Ach, was war die Welt doch in Ordnung, als Derrick freitags ermittelte, die Frisur im “Gard-Haarstudio“ gerichtet wurde, man die Hände in Tillys Spülmittel badete, der Kaffee von Frau Sommer kam und Prilblumen die Küche zierten.

Harburg. Mit glitzerndem Bühnenbild, Wabendeko und orange glänzender Plastiksitzecke entführten "Gisela" und "Jürgen" mit ihren Nachbarn "Monika" und "Lebensgefährte" das Harburger Theaterpublikum in die plastikbunte Welt der 70er. "Musik ist Trumpf - die Schlagerrevue der schrillen 70er" von Peter und Vico Malente wurde im Harburger Theater zum "Schlagerbeben": "Guten Morgen Sonnenschein", "Tränen lügen nicht", "Wunder gibt es immer wieder", "Im Wagen vor mir" und weitere Ohrwurmphänomene ließen die Besucher grinsen, emphatisch mitgehen und Tränen der Erinnerung lachen. Eine kleine Werbeschule gab es nebenbei: Von "Schauma-Schampoo" bis zum "General" durften überdimensionierte Seventies-Produkte über die Bühne paradieren.

Knut Vanmarcke bewies beim Kostümdesign Liebe zum Detail. Regisseur Dirk Vossberg dirigierte sein brillantes Ensemble - Christin Deuker, Peter und Vico Malente sowie Melanie Stahlkopf - durch einen glitzernden Bild- und Klangreigen. Die stärksten Momente bewies die Inszenierung freilich in den Momenten, wo sie sich selbst nicht so ernst nahm, nicht jeden Gag voll ausspielte und ein wenig dem Absurden zulächelte. Dann wurden subtile Ironie und private Nostalgie wirklich zum Ereignis.

Starker Moment: Wenn auf der blauflackernden Bühne die Tatort-Melodie ertönt - und Stefan Derrick den "Jungen mit der Mundharmonika" sucht. Zu vernachlässigen ein paar zu offensichtliche Gags: "Natürlich bin ich für die Frauenbewegung - besonders wenn sie rhythmisch ist" oder "...wie schreibt man Gymnasium?". Na, ja! Abgesehen von solch "Retro-Humor" bot "Musik ist Trumpf" einen Abend, der nicht nur ein kleines Schlager-, sondern auch ein garantiert nostalgisches Spaßbeben in den Herzen auslöste: Hingehen - "Dalli Dalli!"

Vorführungen bis 5. Februar im Harburger Theater.