Bis zum Präsentationsjahr 2013 der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Internationalen Gartenschau ist Wilhelmsburg, neben Hafen und HafenCity, die wohl größte Spielwiese der Hamburger Stadtentwicklung.
Der Senat und das städtische Wohnungsbauunternehmen Saga/GWG investieren Millionensummen in dreistelliger Höhe. Kunst soll das Interesse von jungen, gut verdienenden Leuten wecken. Nur: Verdrängt die Aufwertung des Stadtteils die Kreativen, die den bisherigen Underdog-Stadtteil so "hip" machen sollen? Spötter mögen sagen: Frisst die IBA ihre Feigenblätter?
Die Tour der Künstlerin Sabine Kullenberg zu Künstlern auf der Elbinsel bringt ein widersprüchliches Bild: Die Preise für Künstlerateliers hätten sich verdoppelt, sagt eine einheimische Stadtplanerin. Der Kulturschaffende Mathias Lintl von der Soulkitchenhalle, heimisch geworden auf der Elbinsel, fürchtet dagegen keine Gentrifizierung. Die meisten Immobilien würden der Stadt oder Genossenschaften gehören. Das sei ein Schutz gegen ausufernde Mietpreise. Was stimmt nun? Laut dem Büro "Analyse und Konzepte", Partner der IBA, seien die Mietpreise in Wilhelmsburg von 2006 bis 2010 um 21 Prozent gestiegen. Aber ist das ein Indiz für Aufwertungsdruck? In beinahe ganz Hamburg explodieren die Mietpreise.
Ob die Soulkitchencrew, so charmant das wohl spleenigste Künstlerkollektiv Hamburgs sein mag, für Wilhelmsburgs Künstlerszene sprechen kann, ist fraglich. Stadt und IBA halten ihre schützende Hand über die Kulturbaracke - noch. Das Schicksal der Soulkitchenhalle nach 2013 wird zeigen, wie ernst es die Stadt tatsächlich mit den Kreativen meint.