Im Wilhelmsburger Inselpark entsteht ein drei Kilometer langer Kanal
Wilhelmsburg. Die Bauarbeiten für die drei Kilometer lange Kanustrecke durch das Gartenschaugelände im Wilhelmsburger Inselpark schreiten voran: Von März 2011 bis September 2012 wird die 1,3 Kilometer lange Nord-Süd-Verbindung vom Bürgerhaus Wilhelmsburg zum Kuckucksteich gebaut. Sie wird die bereits bestehende Kanustrecke auf dem westlich gelegenen Gartenschaugelände komplettieren. Zugleich soll das neue Kanalsystem die ökologische Entwässerung der Elbinsel sicherstellen, indem es überschüssiges Regenwasser auffängt und in den natürlichen Wasserkreislauf rückleitet. Der Bau wird vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und der Internationalen Gartenschau (igs 2013) betreut.
Das neue Kanalsystem entsteht in drei Abschnitten: Im ersten Bauabschnitt bis September 2011wird der Kanukanal von der Neuenfelder Straße bis zum Kuckucksteich gebaut; im zweiten Abschnitt von Juni 2011 bis Februar 2012 vom See am Bürgerhaus Wilhelmsburg zur Dratelnstraße, im dritten Abschnitt von Februar 2012 bis September 2012 von der Dratelnstraße zur Neuenfelder Straße.
Der Ausbau des Entwässerungssystems wird auch durch den Bau der Wilhelmsburger Mitte notwendig. Durch die vielen neu entstehenden Gebäude werden Flächen versiegelt, so dass das Regenwasser nicht mehr im Boden versickern und über das Grundwasser dem Wasserkreislauf zugeführt werden kann. Überschüssiges Regenwasser muss daher zunächst gespeichert und dann über Kanäle, Wettern und Teiche, Schöpfwerke und Schleusen in Elbe oder Reiherstieg abgeleitet werden.
Dazu ist das bestehende Entwässerungssystem nach Angaben der igs "nicht leistungsfähig genug". Es wird daher um ein Becken an den "Water Houses" und einen weiteren Kanal ergänzt. Dieses System biete "ausreichend Volumen, um bei Starkregen Wasser aufzunehmen und nach in Elbe und Reiherstieg abzuleiten", so die igs. Zugleich stellten der geradlinige Gewässerverlauf und die gewässerbegleitenden Wege der Kanuverbindung "eine ästhetisch ansprechende, attraktive fußläufige Fortführung für Barkassenfahrgäste dar, auf denen Besucher den Wilhelmsburger Inselpark erkunden können. Die geradlinige Gewässertrasse entspreche dem historisch gewachsenen System aus künstlich geschaffenen Gewässern in der Umgebung.
"Der Ausbau des Kanukanals zeigt, wie gut Stadtentwicklung und Gewässerökologie Hand in Hand gehen können", sagt igs-Chef Heiner Baumgarten. "Zum einen entsteht eine attraktive Kanustrecke für Wasserwanderer und Spaziergänger. Zum anderen ertüchtigen wir das natürliche Entwässerungssystem der Insel, das über neue Becken und Kanäle den Tidenhub ausgleichen und überschüssiges Regenwasser an Elbe und Reiherstieg ableiten kann."
"Es ist für die Marschgebiete typisch, dass ihre gradlinig verlaufenden Gräben die dazwischen liegenden Landflächen entwässern", sagt Torsten Strampe, zuständiger Projektleiter beim LSBG. "Insofern führen wir eine uralte, bewährte Tradition der Wasserwirtschaft in Marschgebieten fort und ermöglichen zugleich eine Freizeitnutzung für Kanuten und Kajakfahrer."
Hintergrund: Wie ein fest vertäutes Schiff liegt die Flussinsel Wilhelmsburg in der Elbe. Entstanden aus Dutzenden von kleinen Sandhügeln (Hövel) und -inseln (Werder) liegt die Elbinsel stellenweise unter dem Meeresspiegel. Bereits die ersten bäuerlichen Siedler im Mittelalter legten daher ein ausgeklügeltes System aus Wehren, Beetgräben und Wettern an, um ihre halligartigen Siedlungsgebiete bei Flut und Starkregen zu schützen.
Das ist heute so wichtig wie damals: Das uralte Entwässerungssystem nimmt überschüssiges Wasser auf, Schöpfwerke pumpen es nach draußen, Schleusen regulieren den Wasserstand. Je größer das so genannte Gewässerprofil, desto mehr Wasser kann aufgenommen werden. Teil des verbesserten Entwässerungssystems ist daher auch ein Wasserbecken, das im nordöstlichen Teil des Gartenschaugeländes entsteht und zugleich das Baugrundstück für die Wasserhäuser der Internationalen Bauausstellung (IBA) ist.