Wie immer ist der Aufschrei groß, wenn Neues an Schulen probiert wird. Bei 16 Bundesländern mit 16 unterschiedlichen Schulgesetzen herrscht an irgendeiner Schulfront eigentlich immer Krieg. Nun droht der Untergang des Abendlandes, weil die Hauptschule in Meckelfeld auf den Zwang zu schriftlichen Hausaufgaben verzichten will. Juristen prüfen, ob das zulässig ist.
Vorschnelle Kritiker sehen darin die Kapitulationserklärung eines Lehrerkollegiums vor der Faulheit ihrer Schüler. Doch hängt der Wissensstand eines Schülers wirklich davon ab, dass er "nach Feierabend" einen Aufsatz hinschmiert, nur, um einen Eintrag ins Klassenbuch zu vermeiden?
Die Schulleiterin Eva Helbing ist in der Gemeinde Seevetal eine geachtete Persönlichkeit. Ihre Schüler ziehen bei der Begrüßung die Mütze vom Kopf. Niemand, der diese Rektorin kennt, glaubt ernsthaft, sie würde vor den Schülern kapitulieren.
Und mal Hand aufs Herz: Wer hat nicht früher mal Hausaufgaben abgeschrieben, einfach, weil sie lästige Pflicht waren, und dennoch den Schulabschluss geschafft oder ein Hochschulstudium abgeschlossen?
Eines ist jedenfalls sicher: Das Meckelfelder Hausaufgabenmodell, das Büffeln unter Strafandrohung einzustellen und stattdessen Wochenpläne für freiwilliges Lernen einzuführen, schiebt den Eltern mehr Verantwortung zu. Sie können sich weniger hinter dem Lehrer als Erziehungspolizei verstecken. Ist das Geschrei deshalb so groß?