Ein großer Konzertabend wurde den Besuchern des Konzerts der Musikgemeinde am Sonnabend in der Ebert-Halle beschert, als die Hamburger Sinfoniker mit Peter Ruzicka und der phänomenalen Geigerin Patricia Kopatchinskaja in der Friedrich-Ebert-Halle gastierten.
Harburg. Eingangs erklang eine Komposition von Ruzicka aus dem Jahre 1993: "Tallis", sogenannte "Einstrahlungen" für großes Orchester. Es sind Reminiszenzen an eine monumentale Motette des englischen Renaissance-Meisters Thomas Tallis, die sich immer wieder zart aus dem flirrenden Klangteppich der Streicher und dem Chaos des Schlagwerks heraushebt, bis ihr endlich die Kraft dazu fehlt.
Hauptstück des Abends dann Brahms monumentales Violinkonzert. Die Solistin Patricia Kopatchinskaja ist hierzulande weniger bekannt, leider. Denn sie spielte in der Tat phänomenal. Nie wurde ihr Ton fett, auch nicht bei kräftigstem Spiel, das von expressiver Körpersprache begleitet wurde. Ihr Piano ist fragil; nie wird sie aufdringlich, nimmt sich zurück, hat einen auffallend schönen, auch weichen Ton, ist immer und eben auch in der Durchführung des unendlich langen, wunderschönen ersten Satzes hochexpressiv. Sehr spannend war ihre Kadenz am Ende dieses Satzes, die mit ihrem Flirren ein wenig an Ruzickas, ihres Förderers, Komposition gemahnte. Im letzten Satz wird ihr Spiel fast schelmisch.
Dvoráks Sinfonie aus der Neuen Welt beschloss den Abend. Peter Ruzicka ließ üppig aufspielen, nahm zumal im ersten Satz das Tempo nicht zu schnell, breitete sich ausführlich aus. Erinnerungen an die Alte Welt kamen durch manche Wagner-Akkorde auf, während der letzte Satz Bilder vom Westen der Vereinigten Staaten aufkommen ließ, weil sich spätere Filmkomponisten bei Dvorák bedient haben.