Der Star-Club-Gründer plaudert in Klecken über seine Zeit mit den Beatles

Klecken. Das kleine Klecken war am Sonnabendabend der kulturelle Mittelpunkt im Landkreis Harburg. Rund 400 Frauen und Männer, die meisten jenseits der 50, folgten der Einladung des "Star-Clubs-Klecken" und kamen zu einem großen Beatles-Revival-Abend in das Gasthaus Die Linde.

"The Beattells", eine der besten Beatles-Bands, fuhren mit einer fünf Meter langen weißen Limousine vor und präsentierten im Festsaal die besten Beatles-Klassiker. Später kam auch noch Tony Sheridan auf die Bühne, den die Liverpooler Band Anfang der 1960er-Jahre in ihrer Hamburger Zeit begleitet hatte. Noch heute spricht Paul McCartney von Sheridan als dem "Teacher" (Lehrer) - George Harrison und John Lennon erlernten einige Techniken und Tricks auf der Gitarre von ihm.

Die Leibwächter der Klitschko-Brüder sorgten im Gasthaus für einen geordneten Ablauf - Linde-Chef Carsten Garbe, 41, hatte sie engagiert, "weil ja auch viel Prominenz zu uns kommt". Als da wären der stellvertretende Landrat und niedersächsische Landtagsabgeordnete Norbert Böhlke, 55 (CDU), und die HSV-Legende Gert "Charly" Dörfel, 71, der in den 60er-Jahren als der beste Linksaußen Europas galt. Charly zog nach Heimspielen öfters "durch die Gemeinde" und lernte so auch die Beatles im "Top Ten" kennen. "Am meisten habe ich mit George Harrison gesprochen, der war der beste Fußballer von den Jungs."

Star des Abends in Klecken war aber der legendäre Mitbegründer, Geschäftsführer und "Booking Manager" des "Star-Clubs" an der Großen Freiheit 39 auf St. Pauli: Horst Fascher.

Der Mann aus der Hamburger Neustadt bezeichnet sich selbst als "The Guy, who brought The Beatles", also der Kerl, der die Beatles holte. Zweifelsohne holte Fascher Legenden wie Bill Haley, Ray Charles und Jerry Lee Lewis nach Hamburg, aber das mit den Beatles stimmt nicht ganz: 1960 spielten die Liverpooler erst im Kiez-Club "Indra", was nicht Faschers Verdienst war. Aber schon ein Jahr später, 1961, holte er die Band in das "Top Ten" auf St. Pauli. Im "Star-Club" spielten die Beatles dann im Jahr 1962, "vom 13. April bis zum 31. Mai, vom 1. November bis zum 15. November und vom 15. Dezember bis zum 31. Dezember" - Horst Fascher hat die Daten noch exakt parat, als er einem erlesenen Publikum in einem Nebenraum aus seinem Leben erzählt. Als die Beatles das letzte Mal in Faschers "Star-Club" auftraten, hatten sie bereits ihre erste eigene Single "Love Me Do" veröffentlicht, die in England auf Platz 17 der Hitparade stieg.

Während Fascher aus seinem Leben mit den Beatles spricht, gibt es für die Zuhörer Getränke und Speisen, die die Beatles in ihrer Hamburger Zeit schätzten: Ein Glas Tee mit original englischer Mischung, eine kräftige Hühnersuppe mit viel Einlage - "zu der habe ich die Jungs nach ihren Konzerten bei 'Harald's' auf der Reeperbahn eingeladen" -, Snuten un Poten (gepökeltes Schweinefleisch mit Sauerkraut und Erbsenpüree) - "das hat meine Mutter den Jungs gekocht" - und Schokoladenpudding.

Horst Faschers Mutter war den Beatles auch noch in einem weiteren Bereich des praktischen Lebens behilflich: "Die Jungs haben ihre Klamotten auf dem Kiez ja mit Kaltwasser gewaschen. Ihre Unterwäsche war schon ganz grau. Da hat Mama die Unterhosen von den Jungs gekocht."

Horst Fascher sagt, er sei "der große Bruder, der Berater, der Vater" der Beatles in ihrer Hamburger Zeit geworden. Im "Indra" hätten die Liverpooler noch eine Mischung aus Skiffle und Rock 'n' Roll gespielt - "Leierkasten- und Schrammelmusik", erinnert sich Fascher. "Von Tag zu Tag wurden die Jungs dann aber besser."

Zweimal kommen Horst Fascher die Tränen an diesem Abend: Einmal, als er an das Hamburger Beatles-Konzert in der Ernst Merck Halle im Juni 1966 denkt: "Ich saß damals im Untersuchungsgefängnis und sah aus meinem vergitterten Fenster, wie die Leute zum Messegelände gingen. Später habe ich dann die Beats gehört. Da habe ich mich aufs Bett geschmissen und einfach nur geweint."

Noch eine Episode nimmt Horst Fascher mit: die Herzklappen-Operation seiner ein Jahr alten Tochter im Jahr 1994. "In Deutschland gab es noch nicht die OP-Methoden. Ich habe dann Paul McCartney angerufen. Pauls Hausarzt hat ein Ärzteteam aus den USA nach England beordert. Paul hat alles bezahlt, rund 250 000 Mark. 13 Tage nach der OP ist meine Tochter gestorben."