US-Konzern muss bis Jahresende einen Nachfolger für das Evendorfer Gelände präsentieren
Buchholz. Noch immer ist die Flying J-Nachfolge für das rund zwölf Hektar große Gewerbegebiet an der A 7, Abfahrt Evendorf, ungeklärt. Wie mehrfach berichtet, war der US-amerikanische Investor, der Mineralölkonzern Flying J, vor rund zwei Jahren abgesprungen. Der Konzern wollte bei Egestorf einen Autohof bauen. Allerdings mussten die Amerikaner Insolvenz anmelden und stoppten ihr Europa-Engagement. Seit zwei Jahren nun sucht der deutsche Ableger von Flying J Interessenten für das Gebiet.
Der Bebauungsplan, den die Gemeinde Egestorf damals für Flying J aufgestellt hatte, war maßgeschneidert. Und engt jetzt bei der Suche nach einem neuen Investor den möglichen Nachfolger ein. Es darf hier nur ein Autohof gebaut werden. Vermittelt war das Geschäft mit den Amerikanern vor mehr als zwei Jahren von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH). WLH-Geschäftsführer Wilfried Seyer hatte vor einigen Monaten verkündet, die WLH versuche nun, sich vertraglich von Flying J zu trennen. Obwohl Flying J das Grundstück längst bezahlt hat, steht die WLH noch als Grundstückseigentümer im Grundbuch. Laut Vertrag hätte die WLH längst die Erschließungsarbeiten für das Autohof-Projekt in Auftrag geben müssen. So lange es aber keinen Investor gibt, kann auch nicht erschlossen werden. Und nach zwei Jahren hätte die Gemeinde Egestorf vertraglich das Recht zu fordern, dass endlich gebaut würde. Auch aus der Vertragsauflösung ist bislang noch nichts geworden.
Dennoch, Wilfried Seyer verströmt ungetrübten Optimismus, zuletzt während der jüngsten Aufsichtsratssitzung der WLH. Außer Tank & Rast (das Abendblatt berichtete), gebe es zwei weitere Interessenten für das Grundstück, mit denen die Amerikaner derzeit verhandelten. Wilfried Seyer: "Nach dem Urteil der Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg vom Mai, dass der Bebauungsplan einwandfrei ist und die Normenkontrollklagen nicht zulässig sind, kamen natürlich weitere Interessenten aus der Deckung." Auch wenn der WLH-Chef großes Interesse daran hat, die Angelegenheit endlich "aus den Büchern streichen zu können, macht es keinerlei Sinn, in laufende Verhandlungen hereinzugrätschen", so Seyer. Einen in Finanznot geratenen Geschäftspartner unter Druck zu setzen, sei kein guter Stil. Andererseits ist die WLH sehr daran interessiert, mit einem möglichen Nachfolger einen neuen Erschließungsvertrag abzuschließen. Denn das bringt wieder Geld in die Kasse der WLH, die zwar bei dem Flying J-Geschäft keine Verluste gemacht, aber eben auch nicht so viel Gewinn gemacht hat, wie ursprünglich erhofft.
Inzwischen hat die WLH den Amerikanern allerdings eine Frist gesetzt. Sollte bis Ende des Jahres kein konkreter Nachfolger für das Autohof-Projekt gefunden sein, wird das Grundstück in das Eigentum von Flying J über gehen. Der Konzern müsste dann auch die Grunderwerbssteuer für die Kaufsumme von mehreren Millionen Euro bezahlen. Ob der angeschlagene Mineralölkonzern die Summe aufbringen kann, ist die Frage. Für Flying J drängt also die Zeit, und das erhöht die Verhandlungsstärke der Interessenten. Insgesamt will der Konzern drei Flächen in Deutschland verkaufen.