Es gibt Diskussionen in Harburg, die sind einfach deprimierend. Wie berichtet, stand der Betrieb des beliebten Freibads Neugraben auf der Kippe, da zu wenig Geld im Bezirkshaushalt zur Verfügung stand. Dann fing die SPD-Mehrheitsfraktion an zu pokern: Welche Projekte lassen sich erst mal zurückstellen, um finanziell überhaupt handlungsfähig zu sein? Und da stand auch die Barrierefreiheit auf der Agenda, etwa der behindertengerechte Ausbau der Channel-Brücke.
Blinde und Rollstuhlfahrer haben in Harburg keine Lobby - das zeigen zum einen diese Pläne, zum anderen aber der Selbstversuch mit Betroffenen. Für Blinde wird ein Gang durch die Innenstadt zum gefährlichen Abenteuer. Da tun sich plötzlich S-Bahn- und Tunnelschächte auf, Beschilderung kann von Sehbehinderten nicht wahrgenommen werden. Bordsteine sind entweder zu hoch oder zu stark abgesenkt. Mühsam müssen sich Blinde durch die Innenstadt tasten. Sogar aktuelle Infrastrukturvorhaben wie der Max-Schmeling-Platz, bei dem Barrierefreiheit hätte beachtet werden können, sind Stolperfallen für Behinderte. Das ist Diskriminierung.
Es gibt genügend Beispiele für behindertengerechte Stadtplanung - auch in Städten mit erheblichem finanziellen Defiziten wie Berlin. Geldknappheit ist also keine Entschuldigung für Versäumnisse.