Die Bezirksversammlung Harburg ehrt Initiativen, die Integration fördern, mit Integrationspreis, Ehrenamtspreis und Harburg-Teller.
Harburg. Harburg braucht dringender als manch anderer Hamburger Bezirk Integrationsarbeit. In einem Gebiet, in dem rund 35 Prozent aller Bewohner einen Migrationshintergrund haben, geht es zudem nicht ohne ehrenamtliches Engagement einzelner Menschen. Vor allem dann, wenn Politik und Verwaltung an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Viele dieser ehrenamtlichen Sozialarbeiter, die Freizeit und oft auch eigenes Geld in ihr Ehrenamt investieren, haben eines gemeinsam: Sie bemühen sich um echte Angebote an ihre Mitbürger mit Migrationshintergrund, um sie vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zu holen.
Beim Harburg-Empfang im Feuervogel Bürgerzentrum Phoenix, zu dem das Bezirksamt und die Bezirksversammlung eingeladen hatten, standen nun sie im Mittelpunkt. Vor rund 400 geladenen Gästen ehrten Manfred Schulz, Vorsitzender der Bezirksversammlung Harburg, Bezirksamtsleiter Thomas Völsch und Heinz Lüers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, diese ehrenamtliche Arbeit mit dem Harburger Ehrenamtspreis 2012, dem Harburger Integrationspreis 2012 und dem Harburg-Teller, einem Preis für "besonderes bürgerschaftliches Engagement".
Der Harburger Kinder- und Jugendchor Blue Voice und die Show-Gruppe der Hausbruch Neugrabener Turnerschaft "HNT-Sportspool" bestritten ein erstklassiges Rahmenprogramm für die Veranstaltung.
"Uns allen muss klar sein, dass viele dieser Projekte ohne das Engagement dieser Ehrenamtlichen nicht existieren würden", sagte Sparkassen-Vorstandschef Lüers. Es seien Projekte, von denen Menschen profitierten, die Hilfe bräuchten - egal, aus welchem Grund. Das Kreditinstitut hat sich in diesem Jahr zum zweiten Mal an der Stiftung des Preisgelds beteiligt. Es sei ihm auch wichtig, so Heinz Lüers weiter, dass "unsere Anerkennung allen Menschen gilt, die sich ehrenamtlich in diesem Bereich in Harburg engagieren, ob sie nun heute einen Preis bekommen oder nicht".
Die Initiatorin der Harburger Tafel, Ursula Müller, wurde in diesem Jahr mit dem Harburg-Teller ausgezeichnet. Inzwischen teilen in den drei Filialen der Tafel in Harburg, Neuwiedenthal und Winsen insgesamt 132 Helfer Lebensmittel aus und helfen somit etwa 1200 Familien.
Den 2007 einstimmig in der Bezirksversammlung ins Leben gerufenen, mit 2000 Euro dotierten Integrationspreis teilen sich in diesem Jahr drei Institutionen. Die Singgruppe in der Kita Kennedy-Haus ist eine von ihnen. Mit 1000 Euro wird dieses Projekt, bei dem deutsche und ausländische Kinder und Senioren gemeinsam singen, gesponsert. 500 Euro bekommen Anastassiya Ponomarenko und Klaus-Dieter Tölle, die beim DRK Harburg das Jugend-Integrationsprojekt "Kompetent und engagiert" leiten. Das dritte Projekt, das mit dem Integrationspreis ausgezeichnet wurde, hat Mariola Scharfenberg initiiert. In den Räumen des AWO-Seniorentreffs hat Scharfenberg die "Offene Schneiderwerkstatt für Frauen mit Migrationshintergrund" aufgebaut. Auch sie erhält für ihr Projekt 500 Euro. "Es ist ganz wichtig, dass die Frauen mal zu Hause rauskommen, sich mit anderen Frauen treffen und austauschen können", sagt Mariola Scharfenberg. Untereinander gebe es, so die Schneiderin, auch keine Hemmungen, Deutsch zu sprechen. Außerdem, so Scharfenberg, mache es den Frauen Spaß und stärke ihr Selbstwertgefühl, kreativ zu arbeiten.
Für den Harburger Ehrenamtspreis, ebenfalls mit 2000 Euro dotiert, wurden insgesamt 25 Bewerbungen eingereicht. Vier von ihnen erhielten nun eine Auszeichnung. Die Preisträger 2012 sind die Behinderten Arbeitsgemeinschaft Harburg (1000 Euro) und das Projekt Vineyard Hamburg-Harburg (500 Euro), bei dem Ehrenamtliche Hilfsbedürftige und Obdachlose mit Lebensmitteln versorgen und ihnen bei Behördengängen helfen. Zwei Projekte teilen sich in diesem Jahr den dritten Preis: die Außenstelle Süderelbe des Weißen Rings und der Verein ContraZT mit seinem Umsonstladen.
"Ich war sehr beeindruckt davon, was ich über all diese Projekte, die hier in Harburg laufen, gelesen habe. Immer wieder gibt es neue Ideen, und immer wieder gibt es Menschen, die diese Ideen in ihrem Stadtteil umsetzen", sagte die Bundestagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der SPD-Fraktion, Aydan Özoguz, die an diesem Abend in Harburg die Festrede hielt. Und weiter: "Darauf sind wir als Gesellschaft angewiesen."