Noch herrscht am Bahnhof Klecken häufig Verkehrschaos. Die Einigung mit einem Landwirt könnte nun Abhilfe schaffen.
Klecken. Jede Fahrt zum Bahnhof wird für Renate Maciejewski, 65 und ihrem Mann Michael, 56, aus Klecken zur Nervenprobe. Ein überfüllter Park-and-Ride-Parkplatz am Kleckener Bahnhof, wild geparkte Autos und verstopfte Straßen, ergeben das Bild, das sich ihnen allmorgendlich bietet. Oft geraten sie in ein Verkehrschaos, weil sich die Autos auf der Bahnhofstraße stauen und abgestellte Wagen am Straßenrand ein Umkehren am Ende der Straße unmöglich machen. Dabei will Renate Maciejewski ihren Mann nur kurz zum Bahnhof bringen, da er als Abteilungsleiter in einem Hamburger Versicherungsunternehmen arbeitet. "Ich komme da manchmal weder vor noch zurück", sagt die Rentnerin.
Doch die Parkplatznot am Bahnhof Klecken hat offenbar bald ein Ende. Es hat sich ein Landwirt bereit erklärt, sein Land an die Gemeinde Rosengarten zu verkaufen. Lange sah es nicht nach diesem Happy End aus. Über Monate rang die Gemeindeverwaltung mit insgesamt vier Grundstückseigentümern, die eigene Flächen am Bahnhof halten.
Einer von ihnen ist das Ehepaar Hoyer. Heiko, 73, und Dorothea Hoyer, 68, gehören eine 6500 Quadratmeter große Fläche, die am Park-and-Ride-Parkplatz angrenzt. Die vorhandene Parkfläche hätte also einfach erweitert werden können. Doch wie sich herausstellte, sind die Hoyers so etwas wie eine Nuss, die nicht zu knacken ist. Bereits vor einem Jahr kam die Gemeindeverwaltung auf Heiko Hoyer und seine Frau Dorothea zu und unterbreitete ihnen ein Angebot für rund die Hälfte der 6500 Quadratmeter.
Doch das Ehepaar Hoyer lehnte ab. Nicht nur, weil die beiden das Angebot in finanzieller Hinsicht alles andere als lukrativ fanden. Heiko Hoyer missfiel zudem, dass sich die Verwaltung nur für einen Teil und nicht für die ganze Fläche interessierte. "Für einen Landwirt lohnt es sich nicht, eine Fläche von 3500 Quadratmetern zu bewirtschaften", sagt Hoyer.
Wenn es nach Heiko Hoyer gegangen wäre, hätte die Verwaltung die ganze Fläche kaufen und aus einer Hälfte Bauland machen sollen. Doch wie Verwaltungs-Vize Rainer Alka schilderte, komme das nicht infrage, da aufgrund des Lärms und der Erschütterungen, die der Bahnverkehr verursache, eine drei Meter hohe Lärmschutzwand hätte gezogen werden müssen.
Hoyer blieb bei seinem Nein, selbst als Gemeindebürgermeister Dietmar Stadie ihn vor einigen Tagen erneut kontaktierte und ein neues Preisangebot unterbreitete. "Ich will nicht verkaufen", sagt Heiko Hoyer. Er glaubt, dabei vor allem im Sinne seiner Nachkommen zu handeln: "Das Land zu verpachten ist besser als den Erlös für die Fläche zur Bank zu bringen", sagt Heiko Hoyer.
Auch die anderen drei Grundstückseigentümer mit Flächen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof wollen nicht verkaufen, unter anderem weil sie noch mehr Autofahrer und Verkehrslärm fürchten. "Ich werde nicht dafür sorgen, dass hier noch mehr her kommen", sagt eine 74-Jährige, die nicht namentlich genannt werden möchte. Sie und viele andere Kleckener haben ohnehin ganz andere Schuldige in der Parkplatzmisere ausgemacht: die Buchholzer.
"Das Problem sind nicht die Kleckener", sagt eine 70-Jährige, die direkt am Bahnhof wohnt, und ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie ist der Ansicht, dass viele Buchholzer nach Klecken fahren, um Geld zu sparen. Denn eine Fahrt von Buchholz nach Hamburg kostet doppelt so viel wie eine Tour von Klecken in die Elbmetropole. Zudem sind die Parkplätze in Buchholz kostenpflichtig. "Insofern wundert es mich nicht, dass die hier alle herkommen", sagt die Frau. Falsch' entgegnet Verwaltungs-Vize Rainer Alka. Eine Zählung und Befragung habe ein ganz anderes Ergebnis hervorgebracht: "Der Anteil der Buchholzer Autofahrer in Klecken ist erschreckend niedrig", sagt Alka. Deshalb sieht er auch seine Verwaltung in der Pflicht, etwas gegen die Parkplatznot zu unternehmen. "Wir freuen uns, dass ein Landwirt seine Fläche zur Verfügung stellen will", sagt Alka.
Es handelt sich dabei um ein 3000 bis 5000 Quadratmeter großes Grundstück auf der Ostseite der Bahngleise und nördlich der Kreisstraße. Wer der Verkäufer ist, will Alka nicht sagen. Der Kauf ist auch noch längst nicht abgewickelt. Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie klären, ob es eine Anbindung an die Kreistrasse 12 und an den Bahnsteig geben kann und ob eine Oberflächenentwässerung auf dem tief gelegenen Grundstück möglich ist. Wenn ja, könnten am Ende zu den vorhandenen 144 Stellplätzen 80 weitere hinzukommen.
Für die Anwohner am Bahnhof Klecken wären sie ein Segen. Der Leidensdruck ist groß. Die Bürger sprechen von einer Rushhour in den Morgen- und Abendstunden sowie von versperrten Ausfahrten. Die Rentnerin Ursula Schmidt, 76, die an der Bahnhofstraße wohnt, richtet ihre Autofahrten sogar nach dem Zugfahrplan, um die Verkehrsprobleme zu umgehen. Fährt ein Zug in den Bahnhof ein, verbietet sie sich, das Auto zu nutzen. Kommt kein Zug, ist das Autofahren erlaubt.