Die Fraktionen im Ortsrat möchten Geld für eine helle Ausleuchtung des Platzes. Dann wollen Polizei und Jugendpflege eingreifen.
Maschen. Die Jüngsten sind acht bis zwölf Jahre alt. Diese Clique konkurriert mit anderen älteren Jugendlichen um den Maschener Dorfplatz. Die Jungen und Mädchen, insgesamt etwa 20, wollen imponieren - mit zweifelhaften Mitteln: Sie lassen die Flasche kreisen, trinken reichlich Alkohol. Sie zerstören Blumenbeete, zerschlagen Flaschen, bepöbeln Passanten. Und einige sollen offenbar sogar andere Kinder bedrohen. Das war im vergangenen Sommer so - aber in diesem Jahr will die Jugendpflege der Gemeinde Seevetal der "Bedrohungssituation" Herr werden: Der Dorfplatz soll hell ausgeleuchtet werden, die Polizei sich in Zivil den Problemgrüppchen nähern und Namen feststellen. "Dann wollen wir die Eltern anpacken", sagt Seevetals Gemeindejugendpfleger Hans Wahne.
Der Jugendpfleger und der Leiter des Jugendzentrums "Village", Hauke Nissen, haben am Mittwochabend im Maschener Ortsrat über die "Situation auf dem Dorfplatz", so der Rathaus-Jargon, berichtet. Hans Wahne drückt sich direkter aus: "Zu bestimmten Zeiten, wenn die Polizei nicht da sein kann, haben wir einen rechtsfreien Raum", sagt er. Die Fraktionen im Ortrat bitten einstimmig die Gemeinde Seevetal, Geld für die Beleuchtung des Dorfplatzes noch in diesem Jahr bereit zu stellen. Jugendpflege und Polizei hatten dies gemeinsam empfohlen. Ein "Flutlicht", betonen die Politiker, sei nicht geplant.
Schwer für die Seevetaler Jugendpflege und die Streetworker des Landkreises, die inzwischen hinzugezogen wurden: Gleich drei Gruppen, die miteinander konkurrieren, vereinnahmen den Platz. Die einen seien acht bis zwölf Jahre alt, die anderen zwölf bis 15 Jahre alt und eine dritte Gruppe sei im Alter bis 18 Jahre und teilweise älter. Einige "Kinder mit Migrationshintergrund", so Hans Wahne, seien dem Gewerbeverein ein Dorn im Auge. Sie würden in den Geschäften klauen. Es seien auch viele "Fremde", offenbar nicht aus Maschen, darunter.
Maschen hat gut 8600 Einwohner und einen erfolgreich arbeitenden Präventionsrat, ein Bündnis aus Vereinen, Schulen und Polizei. Jugendzentrumsleiter Hauke Nissen kennt vermutlich wie kein anderer die Szene auf dem Dorfplatz. Auch wenn er die "Platz-Jugend" wegen des strikten Alkoholverbots nicht für das Jugendzentrum begeistern konnte, ist er zuversichtlich, das Problem auf dem Dorfplatz in den Griff zu bekommen. "Wir haben dort keine Banden, die den Platz beherrschen", sagt der Sozialarbeiter. Drogen seien kein "großes Thema". Am Start seien Bier, Biermixgetränke und Schnaps. Warum ist der Platz so attraktiv? Den neuen Rewe-Markt sähen die Jugendlichen als "ihre Mall", also Einkaufszentrum. "Da ist Leben, da kann man sich darstellen, das ist ihre Bühne", sagt Hauke Nissen.
Der Jugendzentrumsleiter appelliert an die Erwachsenen, kein schlechtes Vorbild zu sein. Er habe Kinder gesehen, die "Flaschen zerschlagen" gespielt hätten. "Vorgemacht haben das Ältere", so Nissen. Oberschüler hätten "vorgeglüht", also Alkohol getrunken, bevor es zur Party ging. Erwachsene würden in den dunklen Ecken des Platzes urinieren.
Einen Vorschlag will Maschen auf keinen Fall verwirklichen: den Dorfplatz mit klassischer Musik zu beschallen.