Der Autorastplatz “Servicepark Bispingen“ an der A7 soll Pkw-Reisende mit ausgewählter System-Gastronomie und grünem Ambiente anlocken.
Bispingen. Möglichkeiten, an der Autobahn Geld auszugeben, gibt es viele. Tankstellen, Raststätten und Autohöfe - vom Ambiente oft austauschbar - reihen sich aneinander. Um dennoch vom Geschäft mit den Reisenden zu profitieren, setzt ein Unternehmer aus Bremen auf die besondere Note. Der Charme der Lüneburger Heide soll noch in diesem Jahr die ersten Gäste in den "Servicepark Bispingen" locken.
Direkt an der Autobahnausfahrt der A 7 - in unmittelbarer Nachbarschaft zu Snow Dome, Ralf Schumacher Kartcenter und dem "Verrückten Haus" - entsteht eine Anlage mit Restaurants, Tankstelle und Spielcenter. Sogar eine eigene Quelle gibt es auf dem Gelände, die besonderes sauberes Wasser spenden soll.
Während nur eine Anschlussstelle weiter, in Evendorf, ein riesiger Autohof mit Lastwagenstellplätzen im Gespräch ist, setzen die Investoren in Bispingen ausschließlich auf Reisende mit Pkw. Für sie werden zunächst 170 Stellplätze gebaut - mit viel Grün dazwischen und angelegt wie ein Heidegarten.
Auch kulinarisch will man sich abheben. Unter anderem mit "Deutschlands besten Schnitzeln", verspricht Heiko Finke, dessen Projektentwicklungsgesellschaft Euro Hansa normalerweise Gewerbegebiete entwirft, diesmal aber auch Grundstückseigentümer und Bauherr ist. Im vergangenen Jahr wurde die knapp zwei Hektar große Fläche in der Schleife der Autobahnauffahrt vom Bund gekauft, im November war Baubeginn.
Obwohl von der künftigen Anlage derzeit noch wenig zu sehen ist - die Tankstelle und das Spielcenter werden im Mai, die Gastronomie im Spätsommer eröffnen - sind bereits alle Flächen vermietet. Finke: "Wir haben alle Betreiber beieinander." An Gastronomie werden neben dem "Schnitzelhuber" und dem "Hendlhaus" - der Name ist bei beiden Programm - auch die Restaurantkette Subway und ein Café einziehen. Bei Subway gibt es unterschiedlich belegte Stangenbrote nach amerikanischem Vorbild. Die Restaurants werden ein bumerangförmiges Gebäude bilden, das über Terrassen mit Blick auf die Autobahn verfügen soll.
Als regionaler Anbieter übernimmt die Raiffeisen Centralheide mit Sitz in Soltau die Tankstelle. Abgerundet wird das Angebot von einer "Merkur Entertainment Spielothek", deren Gebäude als erstes bereits erkennbar ist.
"Wir wollen die Kaufkraft an der Autobahn abschöpfen", sagt Heiko Finke und spricht augenzwinkernd von "moderner Wegelagerei". 25 Millionen Sichtkontakte gebe es pro Jahr. Dank eines 35 Meter hohen Werbeturms soll der Autofahrer die Anlage bei einem Fahrttempo von 120 Stundenkilometern immerhin zwei Minuten im Blickfeld haben - Zeit genug für die Entscheidung, ob Hunger, Durst, ein leerer Tank oder ein dringendes Bedürfnis einen Halt nahe legt.
Versorgungsangebote im Umfeld gibt es reichlich - direkt gegenüber sind McDonalds und ein Döner-Restaurant, an der Autobahn liegt die Tankstelle/Raststätte "Brunautal". Außerdem "jagt ein Autohof den anderen", weiß Heiko Finke. Trotzdem ist er optimistisch: "Wir wollen den Gästen besondere Qualität, freundlichen Service und vorbildliche Sauberkeit bieten. Wer das tut, hat immer Erfolg." Neben Spontankunden setzt er auch auf die "Wiederkommer", Gäste, die die Strecke regelmäßig befahren und vom ersten Besuch so angetan waren, dass sie gern immer wieder herkommen.
Dazu beitragen soll auch der "gepflegte Außenbereich im Heidestil" - der Besucher soll merken, dass er in der Lüneburger Heide Rast macht. Hier sollen deshalb auch Betriebe aus der Region den Gästen im Direktverkauf Heidetypisches vom Honig bis zum Schaffell anbieten. Außerdem können Reisende an einem Automaten Geld abheben und sich an einer ADAC-Stautafel über Verkehrsbehinderungen und an einem elektronischen Terminal über Fährverbindungen von Schleswig-Holstein nach Skandinavien informieren.
In einem zweiten Bauabschnitt soll der Restbereich des ehemaligen Autobahnmeistereigeländes vom Bund erworben und genutzt werden. Hier könnte ein touristischer Informationspavillon entstehen, in dem sich Reisende über die Angebote der Lüneburger Heide schlau machen können. Außerdem sind weitere Pkw-Stellplätze vorgesehen. Dafür würde dann das Salzlager der Autobahnmeisterei einen neuen Standort auf der anderen Seite der Autobahnzufahrt erhalten.
Als besonderes "Bonbon" verfügt der Servicepark Bispingen sogar über eine eigene ergiebige Mineralwasserquelle. Das Wasser sei besonders sauber und habe "Babynahrungsqualität", sagt Heiko Finke. Nun wird gemeinsam mit den Stadtwerken Munster-Bispingen darüber nachgedacht, wie das wertvolle Nass genutzt werden kann.
Mindestens 60 Vollzeit-Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Bei allem Optimismus bleibt für Heiko Finke auch ein Stück Unzufriedenheit. Der Standort Bispingen sei "für uns sehr interessant" - auch für andere Projekte, doch von der Gemeinde komme nicht genug Unterstützung.
Seine Meinung sagt der Bremer Unternehmer auch zu den Autohof-Plänen in Evendorf, wo der US-amerikanische Investor "Flying J" eine Großanlage für Lastwagen geplant hatte und jetzt Käufer sucht. Viel zu groß, sagt Heiko Finke, außerdem lasse sich "mit Lkw kein Geld verdienen". Vor allem die Fahrer aus Osteuropa hätten alles dabei, bereiteten sich ihr Essen selbst zu und könnten dank mitgeführten Dieselkraftstoffes Deutschland ohne Tankstopp durchqueren.