Statistikamt Nord teilt mit, dass vor allem bei Getreide und Raps mit Ernteausfällen gerechnet wird. Preiserhöhungen nicht absehbar.

Grömitz. Erst zu nass, dann sehr früh sehr kalt und dann zu trocken: Das Wetter vermiest den Landwirten in Schleswig-Holstein die Getreide-Ernte. Wie das Statistikamt Nord mitteilt, wird damit gerechnet, dass die abgeerntete Getreidemenge knapp 2,2 Millionen Tonnen betragen wird. Dies wären rund acht Prozent weniger als im Vorjahr, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Claus Heller, am Donnerstag. Heller ergänzte, dass die Bauern auf gutes, stabiles Erntewetter hoffen, um eine mengenmäßig und qualitativ wenigsten noch befriedigende Ernte einbringen zu können.

Brotgetreide wie Weizen und Roggen macht in Schleswig-Holstein mit einer voraussichtlichen Erntemenge von 1,8 Millionen Tonnen den Großteil aus. Futtergetreidearten wie Gerste und Hafer fallen mit geschätzten 0,4 Millionen Tonnen ins Gewicht, wobei der Winterweizen allein mit 1,7 Millionen Tonnen rund 75 Prozent ausmacht. Die Marsch wird laut dem Statistikamt besonders von dem Ernterückgang betroffen sein.

Besonders schlecht sind die Aussichten nach Angaben der Kammer beim Raps. Mit 278 000 Tonnen wird die Erntemenge voraussichtlich um 43 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Wegen des feuchten Wetters hat die Rapsernte noch gar nicht begonnen. „Bei einer weiteren Verzögerung muss mit Verlusten und Qualitätseinbußen beim Ölgehalt gerechnet werden“, sagte Heller. Landesweit werde der Durchschnittsertrag pro Hektar nur 30 bis 35 Dezitonnen erreichen, in den vergangenen Jahren lag er bei rund 42 Dezitonnen je Hektar.

Im Frühjahr 2011 behinderten Wechselfröste, austrocknende Ostwinde und überdurchschnittlich wenig Niederschlag die Pflanzenentwicklung. In Einzelfällen wurde bereits Mitte Juli mit der Ernte der Wintergerste begonnen, die jedoch durch den Regen vorläufig gestoppt wurde. Da Kornausbildung und Ernteverluste entscheidend von dem weiteren Witterungsverlauf bis zum Erntezeitpunkt abhängen, wird die endgültige Erntemenge an Getreide und Raps von dieser ersten Schätzung abweichen, teilt das Statistikamt mit.

Auch die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern befürchten ebenfalls hohe Ertragseinbußen bei Gerste und Raps. „Das Jahr hat schon verrückt angefangen mit extremen Kahlfrösten“, hatte Bauernverbandspräsident Rainer Tietböhl am Mittwoch in Brüsewitz (Nordwestmecklenburg) erklärt.

Ob die geringeren Erntemengen zu höheren Preisen für die Verbraucher führen werden, lässt sich nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer nicht sagen. „Der Anteil des Getreidepreises am Preis von Brot und Brötchen ist gering“, sagte Heller.