Bauunternehmen Aug. Prien verpasst den Schleusenflügeln neue Dichtungen und Farbe
Harburg. Der Wandel im Harburger Binnenhafen ist unübersehbar. Alte Hafenwirtschaft mit Silos und Speicherschuppen, Reparatur- und Transportunternehmen zieht sich zurück und macht Platz für neue Nutzung, für Büros und auch für Wohnungen.
Aber es gibt auch noch die andere Seite der Arbeit, bei der es qualmt und kracht und in deren Umfeld sich nicht immer die feinsten Düfte ausbreiten. Am Lotsekai, wo früher unter anderem übel riechendes Fischmehl umgeschlagen und gelagert wurde, liegt jetzt wieder so ein Geruch in etwas abgeschwächter Form in der Luft und erinnert ein wenig an alte Zeiten.
Die Abteilung Stahlbau des Harburger Bauunternehmens Aug. Prien hat am Lotsekai keinen Gammelfisch an Land gezogen sondern zwei riesige Stahltore der Schiffsschleuse beim Eidersperrwerk zur Grundinstandsetzung von Tönning nach Harburg geholt. Muscheln, die an den Stahltoren haften, sorgen nun für Nordseedüfte. Die Stahlbauarbeiter von Prien nehmen es gelassen. "Mit der Zeit gewöhnt man sich daran", sagt einer.
Was gibt es bei einer Grundinstandsetzung zu tun? Diplomingenieur Roger Brück, Stahlbau-Abteilungsleiter bei Prien, nennt als Hauptarbeiten verschiedene Dichtungen, die zu erneuern sind, ebenso Schrammhölzer, die die Tore schützen bei Schiffsberührungen. Instand gesetzt werden müssen auch die Hals- und Spurlager. Die haben am Schleusentor eine ähnliche Aufgabe wie Scharniere an einer Tür.
Die Schleusentore bekommen auch einen neuen Korrosionsschutz, dafür muss zuvor der alte Anstrich mit Sandstrahlpistolen unter hohem Druck abgetragen werden. Für diese Aufgaben hat Prien mit der Firma Muehlhahn eine Arbeitsgemeinschaft gebildet. Für Strahlarbeiten und Korrosionsschutz wird ein Zeltbau über das Gelände gespannt, damit kein Staub und Farbnebel in die Umwelt gelangt.
Die südlich des Eidersperrwerks gelegene Schiffsschleuse besteht zur Seeseite aus insgesamt drei Flut-Torpaaren. In Harburg wird jetzt das Flut-Torpaar aus der zweiten Reihe instand gesetzt. Der Schleusenbetrieb ist mit den verbleibenden Toren somit immer möglich.
Ende August sollen die beiden Tore wieder wie neu sein und per Schwimmponton nach Tönning gebracht werden. Beide Tore sind Schwergewichte, wiegen jeweils knapp 50 Tonnen. Für Heben und Bewegen sind starke Tele-Kräne notwendig.
Mit dem Einbau in Tönning ist der Auftrag aber noch nicht beendet. Die Firma Aug. Prien wird im November das zur Landseite der Schleuse gelegene Ebbe-Torpaar mit der Nummer fünf ausbauen und ebenfalls zur Grundinstandsetzung nach Harburg schaffen. Diese Arbeiten werden voraussichtlich im Februar kommenden Jahres beendet sein. Sechs Stahlbauer der Firma Prien sind mit den Grundinstandsetzungen beschäftigt. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von etwa einer Million Euro.
Die Firma Aug. Prien hatte vor drei Jahren noch größere Schleusentore in Harburg zur Reparatur an Land geholt, Schleusentore vom Nord-Ostseekanal aus Kiel-Holtenau. Die hatten ein Gewicht von jeweils 75 Tonnen.
Das Unternehmen Aug. Prien ist 1873 in Harburg als Tischlerei gegründet worden, hat sich mit Abteilungen für Hochbau, Bausanierung, Stahl- und Wasserbau sowie Brücken- und Sielbau zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelt, das sich von Anfang an in Familienbesitz befindet. Inzwischen gibt es Niederlassungen in Berlin, Bremen und Köln. Gut 550 Mitarbeiter werden gewerblich und kaufmännisch beschäftigt.