Stadt- und Landschaftsplaner stellen im IBA-Dock ihre Ideen zum künftigen Flutschutz vor

Wilhelmsburg/Veddel. Hohe Deiche rahmen Nordseeküste und Flussufer ein. Vermutlich müssen unsere Deiche und sonstigen Hochwasserschutzeinrichtungen wegen des Klimawandels und steigender Wasserstände im Laufe der kommenden 100 Jahre von derzeit acht auf rund neun Meter erhöht werden. Und für die Bewohner hinterm Deich wird damit die Nähe zum Wasser immer schlechter erlebbar.

Stadt- und Landschaftsplaner, Künstler und Bürger haben bei der gemeinsamen dreitägigen Labor-Veranstaltung von HafenCity GmbH und Internationaler Bauausstellung (IBA) mit dem Titel "Stadtküste Hamburg" - Visionen für Hamburgs Hochwasserschutz ihren Gedanken freien Lauf lassen können. Und herausgekommen ist dabei vor allem eines: Die Menschen sollen trotz der notwendigen Deiche die Nähe zum Wasser nicht verlieren. Und das Wasser mit all seiner Kraft, mit seinen Tiefen und Höhe bei Ebbe und Flut soll auch erlebbar gemacht und bei der baulichen Gestaltung der Hamburger HafenCity berücksichtigt werden. Die Arbeiten der Planungsbüros werden einen Monat lang, bis zum 19 Juli, im IBA-Dock, Am Zollhafen 12, Veddel, ausgestellt. Gestern wurden die Arbeiten vorgestellt.

Dass Menschen Interesse am Hochwasserschutz und am Deichbau haben, wird eigentlich dann erst richtig deutlich, wenn eine Katastrophe droht. Der Holländer Ruud Reutelingsberger von der Firma Observatorium und Florian Boer von der Firma De Urbanisten, beide aus Rotterdam, haben das Phänomen des Katastrophentourismus im Sinn gehabt. Menschen sollen jederzeit sehen können, was bei Ebbe und Flut passiert. In ihrem Projekt "Stadtküste Elbinsel - Schutz erleben" haben sie geplant, an zwei Stellen Wilhelmsburgs und in einem Bereich der HafenCity Deichmodelle in Form einer Wendel im Deichvorland zu installieren. An der ansteigenden Wendelform sind frühere und künftige Deichhöhen erkennbar. Und wenn das Deichmodell bei Flut überläuft, dann ist es ein sehenswertes Ereignis, das deutlich macht, welche Funktion der eigentliche Deich erfüllt.

Karsten Wessel, Projektkoordinator IBA Hamburg für Stadt im Klimawandel, sagte: "Bei der Labor-Veranstaltung entwickelte sich die Erkenntnis, dass die technischen Anforderungen an den Hochwasserschutz mit den gestalterischen Ambitionen für die Stadtküste Hamburgs keine Gegensätze darstellen dürfen. Vielmehr gilt es, in Projekten ein Leben mit der Tide wieder viel stärker als heute im Raum sinnlich erfahrbar zu machen. Dann werden sich die Menschen noch mehr mit ihrer Elbe in Hamburg identifizieren."

Hans-Jochen Hinz, Geschäftsführer Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer, sagte: "Spätestens seit der Sturmflutkatastrophe im Jahr 1962 ist man sich in Hamburg der Bedrohung durch Sturmfluten bewusst. Seitdem hat die Schutzfunktion von Deichen und anderen Schutzbauwerken höchste Priorität vor allen anderen Nutzungen". Im Workshop"Stadtküste Hamburg: Mitwachsen" bestand die Aufgabe darin, das städtische Warftenprinzip der Hamburger HafenCity auf den steigenden Meereswasserspiegel anzupassen. Untere Etagen neu gebauter Häuser könnten von vorn herein auf Überflutung eingerichtet sein.