Nach einem Leben in “intensiver Zweisamkeit“ ist der Tod seiner Mutter für den braven, ein wenig zum zwanghaft Besserwisserischen neigenden und oft gestelzt redenden Pullunderträger Elling - in der Premiere am Harburger Theater grandios von Boris Aljinovic gegeben - ein katastrophaler Weltverlust und die Einweisung in die Psychiatrie eine logische Konsequenz.

Dort trifft er auf den einfach gestrickten und an den Grundbedürfnissen Sex und Essen orientierten Insassen Kjell Bjarne (Peter Theiss).

Beide Freunde dürfen nach ihrer Läuterung in eine von der Stadt Oslo bezahlte Sozialwohnung ziehen, um sich wieder in das normale Leben zu "integrieren", worüber ihr Sozialarbeiter Frank Asli (Hans Schernthaner) wacht. Integrieren, das heißt zum Schreck der beiden: Nach draußen gehen, das Telefon abheben und auch mal ein Weinchen trinken. Michael Bogdanov nimmt die Vorlage des verfilmten Erfolgsromans "Elling" von Ingvar Ambjornsen, um seine beiden soziophoben Sonderlinge auf charmante Alltagsnöte stoßen zu lassen. Dabei entwickelt seine Inszenierung Sog, stellenweise sogar slapstickartiges Tempo - und das Schönste: werden die Charaktere dank seiner brillanten Hauptdarsteller lebendig. Tatort-Kommissar Boris Aljinovic gibt die Wandlung des verschreckten Elling vom kneifenden Angsthasen zum dandyesken Sauerkrautpoeten und spielt sich mit minutiöser Mimik und Bewegungschoreographie in die Herzen der herzlich applaudierenden Zuschauer. Gegen Ende des kurzweiligen Abends kann Elling geläutert deklamieren: "Mein Gott Elling, Du hast Poesie geschaffen." Man möchte ergänzen: "Mein Gott, was ein schöner Theaterabend!" Harburger Theater, Vorstellungen bis 26. Februar.