CDU und FDP verweigern Votum für zweite integrierte Gesamtschule trotz hoher Anmeldezahlen

Winsen. 461 Eltern haben sich zu einem Anmeldungsgespräch für die erste Integrierte Gesamtschule (IGS) des Landkreises Harburg in Buchholz registrieren lassen. Das sind weit mehr Eltern, die ihre Kinder zur IGS schicken wollen, als von der Politik erwartet. Diese Zahl nannte Holger Blenck aus der Planungsgruppe IGS in der öffentlichen Sitzung des Kreisschulausschusses und erklärte Zuhörern und Ausschussmitgliedern das komplizierte Auswahlverfahren, nachdem die Schüler für die IGS ausgesucht werden. Die Leistungen der Schüler in ihren Grundschulen werden in drei Kategorien eingeteilt und aus jeder Kategorie bekommt ein gewisser Prozentsatz einen Platz in der IGS. Die Schule wird dreizügig, also mit drei Parallelklassen und etwa 150 Kindern, nach den Sommerferien den Schulbetrieb aufnehmen.

Ein Losverfahren wird über die Anmeldung entscheiden

Die Gespräche würden bis zum 4. Juni geführt, und erst am 10. Juni gebe es die konkreten Anmeldungszahlen. In jedem Fall, so Blenck, sei davon auszugehen, dass weitaus mehr Schüler zur IGS wollten, als die Schule aufnehmen könne. "Wir werden das Losverfahren zügig durchziehen, damit die anderen weiterführenden Schulen schnell planen können. Denn die Schüler, die wir nicht aufnehmen können, müssen natürlich dann in anderen Schulen beschult werden."

Trotz der enormen Nachfrage nach IGS-Plätzen war die CDU nicht bereit, schon im Schulausschuss ein klares Votum für eine zweite IGS in Winsen abzugeben. Sie hatte mit der FDP-Fraktion im Kreistag beantragt, der Schulausschuss solle die Verwaltung mit der Prüfung des Standortes in Winsen und den Auswirkungen einer IGS auf die bestehende Schullandschaft beauftragen.

Und damit schüttete sie zum einen Öl ins Feuer bei den Winsener Eltern, die sich vor der Sitzung vor dem Kreistag versammelt hatten, um ihrer Forderung nach einem klaren Bekenntnis der Politik zum Elternwillen und zur zweiten IGS in Winsen Nachdruck zu verleihen. Zum anderen brachte sie die Opposition wieder auf die Barrikaden. Oliver Berten von den Freien Winsenern und Mitglied im Kreisschulausschuss sagte: "Die CDU in Winsen will einfach keine Gesamtschule. Meine Prognose: Der Kreistag wird mit Mehrheit der CDU gegen eine IGS in Winsen stimmen. Wir wollen das, was die Eltern in Winsen wollen, und das ist eben eine IGS."

Und Udo Heitmann (SPD) legte nach: "Wir können hier nicht die Eltern mit wilden Umfragen vorführen, die am Ende dann doch nichts bringen, weil der dokumentierte Elternwille einfach übergangen wird." Ausschussvorsitzende Martina Oertzen (CDU): "Was uns hier unterstellt wird, ist schlichtweg falsch, und ich finde das unmöglich. Wir spielen hier auch nicht Gemeinden gegeneinander aus. Es gehört zu einer verantwortungsvollen Schulpolitik, dass wir versuchen wollen, den Schaden für die anderen Schulen so gering wie möglich zu halten."

Ein weiteres Thema, das besonders Jesteburger und Hittfelder Eltern in die Sitzung gelockt hatte, war die Realschul-Außenstelle Hittfeld in Jesteburg. Sie wird nach den Sommerferien geschlossen. So jedenfalls lautet das mehrheitliche Votum des Kreisschulausschusses. Wie schon im Dezember letzten Jahres hatte der Schulelternrat der Hittfelder Realschule die Schließung beantragt, weil die Schülerzahlen in Jesteburg keinen vernünftigen Unterricht und erst recht kein gutes Angebot an Wahlpflichtkursen biete. Die Außenstelle war vor Jahren vom Landkreis in Jesteburg eingerichtet worden, um Jesteburger Schülern wenigstens ein weiterführendes Schulangebot zu bieten.

Der Schulbus nach Hittfeld ist gut 40 Minuten unterwegs

Ab den Sommerferien müssen nun die Realschüler aus Jesteburg nach Hittfeld mit dem Bus fahren. Der braucht für eine Strecke mehr als 40 Minuten. Um in die Realschule nach Buchholz zu kommen, bräuchten die Schüler nur 20 Minuten. Udo Heitmann hatte sich dafür eingesetzt, dass die Außenstelle erst geschlossen werde solle, wenn klar sei, dass die Jesteburger Modellschule "Leuphana-Campus-Schule" von der Landesschulbehörde Niedersachsen genehmigt sei, damit Jesteburg nicht gänzlich ohne weiterführende Schule auskommen muss.

Der Ausschuss entschied sich dennoch mehrheitlich für eine sofortige Schließung der Außenstelle, es sei keinem Schüler mehr zuzumuten, diese Schule zu besuchen. Eine Aufhebung der Schuleinzugsgebiete, so wie es auch Jesteburgs Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper (parteilos) vor der Ausschusssitzung gefordert hatte, damit die Schüler den kürzeren Weg nach Buchholz nehmen können, sei nicht machbar, so die Kreisverwaltung.