Neue Schmuckstücke, neues Buch zur Studio-Geschichte. Über den Umzug des Filmmuseums herrscht allerdings weiter Unklarheit.
Bendestorf. Wenn im legendären Hamburger Streit's-Kino Ende März die Lichter ausgehen, steht Walfried Malleskat bereit. Die komplette Bar inklusive historischer Filmfotos aus der Streit's-Lounge soll nach Bendestorf kommen, sagt der Leiter des Bendestorfer Filmmuseums und Vorsitzende des Fördervereins. Er hat außerdem die Zusage, Leinwand und Projektionstechnik aus dem dann geschlossenen Lichtspielhaus zu erhalten. Des einen Freud' ist des anderen Leid, denn Malleskat weiß, dass sich die jetzigen Streit's-Betreiber nur schweren Herzens von dem Inventar trennen.
Die Schmuckstücke aus dem Streit's sind aber nicht die einzigen Neuzugänge in der Nordheide. Die Bendestorfer Filmfans haben aus dem ehemaligen Savoy am Hamburger Steindamm vor Kurzem mehr als 30 Kinosessel gerettet, weitere cineastische Kleinode wie Kinoleuchten, Vorhang und Projektionstechnik stammen aus dem ebenfalls geschlossenen Fama-Kino in Lurup. Sie alle lagern erst einmal im Fundus des historischen Studiogeländes am Schierenberg.
Man könnte also sagen, dass Walfried Malleskat für den Umzug des Filmmuseums vom Maakens Hus in die Halle A 1 auf dem Studiogelände bestens gerüstet ist. Dumm nur, dass es über diesen Umzug immer noch keine Klarheit gibt. Laut Bendestorfs Bürgermeister Hans-Peter Brink soll die Machbarkeisstudie zur Verlagerung des Filmmuseums am Dienstag, 9. April, bei der Gemeinderatssitzung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das wäre knapp ein Jahr, nachdem der Gemeinderat die Studie in Auftrag gegeben hat. Ursprünglich hatte es geheißen, dass die Untersuchungsergebnisse des Beratungsbüros BTE aus Hannover noch vor den Sommerferien des vergangenen Jahres präsentiert werden sollen, ein weiterer Termin wäre im Dezember gewesen. Doch es gab immer wieder Verschiebungen.
Dass so viel Zeit ins Land zog, ist in den Augen von Malleskat eine der Ursachen für den umstrittenen Antrag der Gruppe CDU und BUG, der am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung diskutiert, aber mit einem Gegenantrag der Mehrheitsgruppe BWG/Grüne/SPD um Bürgermeister Hans-Peter Brink vereitelt wurde. "Die Gegner konnten sich sozusagen in Stellung bringen", sagt Malleskat.
CDU und BUG hatten in dem Schriftstück unter anderem gefordert, dass die Halle A 1 nicht umgebaut wird. Das Filmmuseum solle dort nicht einziehen, es sei denn, die Gemeinde werde von allen wirtschaftlichen Risiken vollständig und endgültig befreit. Als Begründung führten sie unter anderem an, dass der Betrieb eines Filmmuseums für Bendestorf finanziell nicht tragbar ist.
"Unwürdig" sei dieser Antrag, sagt Walfried Malleskat empört. Dem kulturhistorischen Charakter des Bendestorfer Filmstandorts, wo nach dem Zweiten Weltkrieg Stars wie Marika Rökk, Hildegard Knef oder Zarah Leander drehten, werde er in keiner Weise gerecht. Er kann auch im Nachhinein nicht fassen, dass die Gruppe das Aus der Umzugspläne fordert, bevor die Machbarkeitsstudie überhaupt vorgestellt wurde.
Auch BWG, Grüne und SPD konnten es nicht fassen. In Bendestorf stehe eine Wiege des deutschen Nachkriegsfilms, die die Entwicklung des Ortes beflügelt habe und ihn über die Region hinaus bekannt machte, erklären sie. Deshalb dürfe die derzeit einmalige und letzte Möglichkeit nicht übereilt vertan werden, die Halle A 1 als architektonische Keimzelle der Filmstudios vor dem Abriss zu bewahren. Auf dem restlichen Areal sollen Wohnhäuser entstehen.
In ihrem Gegenantrag, den sie zur Gemeinderatssitzung stellten, hieß es deshalb unter anderem, dass der Antrag von CDU und BUG verfrüht sei und deshalb abgelehnt werden müsse. Eine Entscheidung über das Projekt solle erst erfolgen, wenn alle Fakten, auch hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Vertretbarkeit für die Gemeinde und seiner Auswirkungen auf den Ortskern und die Anlieger, vorlägen. Gegebenenfalls könne es auch zu einer Bürgerbefragung kommen. Alle Antragspunkte erhielten im Rat eine Mehrheit.
Für Walfried Malleskat bedeutet das, dass er aufatmen kann. "Die Wogen sind jetzt erst einmal geglättet", sagt er. Trotzdem befürchtet er, dass die Ablehnung der CDU und BUG die Stimmung im Ort möglicherweise negativ beeinflusst. Er sei gespannt, wie die Bendestorfer Bürger auf die Vorstellung der Pläne reagierten.
Große Hoffnungen setzt er dabei in das frisch gedruckte Filmbuch Bendestorf, das auf 150 Seiten vor allem die Anfänge des Filmschaffens im Heideort beleuchtet. In Gruß- und Geleitworten wünschen darin Joachim Paschen, Erster Vorsitzender des Film- und Fernsehmuseums Hamburg, und Peter Stettner, Leiter des Kulturarchivs in Hannover, den Bendestorfern viel Glück bei ihren Plänen für ein Museum, das Filmgeschichte erlebbar macht. Das Filmbuch umfasst unter anderem Materialsammlungen aus den Ausstellungen inklusive historischer Filmplakate, eine fast komplette Filmographie der Jahre 1952 bis 2000, Fotos aus Aktionen sowie Originaltexte des Studiogründers Rolf Meyer.
Das Filmbuch Bendestorf ist in einer ersten Auflage von 350 Stück erschienen und kann bei Walfried Malleskat, Telefon 04183/50 93 67, E-Mail: malleskat@t-online.de, für 17 Euro erworben werden.