Abbrucharbeiten: Es ist das Ende eines architektonischen Unikums, das Ende einer Harburger Sehenswürdigkeit aus den 1980-er Jahren.
Harburg. Gestern rückte die Firma Moß aus Lingen mit Abrissbagger, Lastwagen und fünf Spezialisten am Großmoorbogen 7 an, um den ehemaligen Schaulandt-Würfel platt zu machen. Hier kauften Harburger damals noch Schallplatten, die ersten Videorecorder und CD-Player.
Bereits in zwei Wochen sollen die Abbrucharbeiten erledigt sein. Neuer Eigentümer des Geländes ist der Lack- und Farbenhersteller Brillux aus Münster in Westfalen. Der betreibt bereits seit fast 15 Jahren schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, an der Großmoorkehre 1, eine Niederlassung mit Lager und Fachmarkt für das Malerhandwerk. Dort sind die Geschäftsräume gemietet. Das inhabergeführte Familienunternehmen nutzte die Chance, die seit Ende August 2009 leer stehende Schaulandt-Immobilie zu kaufen. Nach dem Abriss soll ein Neubau mit Laderampe auf dem Gewerbegrundstück entstehen. Voraussichtliche Fertigstellung ist Mitte kommenden Jahres.
Die Elektro-Handelsgesellschaft Schaulandt, die sich in der Werbung mit einem Gespenst präsentierte, verwirklichte mit dem Bau des Harburger Kaufhauses 1982 auch sonst recht schräge Gedanken. Keine Wand des schwarzen, würfelförmigen Gebäudes aus Stahlträgern und Wellblechwänden stand gerade. So wurde der schiefe Würfel zum Hingucker und weit über Harburgs Grenzen hinaus bekannt. Im Untergeschoss gab es die sogenannte weiße Ware, die Kühlschränke, Waschmaschinen und Herde. In den oberen Etagen war die braune Ware zu finden, vom Radio bis zum Tonbandgerät und Cassettenrecorder. Später kamen die Neuheiten hinzu, die ersten Computer, Videokameras und nicht zuletzt Satellitenempfänger fürs Fernsehen. Nachdem Schaulandt vom Kaufhauskonzern Karstadt übernommen worden war, drängten auch andere Wettbewerber in den Markt. Schaulandt überlebte nicht. 2003 übernahm MediMax (ElectronicPartner) den schiefen Schaulandt-Würfel am Großmoorbogen. Doch Ende August 2009 packte MediMax die Koffer und verlagerte den Harburger Betrieb ins Einkaufszentrum nach Farmsen.
"Die Räume passen nicht mehr ins Konzept eines modernen Ladenbaus und adäquater Produktpräsentation", lautete die Begründung für die Aufgabe des Standorts Harburg. Hinzu kam, dass Wettbewerber MediaMarkt fünf Jahre zuvor, im Herbst 2004 im neuen Harburger Phoenix Center eröffnet hatte.
Für den Bezirk Harburg ist mit der Aufgabe des Einzelhandels auch eine gewünschte Trendwende erzielt, denn Einzelhandel - insbesondere der Handel mit Dingen des täglichen Bedarfs - soll schwerpunktmäßig im Bereich der Harburger Innenstadt angesiedelt sein. Bereits die Ansiedlung von Fahrradhändlern im Bereich des Gewerbegebiets Großmoorbogen/Großmoordamm hatte in der Vergangenheit für Schwierigkeiten gesorgt, denn die Bezirkspolitik hätte auch Fahrradhandel lieber in der Innenstadt gesehen - obwohl Fahrräder nicht unbedingt zu den Dingen des täglichen Lebens gehören, die regelmäßig einzukaufen sind.
Mit dem Brillux-Neubau wird jedenfalls ein Markt geschaffen, der für den Endverbraucher nicht von Bedeutung ist. Verkauft wird nach Angaben einer Firmensprecherin ausschließlich an das Malerhandwerk.