Nach umfangreichem Kursus können die Absolventen Touristen informieren
Undeloh. "Die Heide ist ein gefragtes Thema", sagt Jan Brockmann, Diplom-Biologe und Heide-Ranger. Um immer mehr Menschen "für diese einmalige Kulturlandschaft zu begeistern", sind im Schneverdinger Camp Reinsehlen 20 Teilnehmer zu Natur- und Landschaftsführern ausgebildet worden - die erfolgreichen Absolventen erhalten am morgigen Mittwoch in Undeloh ihre Zertifikate.
In 70 Unterrichtsstunden beschäftigten sich die angehenden Heideexperten mit naturkundlichen Grundlagen, mit der Entstehung der Heidelandschaft, der Geschichte des Naturschutzes und mit traditionellen und modernen Aspekten wie Imkerei, Schäferei oder Biogas.
Weitere Kursinhalte waren Recht, Marketing, Rhetorik und Didaktik. Neben Kursleiter Jan Brockmann vermittelten regionale Referenten den Wissensstoff. Auch Exkursionen wie zur Oldendorfer Totenstatt oder zum Salzmuseum Lüneburg standen auf dem Lehrplan. Die Spuren der ersten Menschen in der Region lernten die Kursteilnehmer ebenso kennen wie die Lebensweise der Heidebauern und ihr Brauchtum oder die wirtschaftliche Entwicklung von Pastor Bode bis heute.
Für Nicola Scherer, Regionalmanagerin im Naturpark Lüneburger Heide, sind die neuen Natur- und Landschaftsführer "Botschafter für unsere Region". Sie sollen künftig mit eigenen Führungen das Angebot im Naturpark ergänzen und bereichern und "Besuchern ein unvergessliches Erlebnis in der Natur" ermöglichen. Der Naturpark Lüneburger Heide bietet den Absolventen Unterstützung bei Weiterbildung und Vermarktung.
Bereits 2008 hatten der Naturpark und die Alfred-Toepfer-Akademie für Naturschutz (NNA) einen solchen Kurs angeboten. Er war - wie der aktuelle Lehrgang - ausgebucht. Dieses Mal kamen die Teilnehmer aus der ganzen Heideregion, aus Schneverdingen und Amelinghausen, Bispingen und Hanstedt, Undeloh und Buchholz. Ihre persönlichen Hintergründe sind ebenso unterschiedlich wie das, was sie künftig mit dem erlernten Wissen anfangen wollen. Thimo Pfeiffer (33), Heilpraktiker aus Walsrode, hat die Flüsse der Heide zu Fuß erwandert. Er sagt: "Die Natur ist heilsam" und möchte Heilungswanderungen anbieten.
"Je mehr ich weiß und den Gästen erzählen kann, desto zufriedener sind sie und kommen wieder", hat Martina Wischhof (48) erkannt. Sie betreibt das Hotel "Heiderose" in Undeloh und veranstaltet Kutschfahrten. Iris Schöndube (40), Rechtsanwältin aus Hanstedt, hat sich schon ihr Studium mit Heidekutschfahrten finanziert. Im vergangenen Jahr nahm sie an der Qualifizierung zur Qualitätskutscherin teil.
Ihr Wissen über die Heide vermittelt sie, wenn sie mit Gästen Kutschfahrten unternimmt. "Die Leute sollen in der Heide auftanken", wünscht sich Dietmar Preißler (56) aus Amelinghausen. Er bietet Trekkingtouren durch die Heide mit Lamas an. Jörg Everding (55) aus Kempen bei Neuenkirchen interessiert sich für die kulturhistorische Entwicklung der Region und möchte "dies zum Gegenstand meiner Führungen machen".
Der Lehrgang endete mit einer Hausarbeit, einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung. Die erfolgreichen Absolventen dürfen sich nun für fünf Jahre als "Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer (ZNL)" bezeichnen. Der Abschluss ist bundesweit und unter anderem vom Verband Deutscher Naturparke anerkannt. Wer langfristig als Naturführer arbeiten will, muss einmal jährlich an einer Weiterbildung teilnehmen und sich zweimal in fünf Jahren von einem Kollegen bei einer Führung begleiten und beurteilen lassen.
Dr. Franz Höchtl von der Alfred-Toepfer-Akademie freut sich, dass viele Menschen in der Lüneburger Heide "die Besonderheiten ihrer Heimat den Gästen der Region näher" bringen möchten. Sie seien wichtige Multiplikatoren und könnten "Verständnis dafür wecken, wie schön, aber auch gefährdet wertvolle Naturlandschaften sind".