Gasnutzer müssen sich auf Preiserhöhungen einstellen. Stadtwerke und EWE begründen Anstieg mit höheren Beschaffungskosten.
Winsen/Buchholz. Autofahrer spüren es - die steigenden Energiepreise seit Monaten an den Tanksäulen. Jetzt trifft es auch die Haushalte im Landkreis Harburg, die Erdgas beziehen. Mehrere Energieversorger erhöhen in den kommenden Wochen die Preise. "Wir erhöhen zum 1. September den Gaspreis um 0,7 Cent pro Kilowattstunde", sagt Mathias Eik, Geschäftsführer der Stadtwerke Winsen. Davon seien alle Tarife betroffen.
Für eine Familie mit ein oder zwei Kinder, die durchschnittlich 20 000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, bedeute dies eine Mehrbelastung von 140 Euro im Jahr. Grund für die Erhöhung sei die Koppelung des Erdgaspreises an den Ölpreis, sagt Eik. "Wir bekommen das Erdgas von Vorlieferanten. Die gestiegenen Marktpreise geben wir jetzt an die Kunden weiter." Im vergangenen Jahr sei der Preis allerdings zweimal gesenkt worden, betont Eik. Beschwerden habe es bisher nicht gegeben, so Eik. "Und bis Ende des Jahres bleiben die Gaspreise konstant."
Auch die EWE Energie AG, die Erdgas in der Region anbietet, erhöht die Preise um 0,83 Cent pro Kilowattstunde. Das bedeutet für den Durchschnittshaushalt jährlich 166 Euro mehr. "Wir verzeichnet seit Beginn des Jahres deutlich gestiegene Einkaufspreise für Erdgas", sagt Vertriebschef Jörg Budde. Sowohl an den Energiebörsen seien die Preise gestiegen als auch in den langfristigen Lieferverträgen. Diese orientierten sich am Ölpreis. "Durch die höheren Bezugskosten sind wir jetzt gezwungen, auch die Verkaufspreise anzuheben", sagt Budde. Die EWE ist außerdem gezwungen, zu hoch berechnete Gaspreise für 2008 und 2009 zu korrigieren, betroffene Kunden können die Rückzahlung ab sofort anfordern. Hintergrund ist ein Gerichtsurteil.
Zum 1. Oktober wird voraussichtlich auch bei den Buchholzer Stadtwerken das Erdgas teurer. "Nachdem wir zwei Jahre den Preis nur gesenkt haben, planen wir jetzt eine Erhöhung", sagt Geschäftsführer Frank Schumacher. Dies müsse jedoch noch dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. Grund für die geplante Erhöhung seien die gestiegenen Energiebezugskosten, so Schumacher. Das liege zum einen an der Koppelung vom Gas- an den Ölpreis, zum anderen am gestiegenen Gaspreis.
"Dieses Jahr wird es bei uns keine Gaspreiserhöhung geben", sagt dagegen eine Sprecherin der E.on Hanse, die ebenfalls im Landkreis Gas anbietet. Ein Durchschnittshaushalt, der jährlich 20 000 Kilowattstunden verbraucht, zahlt weiterhin rund 1000 Euro im Jahr für Erdgas. Die letzte Erhöhung liege zudem mehr als zwei Jahre zurück. Dies sei möglich, weil E.on Hanse langfristige Beschaffungsverträge habe.
Ob ein Unternehmen die Gaspreise für seine Kunden erhöhen muss, hängt davon ab, zu welchem Preis es sicht das Gas langfristig gesichert oder kurzfristig am Markt gekauft hat. "Die unterschiedlichen Beschaffungsstrategien der Gasversorger wirken sich stärker als im Strombereich auf den Endpreis aus", sagt Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft beim Onlinevergleichsportal Verivox. Deshalb gebe es große Preisunterschiede zwischen den Anbietern.
Für einen 20 000-Kilowattstunden-Haushalt bedeuteten die jüngsten Erhöhungen im Durchschnitt eine Mehrbelastung von 133 Euro jährlich. In Buchholz liegt der Jahrespreis laut Verivox-Rechner je nach Anbieter zurzeit zwischen 746 Euro und 1399 Euro. Noch teurer sind einige Tarife mit hohem Biogas-Anteil.