Aufregung im Binnenhafen, weil der Ausbau des Hochwasserschutzes den Betrieb unmöglich macht
Harburg. Schlechte Aussichten für Nutzer des Harburger Binnenhafens. Ab Mitte kommenden Jahres soll die Hafenschleuse für den Hochwasserschutz umgebaut und in drei Etappen für einen Zeitraum von voraussichtlich mehr als vier Monaten für den Schiffsverkehr komplett gesperrt sein. Dann kommen weder kleine Boote noch große Küstenmotorschiffe in den Hafen rein oder raus auf die Süderelbe. Werften, Wasserschutzpolizei und nicht zuletzt alle Sportbootfahrer, darunter auch die Vereine, die kommendes Frühjahr mit 50 Sportbooten vom Ufer der Süderelbe in den Binnenhafen verlagert werden sollen, sind betroffen. Es herrscht bereits helle Aufregung. Rudolf Sommerfeld, Geschäftsführer der Jöhnk Werft: "Das trifft uns wirtschaftlich total".
Der Baubeginn ist für Mitte 2010 vorgesehen
Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) bereiten den Umbau der Schleuse vor. Die Baugenehmigung ist zwar noch nicht erteilt, aber der Zeitplan sieht den Baubeginn für Mitte 2011 vor, vermutlich Juni. Die Harburger Hafenschleuse ist das letzte Glied in der Kette des Hamburger Hochwasserschutzes, das noch nicht an die neue Deichhöhe von mehr als acht Metern über Normalnull (NN) angepasst worden ist. Im Ernstfall könnte Harburgs Innenstadt auf diesem Wege überflutet werden.
HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder: "Sofern die Plangenehmigung vorliegt, wollen wir Mitte 2011 mit den Arbeiten beginnen. Die Schleuse soll von derzeit 7,20 auf 8,60 Meter über NN erhöht werden." Dazu müssen nacheinander neue Laufschienen und Tore eingebaut werden. Für den Austausch des ersten wie des zweiten Tores sind jeweils Sperrzeiten von vier bis sechs Wochen vorgesehen.
Zwischen dem Wechsel des ersten und des zweiten Tores soll die Schleuse für zwei Wochen passierbar sein. Eine dritte Vollsperrung wird voraussichtlich in die Zeit der Wintermonate 2011/2012 fallen. Über die Dauer dieser Sperrung liegen noch keine Angaben vor. Karin Lengenfelder betont, dass die gewählte Bautechnik die kürzestmögliche Sperrung ermögliche. Acht Millionen Euro aus dem Hochwasserschutzprogramm der BSU sind für den Umbau veranschlagt. Der Umbau sieht auch vor, dass der bisherige Steuerstand der Schleuse abgerissen und künftig in das Betriebsgebäude integriert wird. Lengenfelder: "Wir sind als HPA mit unserem Technischen Betrieb und der Werft im Binnenhafen selbst Betroffene der Schleusensperrung. Aber der Hochwasserschutz hat absolute Priorität. Da müssen wir durch." Die Sommermonate sind für den Austausch der Schleusentore gewählt, weil im Sommer die Gefahr von Sturmfluten gering ist. Bereits vergangenes Jahr waren in der Schleusenzufahrt, Elbseite, die Schutzmauern, die sogenannten Vorsetze, für rund 3,5 Millionen Euro erneuert worden. Dafür war keine Sperrung der Schleuse notwendig.
Jöhnk Werft und Freizeitskipper sind über die Sperrungen geschockt
Rudolf Sommerfeld, der Geschäftsführer der Jöhnk Werft, reagiert geschockt: "Ich kann für die Zeit der Sperrung keine Aufträge annehmen. Soll ich dann meine Leute nach Hause schicken? Wir haben pro Monat 15 bis 20 Schiffe zur Reparatur in der Werft. Und gerade während der trockenen Sommermonate liegen viele Aufträge an, weil dann viele Binnenschiffe einen neuen Schutzanstrich im Unterwasserbereich bekommen."
Als Anlieger des Binnenhafens ist auch die Wasserschutzpolizei betroffen. Manfred Roß, Leiter des Wasserschutz-Polizeikommissariats WSPK 3 am Harburger Hauptdeich: "Die Sperrungen werden Auswirkungen auf unsere Arbeit haben. Die Schiffe der Wasserschutzpolizei werden auf der Staatswerft von HPA gewartet. Wir werden uns über Details informieren und müssen reagieren."
Dieter Wippelmann, Vorsitzender des Hamburger Motorbootverbandes: "Jetzt baut der Bezirk Harburg für eine Million Euro aus dem Konjunkturprogramm des Bundes eine Marina im Binnenhafen, um unsere fünf Sportbootvereine im Frühjahr aus dem Naturschutzgebiet am Neuländer Elbufer verlagern zu können. Aber dort sind die Vereine dann die kommende Saison eingesperrt. Unter den Voraussetzungen muss das alte Quartier im Naturschutzgebiet kommendes Jahr noch genutzt werden können. Wir werden mit den Vereinsvorständen, dem Hamburger Sportbund und dem Bezirksamt schnellstmöglich einen Termin für Verhandlungen suchen."
Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Wir sind über Bauabsicht und Schleusensperrung noch nicht informiert. Wir müssen mit HPA in Verbindung treten."