Ein Kommentar von Dirk Steinbach
Der Alltag ist klar strukturiert. In einer Familie mit berufstätigen Eltern und Kleinkindern zählt jede Minute: Aufstehen, Anziehen, Frühstücken, den Nachwuchs bei der jeweiligen Betreuungseinrichtung des Vertrauens abliefern und nichts wie los zum Job. Autoschlangen vor Kindergärten zeugen daher nicht nur von einer zunehmenden Bequemlichkeit unserer Gesellschaft, sondern auch von Zeitnot. "Time is money", erkannte der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin schon im 18. Jahrhundert. Übertragen auf Eltern im Hier und Jetzt bedeutet dies: Nur wer trotz seiner Vater- oder Mutterrolle im Beruf Vollgas gibt, entsprechend viel Zeit investiert, kann seine Karriere wie ein Kinderloser weiterverfolgen.
Entsprechend ist es ein guter Ansatz des Bundesfamilienministeriums, mit dem jetzt unter anderem in Neu Wulmstorf angeschobenen Modellprojekt nach Möglichkeiten zu suchen, wie Eltern zeitlich entlastet werden können. Politik und Verwaltung können am Ende allerdings nur unterstützend tätig werden. Das wahre Umdenken muss bei den Arbeitgebern stattfinden. Es ist Aufgabe der Unternehmen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, indem sie beispielsweise flexible Arbeitszeiten und eine Kinderbetreuung vor Ort anbieten. Solange es daran hapert, bleibt insbesondere Müttern häufig nichts anderes übrig, als beruflich einen Gang zurückzuschalten. Dass es an Frauen in Führungspositionen mangelt, braucht dann eigentlich auch niemanden mehr zu wundern. Es sind die Rahmenbedingungen, die entscheidend sind, nicht etwaige Quoten.