Haupt- und Realschulklassen aus Stelle üben mit der Stahlberg Stiftung ein Musical ein
Stelle. Eins, Zwei, Drei und los! Lara, 13, und Cassandra, 14, zählen im still mit, dann klatschen sie in die Hände und springen in die Luft. Vor ihnen gibt Maika Viehstädter den Takt vor, wirbelt durch die Turnhalle, kraftvoll und energisch. Genauso cool zu sein wie die 22 Jahre alte Choreografin, das fänden die Mädchen toll.
Ruhig sitzen, still sein - davon kann beim Musical-Projekt "Musical at School" der Stahlberg Stiftung keine Rede sein. Laut dröhnt die Musik durch die Turnhalle der Haupt- und Realschule Stelle. Diszipliniert und konzentriert geht es trotzdem zu.
Die Stahlberg Stiftung ist für ihre Arbeit ausgezeichnet worden
Vier Schauspieler, Tänzer und Choreografen haben hier mit 90 Schülerinnen und Schülern der sechsten Hauptschul-Jahrgangsstufe sowie siebten Haupt- und Realschul-Jahrgangsstufe eine Woche lang das Musical "Reset" einstudiert. Heute werden die Musical-Stars auf der Bühne stehen und ihren Eltern zeigen, was in ihnen steckt.
Mit ihrer Begeisterung für das Projekt stehen die Schüler und Lehrer der Steller Schule nicht alleine da. Anfang des Jahres hat die Stahlberg Stiftung mit Sitz in Seevetal den renommierten Hamburger Stifterpreis für ihre Arbeit verliehen bekommen.
Im Focus der 2002 gegründeten Stiftung steht die Förderung der Kultur und der Jugend. Darüber hinaus werden hochbegabte, junge Menschen mit Stipendien unterstützt. Schwerpunkt der Aktivität ist das Projekt M@S, Musical at School: Die Stiftung sponsert eine Projektwoche für Schüler mit sozial schwierigem Hintergrund - geleitet von einem vierköpfigen Dozententeam aus dem professionellen Musicalbereich. Jeder Dozent leitet einen Bereich: Tanz, Gesang, Choreografie und Schauspiel gehören dazu. Von der ersten bis zur fünften Stunde wird unterrichtet. Jede Gruppe in einem Fach, nach zwei Stunden wird gewechselt, so dass jeder Schüler täglich alle Bereiche durchläuft. Am Ende der Woche wird ein komplettes Musical vor Publikum aufgeführt.
Seit dem ersten Projekt 2007 durften bisher rund 6300 Schüler für eine Woche ein Musical-Star sein. "Ziel der Stiftung ist es nicht, den neuen Musical-Star von morgen zu suchen", so Geschäftsführerin Gundi Hauptmüller. Vielmehr solle Jugendlichen erlebbar gemacht werden, wie es ist, unter Stress zu arbeiten, eine Leistung termingerecht zu präsentieren, sich im Team einzubringen, dass stärkere und schwächere Schüler zusammen an etwas arbeiten und wie es sich anfühlt, es am Ende "geschafft zu haben".
Bei den Proben wachsen manche Schüler über sich hinaus
"Zuerst sind wir nur an Schulen in den sogenannten Hamburger "Problemvierteln" gegangen", sagt Geschäftsführerin Gundi Hauptmüller. Doch dann habe die Stiftung auch Anfragen von Schulen aus bürgerlich geprägten Regionen angenommen. "Wir haben festgestellt, dass diese Kinder uns auch brauchen."
Denn was alle Schüler eint, ist das oft schwierige Alter, in dem sie stecken. In der Pubertät fühlen sich die meisten nicht wohl in ihrer Haut, gehen nicht gerne aus sich heraus. Während des Musical-Projekts ist das anders. "Es ist erstaunlich, wie manche der Teilnehmer über sich hinauswachsen", so Gundi Hauptmüller. Allein 2010 haben 33 Schulen an der Projektwoche teilgenommen. An jeder Schule soll der Integrationsgedanke im Fordergrund stehen.
In Stelle betrifft das die Kooperation des Haupt- und Realschulzweiges. Schon jetzt befinden sich beide Schulformen unter einem Dach, ab dem Schuljahr 2011/2012 sollen Haupt- und Realschüler in einem Klassenverband zusammen unterrichtet werden. "Durch solche Projekte lernen sich die Schüler jetzt schon besser kennen und haben gemeinsam Erfolgserlebnisse", sagt Jesa Jacobsen, Lehrerin an der Realschule. "Wir sind sehr froh, dass wir noch einen Termin bekommen haben. Diese Woche werden die Schüler mit Sicherheit nicht vergessen."
Lara und Cassandra mit Sicherheit. "Wir können hier laut sein, rumspringen. Und die Tanzschritte sind richtig cool", sagen sie und sind dabei ganz schön außer Puste. Dass das Projekt bald zu Ende ist, finden die Mädchen sehr schade, aber erst einmal freuen sie sich auf ihren Auftritt.