Es ist paradox: Einerseits haben immer weniger Bürger Lust, zur Wahlurne zu gehen und sich in Parteien zu engagieren, andererseits reichen immer mehr Menschen Bürgerbegehren ein und machen in den Rathäusern die Amtsschimmel scheu.
Laut einer aktuellen Umfrage fordern etwa 90 Prozent aller 50 bis 64 Jahre alten Bürger mehr Mitsprache bei politisch relevanten Entscheidungen, nicht nur in ihrem unmittelbaren Umfeld.
Damit, so heißt es in der Erhebung, verbinden sie unter anderem große Hoffnungen auf gesellschaftliche Veränderungen und hegen die Hoffnung, Deutschland wieder gerechter gestalten zu können. Es sind Menschen wie Arnold Ude und seine Nachbarn, die sich nicht überplanen lassen wollen, die sich wehren gegen Behörden und deren Schreibtischversionen davon, wie die Wirklichkeit vor Ort aussehen soll.
Nicht nur bei Verwaltungsmitarbeitern erhöht sich die Pulsfrequenz, wenn sie ein Bürgerbegehren bearbeiten müssen, auch einige Politiker haben Probleme mit dem Erfolg des neuen Instruments repräsentativer Demokratie.
Der ist indes auch in Harburg ungebrochen. Denn BI-Aktivist Ude erhält schon Anfragen von anderen aufgebrachten Leuten, die ihren Unmut nicht nur am Stammtisch loswerden wollen. Das zeigt eines: Im Rahmen von Bürgerbeteiligungsverfahren werden viele Enttäuschte wieder wach und zeigen aktive politische Teilhabe.
Und das kann für ein funktionierendes Gemeinwesen nur gut sein.