Umweltschützer befürchten Belastungen für Wilhelmsburg durch das Kohlekraftwerk Moorburg, das 2012 in Betrieb gehen soll.
Wilhelmsburg. Umweltschützer aus Wilhelmsburg machen sich Sorgen, dass die Umweltbelastungen für die Elbinseln deutlich zunehmen könnten. "Wenn das Kohlekraftwerk Moorburg 2012 in Betrieb gehen wird, wird es jährlich 400 Tonnen Feinstaub abgeben", sagte der ehemalige Hamburger Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Harald Köpke, 63, am Mittwoch bei der Eröffnung der Ausstellung "Lass wachsen, Hamburg!" im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Da in Hamburg der Wind meistens aus Westen wehe, werde ein Großteil dieses Feinstaubes in den Wohngebieten der Elbinsel Wilhelmsburg niedergehen, sagte Köpke. "Wilhelmsburger Ärzte warnen bereits davor, dass mehr Kinder in Wilhelmsburg mit Atemwegserkrankungen aufwachsen werden."
Umso mehr Sorgen macht es dem Wilhelmsburger Umweltschützer, dass im Rahmen der Internationalen Gartenschau (igs), der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Verbreiterung des Aßmannkanals für die Barkassenverbindung von den St.-Pauli-Landungsbrücken zum Rathaus Wilhelmsburg "um die stattliche 4000 Bäume" gefällt werden: "Damit wird die Luft auf der Elbinsel schlechter, weil die Filterleistung der Bäume fehlt", sagte Köpke. Pro Jahr filtere ein ausgewachsener Großbaum bis zu 700 Kilogramm Staub. Die Ersatzpflanzungen der igs auf Brachflächen in Moorwerder und auf dem Gartenschaugelände könnten den Verlust der gefällten Bäume nicht kompensieren, so Köpke. "Diese Bäume sind ja noch Bäumchen. Die meisten werden erst in rund 60 Jahren so weit ausgewachsen sein, dass sie die Filterleistung der gefällten Bäume übernehmen können."
Aber nicht nur um Menschen und Bäume machen sich die Umweltschützer Sorgen: Auch viele Insekten und Vögel würden auf der Elbinsel verschwinden. "Die Hälfte der Insektenarten in mitteleuropäischen Städten lebt an Gehölzen", sagte der Diplom-Biologe Rudolf Sergel. "Und wenn der Lebensraum der Vögel um zehn Prozent reduziert wird, bedeutet das einen Artenverlust von fünf Prozent." Auch weil es immer weniger Sträucher und Hecken gebe, sei der Spatzenbestand in Hamburg in den vergangenen 25 Jahren um 85 Prozent zurückgegangen. Harald Köpke: "Auch in Wilhelmsburg nimmt die Zahl der Spatzen rapide ab."
Der Wilhelmsburger Diplom-Biologe Jörg v. Prondzinski machte auf ein aus seiner Sicht "strukturelles Dilemma" aufmerksam: "Den Bezirken wird zur Zeit ja der Geldhahn abgedreht. Da bleibt immer weniger Geld für die Baumpflege und das Laubentfernen in öffentlichen Grünflächen. Somit ist es eine logische Konsequenz, dass sich die Bezirke das Absägen der Bäume genehmigen. Davon haben sie einen wirtschaftlichen Vorteil."
Die BUND-Ausstellung "Lass wachsen, Hamburg! Parks, Gärten und Spontanvegetation - die Wichtigkeit von Grünräumen in der Stadt" ist noch bis zum Mittwoch, 10. November, im Bürgerhaus Wilhelmsburg zu sehen. Die Ausstellungstafeln sind auch für Oberstufenschüler geeignet. Wer sie als PDF-Datei haben möchte, schickt eine Email an info@roswithastein.de .