Ein Förderkreis und “Jugend in Arbeit“ machen das schwimmende Denkmal fit für den erneuten Stapellauf.

Harburg. Dieses Schiff hat Geschichte geschrieben: Die "Feuerland". 1927 hatte der Pilot und Seeoffizier Gunther Plüschow den Hochseekutter auf einer Werft in Büsum bauen lassen - als Expeditionsschiff und Basisstation für seine Erkundungen am südlichen Zipfel Südamerikas. Dort ging Plüschow mit seinem Co-Piloten Ernst Dreblow mit einem Heinkel-Wasserflugzeug bis 1929 in die Luft und filmte das Kap Hoorn, die Anden-Ausläufer und die Darwin-Kordilleren. Sein Dokumentarfilm "Silberkondor über Feuerland" begeisterte damals das Kinopublikum.

Und jetzt, mehr als 80 Jahre später, liegt die "Feuerland" ziemlich abgetakelt in Harburg an Land, auf Pallen seitlich abgestützt. Keine Spur mehr vom alten Glanz. Aber der soll wiederkommen. Der "Förderkreis Kulturdenkmal Expeditionsschiff Feuerland" arbeitet daran mit fachlicher Unterstützung des Harburger Werftbetriebs "Jugend in Arbeit" an der Zitadellenstraße. Bootsbaumeister Karl-Heinz Peters leitet die Restaurierung und bildet dabei auch Lehrlinge aus. Voraussichtlich 2013 soll die "Feuerland" wieder so fit sein wie bei ihrem ersten Stapellauf. "Die 13 war Plüschows Glückszahl", verrät Bernd Buchner (46), der selbst als Kapitän auf Expeditions-Kreuzfahrtschiffen über die Meere fährt. Buchner hat entsprechend großes Interesse an den Abenteuern aller Expeditions-Pioniere. Und er erinnert sich gut an den Januar 2003, als er in Südamerika beim Anlaufen des Hafens von West Point Island (einer der Falkland Inseln) in dem dort liegenden Schiff "Penelope" Plüschows Expeditionsschiff "Feuerland" erkannte. Buchner: "Der Wunsch, dieses Schiff wieder nach Hause zu holen und originalgetreu wieder herrichten zu lassen, brannte in mir". Auf den Falklandinseln hatte das Schiff im Laufe der Jahre mehreren Eignern als Viehtransporter und Versorgungsschiff gedient. Mit dem letzten Eigner wurde er sich einig, besorgte ihm ein Ersatzschiff, und segelte die Feuerland 2006 zusammen mit fünf erfahrenen Seemännern den Atlantik hoch bis Buenos Aires. "Der Törn war nicht ungefährlich", erinnert sich Buchner, "wir haben die Feuerland dann als Deckslast auf einem Containerschiff der Reederei Hamburg-Süd nach Hamburg bringen lassen."

Bis dahin war auch der inzwischen aus etwa 30 Mitgliedern bestehende Förderkreis (Mailadresse: info@expeditionsschiff-feuerland.de ) gegründet worden. Und Schleswig-Holstein verlieh dem alten Büsumer Kutter den Status eines "schwimmenden Denkmals". Buchner: "Es handelt sich um ein einzigartiges Denkmal der deutschen Seefahrts- und Forschungsgeschichte." Weil Zeit keine Rolle spielt und Geld über Spenden eingesammelt werden muss, wurde für die Restaurierung des Schiffsdenkmals die Werft des Harburger Beschäftigungsträgers "Jugend in Arbeit" ausgesucht. Die Werft hat schon andere Schiffsdenkmäler, darunter den Hamburger Staatsdampfer "Schaarhörn", Baujahr 1908, wieder flott gemacht. Und Fördervereinsmitglieder wie der Harburger Kapitän im Ruhestand, Heinrich Neumann (72), können selbst Hand anlegen, um die Kosten der Restaurierung im Griff zu behalten. "Bei einfachen Arbeiten ist das kein Problem", sagt Neumann, "aber die schwierigen Arbeiten bleiben Sache der Profis." Rumpf, Deck, Steuerhaus, Masten, Maschine. Vieles muss erneuert werden. Buchner rechnet mit 300 000 Euro Kosten. Die Bezirksversammlung unterstützt die Arbeiten mit 5000 Euro. Die Feuerland soll künftig an Segelveranstaltungen auf der Nord- und Ostsee teilnehmen.