogelände in Bendestorf immer wahrscheinlicher werden. Private Spender, die namentlich nicht genannt werden möchten, haben den Kauf der 1948 errichteten Halle A 1 für eine sechsstellige Summe ermöglicht. "Die Zusagen liegen vor", sagte Bendestorfs Bürgermeister Hans-Peter Brink am Dienstagabend bei einer Einwohnerversammlung im Makens Huus. Über den genauen Preis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Mit dem Kauf der Aufnahmehalle wäre der erste Schritt für den Umzug des Filmmuseums getan, das sich derzeit im ersten Stock des Makens Huus' befindet. Um die Gemeindekasse vor möglichen finanziellen Belastungen zu schützen, soll der Verein Freundeskreis Filmmuseum Bendestorf die Trägerschaft übernehmen. Dessen Vorsitzender Walfried Malleskat ist selbst von der großen Spendenbereitschaft der Bürger überrascht und bezeichnet sie als "Geschenk an die Gemeinde". Rolf Meyer, der Gründer der Filmstudios, habe Bendestorf nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Geschenk gemacht, und jetzt gebe es das zweite, sagte er.
Die Einzigartigkeit des Filmstandorts Bendestorf, an dem unter anderem Marika Rökk, Hildegard Knef und Will Quadflieg drehten, hat nicht zuletzt der Leiter des Kulturarchivs in Hannover, Peter Stettner, bescheinigt. Er stufte die Atelierhalle in den Geleitworten zum jüngst erschienenen Filmbuch Bendestorf als "architektonischen Schatz" ein, den es in Kombination mit einem Filmmuseum in der Form wohl kein zweites Mal in Deutschland gebe.
Wie dieser Schatz konkret gestaltet werden könnte, darüber hatte sich das Tourismus- und Regionalberatungsbüro BTE gemeinsam mit den BN Architekten und Stadtplanern Gedanken gemacht. Ihre Vertreter Harald Geißler und Uvo Bittner präsentierten auf der Einwohnerversammlung die lang erwartete Machbarkeitsstudie, die der Gemeinderat bereits vor einem Jahr in Auftrag gegeben hatte.
"Wir zeigen, was machbar ist und überhaupt nach Bendestorf passt", stellte Bittner gleich zu Beginn klar. Demzufolge gebe es auch kein komplett ausgearbeitetes Konzept, sondern lediglich Skizzen und Vorschläge. Fest stehe zumindest, dass im Inneren des Gebäudes eine Galerie eingerichtet werden solle, so dass das Raum-Erlebnis in der fünf Meter hohen und 240 Quadratmeter großen Halle erhalten werde und ein Rundgang möglich sei, sagte Geißler. Ein kommunales Kino könne dort ebenso entstehen wie ein Raum für Wechsel- und Sonderausstellungen sowie eine Mediathek. In einem weiteren Bereich könnten Jugendliche für Film-Workshops zusammenkommen. "Eine feste Gastronomie ist nicht konkret geplant, wäre aber eine weitere Möglichkeit", sagte Geißler. Dazu würde passen, dass Walfried Malleskat erst kürzlich die Zusage für das kleine Vorführkino inklusive Bar aus dem geschlossenen Streit's-Kino in Hamburg erhalten hat.
Inhaltlich halten die Planer eine klare Abgrenzung zu den anderen Filmmuseen in Deutschland wie etwa dem Filmmuseum Potsdam, dessen Schwerpunkt die Geschichte der DEFA ist, oder dem Filmmuseum Düsseldorf, bei dem die Filmtechnik im Vordergrund steht, als unabdingbar für den Erfolg. "Das Selbstverständnis sollte sein, dass Bendestorf die Wiege der Filmkunst in der BRD ist", empfahl Geißler. Das Einzugsgebiet sei dank der günstigen Lage in der Metropolregion Hamburg äußerst groß und reiche im Süden von Bremen bis Uelzen und im Norden von Neumünster bis Lübeck. Zu bedenken gab er, dass demzufolge aber auch die Konkurrenz an anderen kulturhistorischen Einrichtungen groß sei.
Dennoch stufen die Planer eine Besucherzahl von 20.000 im Jahr als realistische Obergrenze ein, wenn das Museum durchgängig geöffnet hat und einen hohen Aufwand in das Marketing steckt. Wären die Öffnungszeiten beschränkt und der Marketingaufwand gering, würden hingegen rund 5000 Besucher pro Jahr kommen - eine Zahl, mit der auch Walfried Malleskat in etwa rechnet. In beiden Fällen gehen die Planer von einem Zuschussbedarf in Höhe von 25.000 Euro pro Jahr aus. An Investitionskosten für die Sanierung der Halle setzen sie je nach Aufwand einen Betrag von 320.000 bis 620.000 Euro an.
Für Hans-Peter Brink und Walfried Malleskat bedeutet das, dass sie nun weiter die Werbetrommel für Sponsoren rühren wollen und außerdem auf die im kommenden Jahr beginnende neue Förderperiode der EU hoffen. Die Gemeinde Bendestorf jedenfalls könne keine zusätzlichen Kosten verkraften, sagte Brink. "Den ersten Grundpfeiler haben wir eingerammt, den zweiten und dritten werden wir nun auch schaffen", fügte er optimistisch hinzu.