Noch bis zum 2. November läuft die Zeitreise in die Vergangenheit
Harburg. Zum 100. Geburtstag im Jahr 1992 bekam das Harburger Rathaus eine gründliche Reinigung seiner Fassade geschenkt. Außerdem erlaubten Geldspenden von Bürgern und aus der Wirtschaft, dass aus Obernkirchener Sandstein fehlende Obelisken (Pfeiler) für den Giebel neu angefertigt werden konnten. Der Südflügel des Rathauses war durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Weil beim Wiederaufbau Anfang der 1950er-Jahre befürchtet worden war, die Obelisken könnten herunterfallen, wurden sie vorsichtshalber abgebaut und verschwanden daraufhin auf Nimmerwiedersehen. Alle Suchaktionen im gesamten Lagerbereich der Hamburger Verwaltung waren vergebens, weshalb zum Hundertsten der Auftrag erteilt worden war, neue Obelisken meißeln zu lassen.
Das ist nun 20 Jahre her. Und mit der diesjährigen Eröffnung des neuen Rathausforums an der Ecke Knoopstraße/Julius-Ludowieg-Straße, unter dessen Dächern das Soziale Dienstleistungszentrum (SDZ) und das Zentrum für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt (WBZ) zu finden sind, kam dann auch die Geschichte des Harburger Rathauses wieder ans Tageslicht. Gestern führte die Kunsthistorikerin Martina Hämer Besuchergruppen auf den Spuren der Vergangenheit durch das Harburger Rathaus, bis hinauf zum Dachgiebel, wo das Räderwerk der Rathausuhr zu finden ist. Zu sehen sind dort auch noch ein paar verkohlte Dachbalken, die nach Bombardierung und Feuer erhalten geblieben waren. Im Anschluss an die Führungen wurde die Ausstellung "120 Jahre Harburger Rathaus" im Rathausfoyer eröffnet, die bis zum 2. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses, montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr, freitags bis 15 Uhr, kostenlos angesehen werden kann.
Das Rathaus war am 10. Oktober 1892 nach 33-monatiger Bauzeit vom damaligen Harburger Oberbürgermeister Julius Ludowieg eingeweiht worden. Die Bauform im Stil der Neorenaissance hatte der Architekt Christoph Hehl aus Hannover entwickelt. Aber auch damals schon wurde mehr Geld ausgegeben als vorgesehen. Statt der 300 000 Mark, die der Bau höchstens kosten sollte, waren letztlich 544 800 Mark, fast doppelt so viel, zu bezahlen.
Das erste Harburger Rathaus war 1733 an der Harburger Schloßstraße eingeweiht worden. Das zweite Rathaus stand ab 1830 am Sand, wo heute das Gebäude der Haspa steht.