Grüne bangen um ihre Listen zur Kommunalwahl. Mitgliederzuwachs ruft weitere Kandidaten auf den Plan

Winsen. Bei den Grünen im Landkreis Harburg brodelt es hinter den Kulissen. Schon Ende März waren die Kandidatenlisten zur Kreiswahl vom Kreisvorstand der Grünen eingetütet worden. 20 Spitzenkandidaten treten für die zehn Wahlkreise im Landkreis an und werden bei der Kommunalwahl um ein Mandat für den Kreistag bei den Wählern werben. Und die Chancen für die Grünen stehen, ebenso wie im Bundestrend, auch im Landkreis Harburg gut. Optimisten unter den Grünen rechnen sogar vorsichtig mit einer Verdoppelung der Kreistagsmandate für die Grünen von sechs auf zwölf Sitze. Die Grünen-Fraktionschefin im Harburger Kreistag, Ruth Alpers, dazu: "Wir sprechen von zwei Spitzenkandidaten pro Liste, so treten wir auch für die Wahl im September an, und ich rechne damit, dass bei einigen Listen auch die ersten beiden Plätze ziehen werden, wobei wir traditionell und dank der Mitgliederzuwächse in jüngster Zeit im Westen des Kreises stärker sein werden als im Osten."

Nun kommt wieder Unruhe in die längst abgeschlossene Kandidatenkür. Auf Drängen der Winsener Grünen wird es am kommenden Mittwoch wieder eine Kreismitgliederversammlung und eine "erneute Aufstellungsversammlung zur Kreistagswahl" geben. Und manche Ortsvereine bangen um ihre Liste, weil nun jedes Mitglied wieder die Chance hat, zu kandidieren. Zum Winsener Wahlkreis gehören die Stadt Winsen, aufgeteilt in Nord und Süd, und die Samtgemeinde Elbmarsch sowie die Gemeinde Stelle. Und seit März, so die Winsener Grünen, hätten die Ortsvereine so viele Neuzugänge zu verzeichnen gehabt, dass weitere Kandidaten Interesse an einer Aufstellung für die Kreiswahl angemeldet hätten. Kreisgeschäftsführer Joachim Bartels: "Der Vorstand und ich haben lange darüber diskutiert. Die Begeisterung hielt sich bei allen in Grenzen, und die Entscheidung fiel uns schwer."

Bartels führt als Argument gegen eine erneute Aufstellungsversammlung die Befürchtung an, die Beteiligung könne "schwach" werden, außerdem sei mit der Vorbereitung ein immenser Arbeitsaufwand verbunden. Andererseits könne er die Argumente der Winsener verstehen, in einem Nachgang ihre Listen stärker besetzen zu wollen. Das Problem: Es können nicht nur die beiden Winsener Listen für Neuzugänge geöffnet werden. Es müssen alle Listen neu beschlossen werde. "Ich habe die Sorge, dass das alles formaljuristisch korrekt abläuft. Denn es wäre nichts misslicher, als wenn es nach der Wahl Reklamationen gäbe, weil wir die Listen neu beschlossen haben", so Dr. Peter Dörsam vom Vorstand der Tostedter Grünen.

Dörsam wie auch einige andere seiner Parteifreunde hoffen, dass am Mittwoch bei ihren Kandidatenlisten nicht wieder der Run auf die beiden ersten Plätze beginnt. Zehn Jahre lang hatten die Tostedter Grünen keinen eigenen Kandidaten für den Kreistag. Zweimal kandidierte Dr. Monika Dicke aus Rosengarten für Tostedt. Schon vor der letzten Aufstellungsversammlung war klar, dass die Tostedter Grünen-Ratsfrau Dr. Bettina Wagner aus Wistedt Dickes Listenplatz für die Kreiswahl übernehmen würde. Nach außen wird dieser Wechsel als überaus harmonisch dargestellt. Dörsam: "Monika Dicke hat zehn Jahre lang gut mit uns zusammen gearbeitet, und uns auch bestmöglich über die Kreistagspolitik der Fraktion informiert. Sie hat uns gegenüber ihr vollstes Verständnis darüber geäußert, dass wir jetzt eine eigene Kandidatin haben." Und Monika Dicke, derzeit noch in der Grünen-Kreistagsfraktion zuständig für Schulpolitik, hält ihre Nachfolgerin auf der Tostedter Liste für "eine gute Kandidatin mit viel Erfahrung".

Aber für Monika Dicke bedeutet dies das Ende ihrer Arbeit als Kreistagsmitglied. Ihr Versuch in der Aufstellungsversammlung im März für die Buchholzer Liste für den zweiten Platz zu kandidieren, scheiterte. "Nach zehn Jahren ist es an der Zeit, dass mal andere im Kreistag die Arbeit übernehmen. Allerdings werde ich auf Kreisebene weiter mitarbeiten." Intern aber heißt es, Monika Dicke sei wenig erfreut darüber gewesen, keinen "guten" Listenplatz bekommen zu haben. Eine Kandidatur am Mittwoch schließt sie aus.