Neues öffentliches Zentralarchiv bietet Rückblick bis 1637
Harburg. Die Suche nach den eigenen Wurzeln. Viele Menschen wüssten gern mehr über sich und ihre Vorfahren. Oder Studenten, die Geschichtsforschung betreiben. Sie alle haben jetzt einen zentralen Punkt, wo sie Informationen aus erster Hand bekommen. Nach ihrem Zusammenschluss 2009 zum "Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-Ost", dem größten Kirchenkreis Deutschlands, haben die ehemaligen Kirchenkreise Alt-Hamburg, Harburg und Stormarn nun auch ihre Archive zusammengelegt - untergebracht im Haus der Kirche, Hölertwiete 5 in Harburg. Gut 160 000 Euro investierte der Kirchenkreis Hamburg-Ost in den Aufbau des neuen Zentralarchivs, das Kostbarkeiten wie das erste Kirchenbuch der Dreifaltigkeitsgemeinde Allermöhe mit Ersteintrag von 1637 beherbergt oder auch die Aufzeichnungen der Auswanderermission. Ältere Aufzeichnungen aus der Zeit vor der Reformation durch Martin Luther (1483-1546) sind bei der Katholischen Kirche zu finden.
Zu den Beständen des Kirchenkreisarchivs hat der Archivleiter Gerhard Paasch sogenannte Findbücher erstellt. Die sind notwendig, um nicht die Übersicht zu verlieren. Immerhin lagern im zweiten Untergeschoss des Hauses in modernen Archiv-Rollschränken 1300 laufende Regalmeter Akten- und Kirchenbücher. Weitere 700 Meter sind noch im Außendepot Rockenhof deponiert. Alles Papier ausgebreitet würde eine Fläche bedecken, die mit zwölf Hektar etwa zehnmal so groß ist wie der Hamburger Rathausmarkt. Privatleute oder Studenten, die Vergangenheit recherchieren möchten, finden im Haus der Kirche, zweiter Stock, einen modern eingerichteten Lesesaal. Etwa 40 Prozent aller archivierten Aufzeichnungen sind inzwischen auf Microfilm gesichert. Pro Jahr investiert der Kirchenkreis 3000 Euro in die Verfilmung.
Datenschutz gesuchter Personen endet 110 Jahre nach der Geburt, 30 Jahre nach dem Tod oder 80 Jahre nach der Hochzeit. Kontakttelefon für Familienforschung: 040/51 90 00-975, für Wissenschaftler Apparat -974. Wissenschaftlicher Berater ist Stefan Petzold. Kontaktaufnahme auch über www.archiv-hamburg-ost.de im Internet. Das Archiv-Team zählt neben Gerhard Paasch und Stefan Petzold noch zwei Mitarbeiterinnen, die gewünschte Unterlagen nach Terminabstimmung bereitstellen. Das Team ist auch behilflich, wenn alte Schriften schwer zu lesen oder zu deuten sein sollten. Nutzungsgebühr: Fünf Euro bis vier Stunden pro Tag, darüber hinaus zehn Euro. Wissenschaftlich wird derzeit die Geschichte der Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet.